Porträt

laut.de-Biographie

The Mountain Goats

Die Musik der Schneeziegen durchweht eine starke existentialistische Note. Melancholische Klangbilder mit John Darnielles naselnder Stimme als Wiedererkennungsmerkmal machen sie zu einem der einprägsamsten Acts der amerikanischen Indie-Szene. Eine solide Fanschar hält den dunklen Songs der Goats seit Jahren die Treue, pilgert zu jedem ihrer Liveauftritte und saugt alles rund um die Band wie ein trockener Schwamm auf.

The Mountain Goats - Jenny From Thebes
The Mountain Goats Jenny From Thebes
Der "Rockoper" mangelt es an Grandezza und Konfetti.
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John Darnielle, dichtender Sänger, Gitarrist und kreatives Zentrum, gründet die Mountain Goats 1991 im sonnigen Süden Kaliforniens. Während seine Klassenkameraden nach der Schule mit dem Surfboard an den Strand verschwinden, hört sich Darnielle "Das Dschungelbuch" an. Nach der High School beginnt er eine Ausbildung zum Krankenpfleger in einer psychiatrischen Klinik. In seiner Freizeit zieht er sich in den Keller der Anstalt zurück und spielt auf seiner Akustikgitarre.

Nebenbei nimmt er einige Songs auf Kassette auf und verkauft die Tapes über einen Freund. Auf dem Label Shrimper erblicken so zahlreiche Mountain Goats-Tapes das Licht der Welt und machen Darnielle lokal bekannt. Er schreibt sich für Englisch an der Uni ein und nebenbei fleißig neue Songs. Nach dem Abschluss widmet er sich voll der Musik und begib sicht durch die Lande auf Tour.

Anfangs zupft Rachel Ware die Basssaiten, später dann Peter Hughes, der lange Jahre zum Line-Up der Goats gehört. Zahllose Beiträge für Sampler, Dutzende Releases in Form von Kassetten und ununterbrochenes Touren tragen die lyrischen Songs von Darnielle in alle Ecken der USA und bescheren der Band einen kultigen Underground-Status. 1994 veröffentlichen die Goats mit "Zopilote Machine" schließlich ihr Vinyl-Album-Debüt.

Selbstredend, dass die Liebe zu Tapes auch weiterhin gepflegt wird, schließlich schreibt Darnielle die Songs im Akkord. In die Hunderte soll deren Zahl bereits zum Jahrtausendwechsel gehen, wenn man gut informierten Fanquellen Glauben schenkt. 2003 wechseln die Goats zum traditionsreichen britischen Indie-Label 4AD, wo im selben Jahr der Longplayer "Tallahassee" erscheint.

2005 wählt die einflussreiche Zeitschrift New Yorker John Darnielle zu den größten zeitgenössischen Textern der USA. Eine Auszeichnung, die ansonsten Hip Hop-Künstlern vorbehalten ist. Eine Eindruck der unverminderten lyrischen Ausdruckskraft des eigenwilligen Sängers findet sich auf dem im selben Jahr erscheinenden Album "The Sunset Tree", das Darnielles melancholische Ader einmal mehr nach außen kehrt.

Dieses Album wird plötzlich nicht nur von Fans, sondern auch vom Rest der Welt ebenso beachtet wie verstanden. Die autobiographische Platte gilt weithin als Meisterwerk. Es ist das bislang kommerziellste Album dieser Band, das Folk und Pop wunderbar vereint.

Auf "Get Lonely" (2006) kehrt dafür wieder Ruhe ein. Ungestümer präsentiert sich die Band auf "Heretic Pride" (2008), auf dem St. Vincents Annie Clark einige Gitarrenakkorde und Backing Vocals beisteuert, und dem 2009er-Werk "The Life Of The World To Come", das eine musikalische Reise durch die biblische Metaphorik bietet.

Dass Darnielle zu einen der großen seiner Zunft zählt, untermauert er zweimal mehr mit den Alben "All Eternal Deck" (2011) und dem mit Bläsern versetzten "Transcendental Youth" (2012).

Auch die Geburt von Söhnen eins und zwei beeinträchtigen seine Kreativität nicht. 2014 erscheint sein Romandebüt "Wolf in White Van", der es auf die Bestseller-Liste der New York Times schafft und für mehrere Preise nominiert wird. Im April 2015 erscheint zudem ein neues Album seiner Goats, "Beat The Champ", das sich mit professionellem Wrestling auseinander setzt. Oder eher mit seinen Kindheitserinnerungen daran. "Damals war das noch billige Unterhaltung für die Arbeiterklasse. Man musste viel Phantasie mitbringen und wurde fürstlich entlohnt. Ich habe diese Songs geschrieben, um wieder diese Bilder aus Feuer und Blut zu finden, die ich damals als Kind mit mir trug. Und um zu sehen, ob noch mehr dahintersteckt, nun da ich erwachsen bin", erklärt Darnielle dazu.

2015 markiert auch den Eintritt von Multiinstrumentalist Matt Douglas in die Band, womit das nun viele Jahre stabile Quartett Darnielle, Hughes, Wurster und eben Douglas das einstige Soloprojekt in ein echte Band verwandelt. Die Band überzeugt in den nächsten Jahren mit völlig unterschiedlichen Werken wie dem 80er atmenden "Goths" 2017, der Rockoper "In League With Dragons" 2019, dazwischen legt Darnielle das nur von ihm verantwortete "Songs For Pierre Chuvin" vor, dem rockigen "Getting Into Knives" 2020 und dem elektrischen "Bleed Out" 2022. Nur mit "Dark In Here" von 2021 nimmt die Folk-Band ein Folk-Album auf.

2023 legt das Quartett "Jenny From Thebes" nach.

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Surftipps

  • Mountain Goats

    Online-Heimat der Goats mit Dates, Bio und großer Diskografie.

    https://www.mountain-goats.com/

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