21. Mai 2019

"Mein Favorit ist der QOTSA-Drummer"

Interview geführt von

Wir sprachen mit Slim Jim Phantom, dem einzigen bekannten im Stehen spielenden Schlagzeuger der Welt, über das neue Stray Cats-Album "40" und die kommende Tour. Jim hat gerade in Los Angeles gefrühstückt und bringt zum Interview auch seinen Hund mit. Ihm verdanken wir, dass Surf-Sound durch die 80er-Jahre wieder populär wurde und bis heute ein Thema in der Rockmusik ist.

Im Juli 2019 kommen die 'Streunenden Katzen' wieder mal auf deutschen Bühnen. Dass die Stray Cats die Rock'n'Roll-Szene schon seit 40 Jahren bereichern, führt zwar weit in die Vergangenheit zurück. Doch noch viel weiter greift der Bogen, den das Trio in die Anfänge der Rockmusik schlägt. Bis zu Buddy Holly entführen sie ihr Publikum auf ihrer Zeitreise. Gleichwohl erklärt uns Schlagzeuger Slim Jim, weshalb er die Band für hochmodern hält.

Hi Jim, eure aktuelle CD beginnt mit dem Song "Cat Fight (Over A Dog Like Me)". Hast du denn eine Katze oder einen Hund, und wofür steht die 'Cat Fight'-Metapher?

Slim Jim Phantom: Ich habe zwei Katzen und einen Hund, aber die Katzen kämpfen nicht miteinander. Der Song ist metaphorisch gemeint, ja, es geht um zwei Frauen, die sich wegen eines 'heiß' angezogenen Mannes in die Haare kriegen. Also, das Lied handelt von Menschen.

Zum zweiten Song auf der CD "Rock It Off" würde ich mit dir gerne über Musiktheorie sprechen.

Jim (redet drauf los, ohne die Frage zu kennen): Wenn du dich 'bluesy' fühlst, dann rock es einfach weg. Action beginnt, Gitarren spielen. Dann wird deine Stimmung ganz allmählich besser. Das Lied ist an Boogie-Woogie angelehnt.

Was ist denn deine Rolle als Schlagzeuger in dem Song?

Jim: Das Schlagzeug gibt den Backing Beat, damit ihr was zu rocken habt. Ich bin das rockende Element in "Rock It Off".

Ihr hattet einen Hit mit "Rock This Town", jetzt gibt's "Rock It Off"; gehen diese Songs denn auf Brian Setzer zurück?

Jim: Diese beiden Songs sind Brians Ideen, wobei er sich da, schätze ich, auch einer gängigen Praxis bedient, dass Rock schon im Titel vorkommt. Denkt mal an "Rock You Like A Hurricane"! (lacht)

Einer der wenigen deutschen Rock-Hits. Rar dagegen ist die Formulierung "I've got love - if you want it" - "Wenn du möchtest - dann hätte ich Liebe für dich." Geht es da um einen Mann, der als Prostituierter arbeitet?

Jim: Nein, wobei das natürlich auch ein Song von Brian ist und man im Zweifel ihn fragen müsste. Ich als Schlagzeuger kann nur raten. Ich würde sagen: "Du willst mit mir zusammenkommen und ich bin hier für dich."

Das macht es also relativ einfach in Zeiten von Online-Dating?

Jim: (lacht verschmitzt, sagt aber nichts)

Hast du das mal probiert?

J (Entrüstet): Nein.

"Cry Danger" ist mein Favorit auf "40", weil es so eine psychedelische Stimmung trägt.

J: Stimmt, da steckt etwas Düsteres von der Tonalität her drin. Ich merke das selbst, wenn ich es auf den Tom Drums spiele. Das mag ich, weil du einen dunkleren Sound erhältst. Übrigens mache ich darin auch die Background Vocals.

Werdet ihr das Stück auf Tour spielen oder ist das ein reiner Studiotitel?

J: Ob wir das live spielen, sind wir nicht sicher. Das weiß ich noch gar nicht. Wir werden das bei den Proben sehen.

Das wäre schön: Der Track ist auf eine gewisse Art statisch, stoisch, und ich finde dadurch auch spannend, hat Thrill.

J: Stimmt, das könnte ein guter Live-Titel sein. Das ist eine gute Idee. (Jims Hund beginnt zu bellen, sehr hoch, schrill und auch nicht rhythmisch.)

Ihr habt die kürzesten beiden Songs als Single ausgesucht. Die Kriterien, nach denen man Singles auswählt, haben sich durch Streaming-Portale etc. gewandelt. Was sind für euch heute die Kriterien, eine Single auszuwählen?

