laut.de-Kritik

Hemmungloses vom anderen Ende der Welt.

Review von

In den Sparten Dub, Reggae und Soul hat Neuseeland bereits so manche Perle hervor gebracht. Ein derart frecher Stilmix, wie ihn diese Herren kredenzen, ist mir jedoch auch vom anderen Ende der Welt schon lange nicht mehr untergekommen.

Wie ein Donnerschlag eröffnet "Come To Me" das vierte Studio-Album der Combo um Sänger und Songwriter Barnaby Weir: Wuchtige Bässe treffen auf Gitarren, die direkt aus Rock, Funk oder Soul in ein dubbig waberndes Reggae-Umfeld transplantiert wirken. "It's a crazy situation", auf seine Erwartungen sollte man sich besser nicht verlassen.

Frech viel Funk durchzieht "Slingshot": Auch hier bildet ein hallender Offbeat-Groove die Basis. Dieser werden Gitarre, wie in abgedrehten Jazz-Improvisationen überschnappende Bläser und elektronische Effekte aufgepfropft. Man meint, es werde in zum Teil fast schon verstörender Manier all das zusammengepresst, was sich auf keinen Fall verträgt. Wie zum Trotz fügen sich dann aber selbst die widersprüchlichsten Elemente zu einer faszinierenden Einheit.

Am seltsamsten, weil am unerwartetsten, mutet in diesem Genre-Cocktail der Blues-geladene Gesang Weirs an, in dem immer eine Spur von Elvis mitzuschwingen scheint. Er macht sogar dann noch eine gute Figur, wenn er gerade, wie in "Love Is A Radiation", flankiert von cheesy Background-Gesang, in die Kitschecke schlittert.

Wie ein schnurrender Motor, der nur darauf wartet, dass der Fahrer endlich das Gaspedal durchtritt, strotzt "Afrophone" vor mühsam im Zaum gehaltener Energie. "Rotten Apple" kombiniert blecherne Drums, einen fies knarzenden Beat und Disco-Effekte zu einer funky groovenden, vorwärts schiebenden Nummer. All dies verdient ohne Einschränkungen das Prädikat "phantastisch".

Deutlich absehbarer geraten dagegen die eingängigeren Stücke. "Take Your Chances", das mit schmissigen Bläsern und fröhlicher Melodie Ska-Charakter entwickelt, der hübsch pluckernde Bass und die orgelnden Keyboards aus "Bulletproof" oder "The Bubble", das mir wie ein zu mächtiges Dessert ein wenig schwer im Magen liegt, verfügen zwar durchaus über nicht unerheblichen Reiz. Die volle Wirkung erzielen die Black Seeds jedoch immer mit absolut hemmungsloser Stiljonglage.

Trackliste

  1. 1. Come To Me
  2. 2. Slingshot
  3. 3. Take Your Chances
  4. 4. Love Is A Radiation
  5. 5. Send A Message
  6. 6. Make A Move
  7. 7. One Step At A Time
  8. 8. Bulletproof
  9. 9. Afrophone
  10. 10. Strugglers
  11. 11. Rotten Apple
  12. 12. The Bubble
  13. 13. Make A Move Dub

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