Porträt

laut.de-Biographie

Yello

1977 ist das Datum, das die Geburtsstunde der Elektroniker von Yello markiert. Yello gelten mit einigen anderen Vertretern des Genres zu den Formationen, die elektronische Musik in der Popmusik fest verankerten.

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Wie das Leben so spielt, führen die Wege zweier Personen zur selben Zeit an den selben Ort. Boris Blank und Carlos Peron treffen sich in einem Testlabor für Autos. Beide sind sie mit Geräten bewaffnet, um Motorgeräusche aufzunehmen. Durch dieses Treffen angespornt, tun sich die zwei zusammen, experimentieren mit Rekordern herum und fügen aus den aufgenommenen Geräuschen Songs zusammen.

Weil die beiden der Ansicht sind, dass ihre Musik auch stimmlich umgesetzt werden soll, suchen sie sich einen Vokalisten. Fündig werden sie beim Profizocker, Maler und Aktionskünstler Dieter Meier, der damals noch in einer Band namens The Assholes musiziert. Der Vorschlag, es mit dem Mann mit der tiefen und markanten Stimme zu probieren, kommt von einem Besitzer eines Zürcher Import-Plattenladens, der Meier vorschlägt.

Jetzt muss nur noch ein geeigneter Bandname her, dann kann es los gehen. Meier kam mit dem Wortspiel Yello rüber, das sich aus 'A Yelled Hello' zusammen setzt. 1979 veröffentlichen sie ihre erste Maxi auf dem Schweizer Underground Label Periphery Perfume. 1980 führt sie ihr Weg in die USA, wo sie geradezu hofiert werden. In den Staaten feiert man exzessiv die Discowelle ab, Yello liefern dazu den Underground-Soundtrack.

Sie ziehen einen Plattenvertrag an Land und schon der zweite Release "Bostich" avanciert zum Hit in den Clubs. Der Witz an der Geschichte: In den USA ist man der Meinung, es mit schwarzen Musikern zu tun zu haben. Die Menge staunt nicht schlecht, als zwei Schweizer Weißbrote unter dem Namen auftreten.

Yello ist aber noch nie ein reines Musikprojekt gewesen. Schon zu Anfangszeiten drehen sie ihre Videos selbst und sind auch außerhalb des Bandkontextes künstlerisch aktiv.

Mit der Zeit entwickelt sich die Band vom Insidertipp weg, hin zur Begleitmusik für alle Hipsters dieser Welt. Schräg, manches Mal komisch anmutend und immer unberechenbar, so präsentieren sich Yello der Öffentlichkeit. Nach dem dritten Album "You Gotta Say Yes To Another Excess" verlässt Peron Blank und Meier, um sich einer Solokarriere zu widmen, was keinerlei negative Auswirkungen auf den kommerziellen Erfolg hat, im Gegenteil.

So richtig ab geht die Post erst nach Perons Ausstieg mit dem Album "Stella" (1985) und dem Track "Oh Yeah, der gefühlt in jedem dritten Hollywood-Streifen auftaucht. Als Begleitung zu Werbespots, als Titelmelodie für Musiksendungen (hier vor allem "The Race"), Yello-Songs finden immer mehr den Weg in den Mainstream.

Ihre Karriere als Musiker verfolgen die Schweizer überaus unangestrengt. Nach den ersten Megahits haben sie auch kommerziell nicht den Druck, sich an Trends anpassen zu müssen. Zwar variieren sie ihren Sound immer wieder, aber unverkennbar steckt hinter allen Songs die klangmalerische Handschrift Boris Blanks. Mit den Jahren verringert sich zwar die Schlagzahl, in der Yello Alben veröffentlichen, aber auf ihre treue Fanschar können sich die beiden stets verlassen.

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Die technoidere Seite der beiden weicht in den 200ern einem softeren Touch. So integrieren sie vermehrt jazzige Elemente in ihre Songs, wobei die tanzbaren Nummern nicht fehlen dürfen. "Touch Yello" wartet gar mit dem deutschen Star-Trompeter Till Brönner auf. Ganze sieben Jahre dauert es dann wiederum, ehe mit "Toy" ein weiteres Studio-Werk zu bewundern ist. Dazwischen schieben Blank und Meier mit Yello By Yello - The Anthology" eine umfangreiche Werkschau, ehe sie 2014 den Echo für ihr Lebenswerk einheimsen.

Im selben Jahr erscheint zudem Dieter Meiers erstes Album unter eigenem Namen: "Out Of Chaos". Produziert von u.a. NACKT (ehem. Warren Suicide) und Technorocker T.Raumschmiere zeugt es von großem Schaffensdrang. Mit dem Album geht er sogar auf Tour, was wohl einen nachhaltigen Eindruck auf Meier gemacht haben muss. Denn 2016 platzt die Bombe: Yello geben zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte Live-Konzerte. An vier aufeinanderfolgenden Tagen geben sie mit vier Konzerten zwischen dem 26. und 30. Oktober 2016 im Berliner Kraftwerk ihr Live-Debüt. Das Happening halten sie auch mit der Kamera fest. Schlicht "Live In Berlin" betitelt findet das Konzert im November 2017 auch seinen Weg in die Wohnzimmer. Nach drei Jahren Pause kehrt das Duo im August 2020 mit "Point" auch wieder im Studio-Format auf die Bildfläche zurück.

Das Duo versucht stets, seine Eigenständigkeit zu bewahren. Die kongenialen zwei ergänzen sich dabei hervorragend. Hier Boris Blank, der seinem Counterpart Meier die Steilvorlagen mittels Klangbildern auf dem Silbertablett serviert, dort Meier, der mit seinem rhythmischen und sprachlichen Geschick die Ideen seines Partners veredelt.

Neben den musikalischen Aktivitäten ist es vor allem Dieter Meier, der abseits der Musik andere Betätigungsfelder sucht. Neben vereinzelten Spoken Word-Performances und Versuchen als Schriftsteller ("Hermes Baby") macht er sich auch als Öko-Bauer, Rinder-Züchter, Winzer und Restaurant-Betreiber einen Namen. Die Bioprodukte, die er in Argentinien herstellen lässt, tischt er seinen Gästen im Zürcher Restaurant Bärengasse auf. Wie praktisch! Blank dagegen bleibt bei seinen Leisten und veröffentlicht 2024 sein drittes, avantgardistisches Soloalbum "Resonance".

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Yello - Point: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2020 Point

Kritik von Alexander Cordas

Die Eidgenossen liefern eine Punktlandung nach der anderen. (0 Kommentare)

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