15. Januar 2002

"Wir treten wesentlich mehr Arsch als HIM!"

Interview geführt von

Dass Finnen nur im alkoholisierten Zustand anständige Sätze heraus bringen, mag im Allgemeinen stimmen. Bei To/Die/For reicht aber scheinbar schon ein Arsch voll Bohnen.

Hi, wie geht es euch?

Tommy: Im Augenblick wirklich klasse, dass Essen hier ist super. Schnapp dir einen Teller und hau rein. Für dich reicht's bestimmt auch noch

Danke, ich hab gerade gegessen.

Tommy: Oh, Dein Mikro musst du Jape hinhalten, der hat am meisten Power.

Jape: Ja, im Augenblick vor allem in meinem Arsch!

Wieso, gab's Bohnen?

Tommy: Auch, ja.

Na dann viel Spaß im Nightliner. Wie läuft die Tour denn bisher?

Tommy: Geht so, die Reaktionen auf uns sind nicht sonderlich enthusiastisch, aber das ist ganz und gar nicht unser Publikum. Ich weiß echt nicht, was sich Nuclear Blast dabei gedacht haben, uns mit Lacrimosa auf Tour zu schicken, da deren Publikum doch extrem auf Thilo und Co. fixiert sind. Den einen oder anderen Fan können wir vielleicht erreichen, aber letztendlich ist das wohl nicht sonderlich sinnvoll. Die Leute stehen größtenteils nur da und wissen gar nicht, was sie von uns halten sollen. Wir sind nun mal definitiv keine Gothik Band.

Warum habt ihr eurer Album eigentlich "Epilogue" genannt? Wolltet ihr euch danach auflösen, oder euren Stil massiv verändern?

Tommy: Ja klar, wir haben schon oft darüber nachgedacht uns aufzulösen (grinst). Irgendwie stellt sich der Erfolg nicht so ein, wie wir uns das erhofft haben. Wenn man sieht, wie andere Bands, die einen ähnliche Sound fabrizieren, megamäßig absahnen und Du selber auf der Stelle trittst, fängt man irgendwann an, zu zweifeln. Es sollte schon irgendwie vorwärts gehen. Schließlich sind wir in dieser Band um reich und berühmt zu werden, haha.

Kann ja noch werden. Auch auf "Epilogue" hat euch Tanya von Lullacry unterstützt. Kann man auf der nächsten Scheibe auch mit ihr rechnen?

Jape: Tanya rockt, sie hat einfach eine verdammt tolle Stimme. Ich denke schon, dass wir noch mal mit ihr arbeiten werden, wenn uns ein weiblicher Gesang vorschwebt. Das ist auf jeden Fall einfacher, als eine feste Sängerin zu integrieren, was aber nicht in Frage käme.

Wie sieht es denn mit dem Songwriting für das nächste Album aus?

Tommy: Wir haben schon wieder jede Menge neues Material. Viel Rohmaterial und auch schon fertige Songs. Nach der Tour werden wir ein paar Demos einspielen und dann sehen wir weiter. Im Augenblick ist es noch nicht raus, ob wir bei Nuclear Blast bleiben, oder zu einem anderen Label wechseln werden. Wir müssen sehen, wie die Verträge aussehen, wir sind noch am verhandeln. Ist alles gerade etwas strange.

Was war eigentlich mit J.P., eurem alten Gitarristen?

Jape: Er ging, wie er nicht mehr touren wollte.

Tommy: Ja, und ich kann ihn voll und ganz verstehen (alle lachen).

Jape: Er wäre gern noch in der Band, aber das Touren war einfach nicht sein Ding. Er war ein verdammt cooler Typ und ein klasse Gitarrist, aber seine Familie war ihm wichtiger, was verständlich ist. Es war eine sehr persönliche Entscheidung von ihm, zu gehen.

Wer ist der neue und wird er bleiben?

Tommy: Das ist Roope, er ist so was wie ne finnische Gitarrenlegende. Früher hat er bei Waltari gezockt und jetzt begleitet er uns auf dieser Tour. Ob er auch weiter bei uns bleibt, darüber werden wir im Anschluss alle zusammen entscheiden. Er wäre als neuer Einfluss aber willkommen, da er etwas mehr diesen Rock'n'Roll Stil spielt.

Wer ist bei euch fürs Songwriting verantwortlich?

Tommy: Das ist Japes Job.

Jape: Die Songs schreibe ich eigentlich alle auf einer Akustik- Gitarre. Ich singe auch gleich dazu, von daher achte ich sehr darauf, dass es gute und griffige Melodien sind. Die Melodien sind bei uns sowieso das wichtigste. Wie wohl bei 90 % aller Metal Bands schreibe ich die besten Songs, wenn ich nicht gerade in der besten Stimmung bin.

Ihr wurdet ja des öfteren mit HIM verglichen, bzw. in Verbindung gebracht. Fandet ihr das hilfreich, oder eher störend in eurer Karriere?

Tommy: Teils, teils. HIM haben schon einige Türen geöffnet, aber ich könnte wirklich nicht behaupten, dass wir so große Ähnlichkeiten haben. Jape singt doch vollkommen anders als Ville. Außerdem treten wir wesentlich mehr Arsch, als das, was von HIM in letzter Zeit auf den Markt kam. Mal ganz davon abgesehen, dass wir schon aktiv waren, als HIM noch gar nicht existierten. Ich will hier jetzt nicht auf denen rumhacken, aber die Vergleiche gehen mir echt auf die Nerven.

Auf eurer Homepage war ein Posting, dass Tommy verzweifelt wäre. Warum das?

Tommy: Meine Freundin hatte mich verlassen und deswegen war meine Stimmung natürlich auf dem Tiefpunkt. Inzwischen ist sie aber wieder zu mir zurückgekehrt, somit kann ich wieder mit einem Dauergrinsen durch die Botanik latschen.

Dann würde mich jetzt nur noch interessieren, was gibt es in eurem Leben, für das ihr sterben würdet?

Tommy: Meine Freundin, für was denn sonst.

Jape: Ganz klar, meine kleine Tochter. Für die würde ich alles tun, vielleicht noch für ein paar anständige Grippemedikamente. Wir sind alle erkältet, das es im Bus so zieht und hier so kalt ist.

Ihr seid doch Finnen. Ich dachte, ihr rennt hier in Shorts rum und kauft euch Sonnencreme ...

Tommy: Stimmt, kannst du mir welche leihen, hahaha!

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT To/Die/For

Dass man in Finnland außer Rentierhirte oder Vollblutmusiker nicht viel werden kann, mag ein Gerücht sein. Tatsache ist, dass es jede Menge hochkarätige …

Noch keine Kommentare