(Übertönt von Hundegebell; aber Jim lässt sich nicht aus der Ruhe bringen): Nun ja, die Single war eben der Song, auf dem wir am besten zeigen, was wir tun. "Cat", das symbolisiert sowas wie 'schnell', und das wollten wir dem Album voranschicken, weil "Cat Fight" die Idee der neuen Platte erfasst. Der Song kommt auf den Punkt, hat einen witzigen Text, ein großartiges Gitarrensolo, aber fasste alle Aufnahmen am besten zusammen und war auch der erste Titel, den wir in diesen Sessions aufnahmen. Somit wurde das die erste Single.

In "I Attract Trouble" finden wir recht dominierenden Surf-Sound. Hier scheint der klassische Rock'n'Roll als Einfluss nicht so stark durch. Aber ihr nennt ja auch Gene Vincent als Inspiration. Und das Lied hier klingt sogar mehr nach Dick Dale.

J: Hm ja, das liegt in der Gitarre begründet.

In der Gitarre?

J: In der Gitarre, sicher, Surf-Guitar Sound ...

Macht es denn für dich als Schlagzeuger einen Unterschied, diese verschiedenen Stimmungen auszudrücken?

J: Die Stimmung ist etwas verschieden, aber der Beat wird derselbe sein, Surf-Beat hat ... okay, jetzt wird es sehr theoretisch, 'dim dim da da / dim dim daaa / doom doom dadda / dim dim doah!' Das wird auf einem Surf-Song so sein wie auf einem Rock-Song. Dieses Gefühl, also: Ich selbst werde beim Spielenbei einem Rock-Titel dasselbe Gefühl haben wie bei einem Surf-Song. Aber, klar, das verändert die Stimmung des ganzen Songs eindeutig.

Wer außer Dick Dale ist noch prominent im Surf Sound? Was hörst du selbst dir an?

J: Für Surfmusik waren das die Beach Boys, Jan & Dean, The Ventures, The Rip Chords, The Cobras – ich denke, da gibt's einige berühmte Westcoast-Surf Bands.

Wie hast du die alle denn entdeckt?

J: Ähm ... Wahrscheinlich übers Radio, über die Beach Boys. The Beach Boys waren sehr populär im Radio in den Staaten. Ich dürfte die wohl einfach im Radio gehört haben. Und "Wipe Out" von den Ventures war ein großer Instrumental-Hit.

"Elvis bedeutet Energie, Essenz, Emotionen."

Was bedeutet der Titel "Three Time's A Charm", und ist das denn angenehm, so einen repetitiven Sound im Stehen zu spielen? Stehst du im Studio beim Spielen auch?

J: Ja, ich stehe auch im Studio, ja. Repetitives Muster, naja. Die Idee, war einen alten Gene Vincent-Song-Rhythmus zu haben. Wir 'inkorporieren' den Schlagzeug-Part in den Songtext hinein, "Once! Boom! Twice! Boom! Boom-boom-boom, three times, bum"
Das haben wir auf einem alten Gene Vincent-Album gehört.

Gene Vincent ist nicht sonderlich bekannt in Deutschland ...

J: Wirklich? Gene Vincent hat "Bebop-alula" gemacht, das kennt wahrscheinlich jeder. Er war ein wirklicher Held für die Rockabillies, hat vier bis sechs sehr erfolgreiche Alben gehabt, und er tourte immerzu, auch in Europa, die ganzen 50er Jahre hindurch und dann auch Anfang der 60er Jahre. Er starb beim Autounfall, bei dem auch Eddie Cochran ums Leben kam. Er ist eine sehr herausragende Figur in der Rockabilly-Kultur, eine großartige Persönlichkeit, Rockabilly-Persönlichkeit. Großer Sänger!

"Messed Up" auf dem neuen Album klingt von der rhythmischen Struktur her wie der Elvis-Hit "All Shook Up". Ist das falsch so zu denken?

J: Oh, ich denke Brian hat den auf Basis eines Blues-Songs geschrieben. Da rate ich jetzt selbst nur, denn die Essenz hinter seinem Schreiben kenne ich nicht. Es könnte "All Shook Up" mit dahinter stecken, auch vielleicht ein alter Ray Charles-Song , vermute ich. Im Grunde wollten wir einen Shuffle-Track. Rockabilly, Shuffle ist der Beat. ... Yo, es war einfach eine gute Zeit, Gelegenheit für einen Shuffle-Track.

Vor etwa 20 Jahren hast du mal ein Album mit den Swing Cats gemacht über Elvis, ein Tribute-Album, "A Special Tribute To Elvis". Bist du ein Elvis-Fan?

J: Ja, muss man ja sein! Oder? Ich denke, Elvis ist so ziemlich alles. Er hat alles losgelöst, was später kam. Für alles, was nach Elvis kam, ist er verantwortlich. Elvis hat all die anderen Rockabilly-Artists inspiriert. Die British Invasion hat er inspiriert und alles seither.

Du bist 1961 geboren, fühlst du dich auf eine Art und Weise zu spät geboren? Vermisst du etwas? Ist es für dich eine Mission diese 50er-Jahre Rock'n'Roll-Kultur zu bewahren?

J: Ja, vielleicht war das so am Anfang. Für uns alle wohl: Als wir auf diese Musik stießen, liebten wir sie so sehr. Dem wandte sich jeder zu. Nun, wir waren keine Teenager in den 50ern, das ist wahr. Aber ich denke, die Energie, die Essenz und Emotionen aus dieser Musik haben wir erfasst. Ich denke, junge Kids können das alles auch heute noch daraus ziehen. YouTube hat es doch sehr einfach gemacht, Elvis Presley für sich zu entdecken, oder Gene Vincent, Eddie Cochran, Buddy Holly, Jerry Lee Lewis. Es ist sehr einfach, das Material heute zu finden. Ich denke sogar, jeden kann das aus demselben Gefühl heraus berühren, das wir erlebt haben.

Ich habe in einem PR-Text gelesen, dass es dich fasziniert, wenn "the modern is hitting the traditional", das Moderne auf Tradition trifft. Ich weiß gar nicht, ob es wahr ist, dass du das gesagt hast? Was sind die Aspekte des 'Modernen'?

J: Ja, doch, das ist von mir.

Was ist nun das Moderne an eurer Platte?

J: Oh, das Moderne ist meine Schlagzeug-Ausstattung. Aber es ist auch die Art der Aufnahme, denn du kannst in einer Live-Session aufnehmen und unterziehst es dann zum Editieren in ProTool, benutzt einen modernen Computer für klassischen RR Sound. Brandneuen Laptop, eine brandneue Abmisch-Konsole, und ich denke, du kannst ... du musst verbinden ... die Elemente, die dir zur Verfügung stehen, vermischen.
So kannst du einen alten Verstärker und ein altes Mikrofon nehmen und es mit einer brandneuen Konsole bearbeiten. Somit denke ich, musst du die Elemente aus beiden Welten, die dir zur Verfügung stehen, vermischen.

Jerry Lee Lewis hatte einen Schlaganfall Anfang März. Er ist eine Legende, und du kennst ihn, oder?

J: Jerry Lee Lewis ist einer der größten originalen amerikanischen Rock'n'Roll-Artists. Er war einer der ersten Leute bei Sun Records. So wie er dann weiter machte, ist Jerry Lee der härtest rockende Junge, und er wird noch nicht sterben wollen. Er wird noch mehr spielen (lacht), also macht euch keine Sorgen um Jerry. Ich denke, die Gigs, die er im Star Club in Hamburg in den 60er Jahren gemacht hat, führten zu einer wohl besten Live-Platten, die je gemacht wurden. Wir kennen ihn sehr gut. Und wir hoffen, es geht ihm gut. Jerry ist noch nicht 'durch'.

Hast du ihn mal persönlich getroffen?

J: Ja. Oh ja, ich hab eine Zeitlang mit ihm gespielt. Wir haben Jerry gut kennen gelernt.

Der achte Song nennt sich "When Nothing's Going Right, Go Left". Könntest du uns einen Tag beschreiben, als im letzten Jahr bei dir ein Tag komplett schief ging?

J: Oh, ich hatte mal einen Platten, und verspätete mich dadurch zu einem Termin. Da hab ich erst den Reifen gewechselt, kam dann aber doch ein kleines bisschen zu spät (lacht) - habe dann den Flieger verpasst und musste den nächsten nehmen.

Dann haben wir auf dem "40"-Album "Mean Pickin' Mama". Dein Bandkollege Lee spielt ja einen Double Bass. Hier hört man diese Soundfarbe sehr dominant. Wie beeinflusst das Instrument die Gruppendynamik unter euch drei, je nachdem, wer wann ein Solo spielt und wie ihr eure Anteile auf drei Minuten verteilt?

J: Also in der Tat spielt der Double Bass eine sehr große Rolle, wenn du den Schlag auf die erste Note setzt und das dann 'Tschumm bubbubbubumm tschum bubbububbubumm' klingt, und zugleich kriegst du vom Zupfen der Saite einen Sound - das ist der historische Sound seit - denke ich - den Bluesplatten der 50er Jahre. Eine Menge vom Stray Cats-Sound beruht auf diesem Double Bass. Das gibt uns definitiv einen spezifischen Klang für alle unsere Platten, das ist unique und wahrscheinlich einer der wichtigsten Bestandteile von Rockabilly.

"I'll Be Looking Out For You" - dieses Lied scheint beeinflusst zu sein von der britischen Ska-Welle und Punk-Ska-Connection. Vor Kurzem erschien wieder ein Sampler darüber, wie der Reggae solche Bands wie The Clash beeinflusste. Kannst du dich an diese Zeit und den 'Spirit' dieser Zeit erinnern?

J: Oh yeah! Ich erinnere mich. The Specials waren damals allgegenwärtig, die waren Freunde von uns. Und klar hat man The Clash mitbekommen. Ich denke, jede Musik, die in dein Bewusstsein vordringt, führt dazu, dass du Teile davon benutzt. Ska und Reggae-Musik waren großartig. In den frühen 80ern beeinflusste definitiv alles jeden, weil dieses Vermischen so gang und gebe war. Was "I'll Be Looking Out For You" betrifft, hm, vielleicht ist da ein Punk-Einfluss dabei, aber ich würde sagen, eine harte Schlagseite Richtung Country-Feeling. So würde ich das beschreiben. Reggae-Einflüsse sind da vielleicht eher unbewusst.

Hast du jemals einen Reggae-beeinflussten Tune gespielt?

J: Nicht wirklich. Ich mag es zwar, das zu hören. Nun, in einer Bar mit Freunden haben wir das vielleicht auch gespielt ... aber da habe ich jetzt keine große Erinnerung.

"Sie waren damit beschäftigt, cool zu sein."

Warum genau seid ihr nach Nashville gegangen, um die Platte aufzunehmen?

J: Also, wir wollten von hier rauskommen, wo wir jeweils waren, Brian war in Minneapolis, Lee in Southern California, ich lebe in Los Angeles. Wir brauchten einen Ort, an dem wir schnell zusammenkommen. Der Producer, auf den wir zurückgreifen, Peter lebt in Nashville, und er kennt die Leute im Studio dort. Wir haben ausbaldowert, wo wir zusammen bequem schnell aufnehmen können. Und als wir entschieden, dass wir uns treffen wollen, da waren das wenige Anrufe, und Peter sagte, ihr könnt es in Nashville machen. So haben wir uns dafür entschieden.

Was ist dein Eindruck von Nashville, heute? Das ist natürlich bekannt als Country-Hauptstadt. Aber stimmt das noch oder ist das ein Stereotyp?

J: Ah ... Doch, ich finde, es ist ziemlich cool. Es war nicht mein erstes Mal in Nashville, aber wieder faszinierend. Wir waren dort oft in der Vergangenheit. Es sind faszinierende Musiker dort und das Country-Musik-Business: Die Büros sind dort. Die Studios, und die Labels, und die Manager. Somit hat es auf eine gewisse Art die Eigenschaft einer Management-Stadt. Eine Reihe von Straßen - vor allem der "Broadway" - sind aber auch gut gefüllt mit Live-Musik-Veranstaltungen und Plattenläden. Ich finde, es ist wirklich cool.

Euer Produzent Peter Collins, so las ich, hat zuvor mit der kanadischen ProgRock-Gruppe Rush gearbeitet, und für Bon Jovi ... Was hast du denn gedacht, als du erfahren hast, dass er dich oder euch produzieren wird?

J: Hm, er produzierte eine Menge Rockabilly-Acts. Zum Beispiel: Matchbox, das war eine der ersten Rockabilly-Bands in England. Peter hat auch einige von Brian Setzers Solo- und Big Band-Platten produziert. Wir haben also den Einfluss mehr aus dieser Art von Platten gezogen, die er auch gemacht hat. Er ist einfach ein guter Plattenproduzent. Es ist denke ich egal, wen du ihm gibst, er kann für jeden Platten produzieren. Spielt keine Rolle. Er hat die Fähigkeit, das Talent, und von den 80er Jahre-Acts hat er viele betreut. Wir haben uns mit ihm als Person verbunden, wir mochten es, wie er in unseren Songs seine Handschrift auferlegt. Es passte sogar auf natürliche Art zusammen.

Wenn Brian einen neuen Song schreibt, wie schaut das aus deinem Blickwinkel aus? Geht es darum, dass du der Drummer bist und Brian einen Service leistest, es spielst, wie er es haben will? Oder findet es statt, dass du ihn mit Ideen "zurück inspirierst"?

J: Er schreibt einen Song auf der Akustikgitarre. Sendet ihn mir zu, als MP3, aufgenommen von seinem Computer. Dann höre ich mir das an. Darauf folgt für gewöhnlich eine Drum-Beat-Idee, die dann aus mir herauskommt. Das läuft gut so. Ich verstehe seine Art und Weise, wie er komponiert, und füge dann etwas hinzu, einen Beat oder einen Teil des Songs, und dann versuchen wir uns zusammen zu setzen. Wir versuchen es, oder ich erreiche ihn am Telefon, dann spielen wir uns gegenseitig am Telefon etwas vor. Ich sage dann, hör mal, ich hab hier diesen Beat für den Song. Dann reagiert er, 'Oh, das ist gut' oder 'Ach, probier lieber diese andere Art von Beat', aber für gewöhnlich steigt er auf unsere Ideen auch ein.

Du wurdest in den frühen 80ern bekannt, als auf der einen Seite Drum Machines der letzte Schrei waren, und dann auch auf der anderen Seite fette Bass Drums in Mode waren, wie im Funk oder Synthie-Pop. Wenn du vergleichst, wie würdest du die Entwicklung der Soundästhetik beschreiben?

J: Freilich gab es Leute, die Vorstellungen abgemischt haben, imaginierte Drums, aber auch diese Leute haben Loops von zuvor live eingespielten Schlagzeug-Tonspuren verwendet. Oder sie haben Drum Machine und richtiges Schlagzeug nebeneinander her verwendet. Sie haben also Wege gefunden, beides zu matchen. Aber ganz verschwunden ist das Schlagzeug nie. Wirklich, ich habe in den 70ern angefangen Drums zu spielen, und damals gab es das Schlagzeug in der Musik schon sehr lange. Jede Firma, die Drums herstellt, entwickelt immer wieder neue gute Produkte, von daher wird das immer unverzichtbar sein. Und ich sehe eine ganze Menge guter Schlagzeuger da draußen –

Wen bewunderst du oder wer interessiert dich von den Drummern, die jünger sind als du?

J: Josh Freese ist ein guter Drummer, er spielt mit einer Reihe großer Bands. Mike Frisano, er ist ein exzellenter Drummer. Ein anderer Schlagzeuger, der mit den Eagles Of Death Metal spielt, heißt Vic, ein sehr guter Drummer! Und mein Favorit ist der Queens Of The Stone Age-Drummer, Jon Theodore.

Cool! Für euren musikalischen Stil als Stray Cats ist Coolness ein Markenzeichen. Ich weiß ja nicht, ob es cool ist, über Coolness zu sprechen. Aber versuchen wir's. Wie entsteht Coolness? In den 1950er, späten '40er Jahren hatten wir da einige Filmstars, die das repräsentierten, wie Marlon Brando, James Dean, diese Attitude.

J: Sich mit sich im Reinen zu fühlen, ist, glaube ich, der beste Ansatzpunkt. Nicht wirklich darum kümmern, was der Rest der Welt denkt. Versuchen, sich selbst zu gefallen. Und du blendest aus, was irgendwer anderes meint. In diesen Teenie-Filmen in den 50er Jahren kümmerten sie sich nicht darum, was ihre Eltern, Lehrer oder die Polizei dachten. Sie waren damit beschäftigt, cool zu sein. Sie folgten ihrem eigenen Pfad. Das macht einen großen Anteil daran aus: Mit sich selbst stimmig zu sein. Und du solltest dir keine Sorgen darum machen, was der Rest der Welt denkt.

Welche sieben Alben würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

J: Ähm ... Elvis Presley, "The Sun Sessions" ... Gene Vincent, "Rocks In A Blue Capsule", das zweite Album … Eddie Cochran, "Cherished Memories" … Chuck Berry, "After School Session" ... Wanda Jackson, "Rocking Gyal" ... hm, was noch? ... vielleicht Charlie Parker, "Live At Birdland" ... und ich würde The Everly Brothers dabei haben, "Greatest Hits".

"Greatest Hits" zählen nicht.

J: Zählen nicht ... ähm ... "Songs Our Daddy Taught Us" von den Everly Brothers.

Eine letzte Frage, die ich gerne in Interviews mitbringe: Feuer, Wasser, Luft und Erde: Welches Element hat dich in deinem Leben und deiner Musik am meisten beeinflusst?

J: Feuer. Weil ich Drummer bin. Das ist wahrscheinlich das, was jeder sagt, oder?

Schon, das kommt oft.

J: (lacht) Aber: Mein Vater war Feuerwehrmann!

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