laut.de-Kritik

Wer legt endlich mal diesem Bohlen Handschellen an?

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Deutschland ist empört! Der neue Superstar am DSDS-Himmel hat eine kriminelle Vergangenheit. Das Geschrei ist riesengroß. Ein "Musiker", der sich im Laufe seines Lebens auch mal in dunkleren Gassen rumgetrieben hat? Ja, wo kommen wir denn da hin? Das geht natürlich gar nicht. Obwohl, ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass sich in meinem CD-Regal ziemlich viele Alben von Künstlern tummeln, die irgendwann einmal auf die schiefe Bahn geraten sind. Die meisten von denen finde ich sogar richtig cool. Ich meine, Leute wie Paul McCartney, Keith Richards, Mike Ness, Johnny Cash, Ozzy Osbourne und Jimi Hendrix haben's oder hatten's doch drauf, oder? Daran ändern auch ein paar Tüten Gras, freche Ladendiebstähle oder die eine oder andere Kneipenschlägerei nichts.

Aber herzensliebe Omas um ihre Ersparnisse bringen? Hallo? Geht's noch? Das ist ja wohl genauso wenig Rock'n'Roll wie einem Schwerhörigem die Modern Talking-Sammlung von Mutti für viel Geld unterzujubeln. Böser Severino. Gar nicht gut. Ab in die Ecke mit dir! Oh, ich vergaß; da steht der Gute ja schon. Und das schon seit ein paar Wochen.

Single-Flops, Gerichtstermine, Ballermann-Debakel: Den Start ins große Pop-Business hat sich der Halb-Italiener aus der hessischen Kleinstadt Wächtersbach bestimmt anders vorgestellt. Und jetzt distanziert sich auch noch RTL von dem ehemaligen Call Center-Angestellten. Kann's noch schlimmer werden? Ja, es kann. Heute erscheint nämlich Severinos selbstbetiteltes Debütalbum.

Kann man mit Musik mehr Unheil anrichten als mit kriminellem Gedankengut? Allerdings, wobei man Severino zu Gute halten muss, dass er für den Großteil des Schadens, den das Album hinterlässt, am wenigsten kann. Sicher, seine Stimme klingt wie eine unter vielen - nämlich kantenlos und mit Scheuklappen in Richtung Schwiegermutter-Schoß schielend. Das klang in der jüngeren DSDS-Vergangenheit aber alles schon wesentlich schlimmer.

Der eigentliche Übeltäter dieses musikgewordenen Albtraums aus Plastik, Plastik und noch mehr Plastik hört wieder einmal auf den Namen Dieter Bohlen. Der braungebrannte Mach-aus-Murks-Moneten-Mogul greift bereits bei der Songtitel-Auswahl ins Klo. "Love Me Like This", "Hero Of My Heart", "Only For You", "Everytime You Touch Me", "Lonely Heart": Begrenzt ist das Leben, doch unerschöpflich ist die Liebe. Hast ja Recht, lieber Dieter. Nichts geht über gepflegte Stunden der Zweisamkeit. Doch man kann einen pinkfarbenen Luftballon auch so lange aufblasen, bis er platzt. Dann macht's Kawumm, und der Partner hat sich so erschreckt, dass er im Affekt erst einmal schallende Ohrfeigen verteilt.

Aber mit Schmerzen kennt sich Deutschlands bekanntester Camp David-Garderobenständer ja mittlerweile bestens aus. Wenn eine Künstler-Diskografie hierzulande flächendeckend für klaffende Wunden in den Gehörgängen gesorgt hat, dann ist es die von Dieter Bohlen. Auch anno 2015 beweist der ungekrönte König von Tötensen sein nicht tot zu kriegendes Gespür für klanggewordenen Kirmes-Mumpitz. Und so breiten sie sich wieder über die ganze Republik aus: Retorten-Beats aus dem hauseigenen Karibik-Keller, gepaart mit funkigen Ilja Richter-Gedenkeinwürfen und Melodien, die in etwa so viel Glanz versprühen wie eine leere Spraydose ("Love Me Like This", "Wild"). Ebenfalls wieder treu an Bohlens Seite: Casio-Bingo Bongos ("Jealousy"), Gitarren, für die man keinen Gitarristen braucht ("Only For You") und alles verklebender Honig aus Omas Weltkriegsvorratskammer ("Hero Of My Heart", "Across The Ocean").

Zum Ende hin grätscht der Pop-Titan auch noch den ehrwürdigen Righteous Brothers in die Parade ("Unchained Melody"). Jetzt reicht's aber! Da hilft auch kein berührendes Gedenken an Severinos verstorbenen Vater mehr ("Caruso"). Jetzt soll noch einer mit dem Finger auf den armen Severino zeigen. Der arme Kerl. Natürlich ist das Berauben alter Omas nicht zu entschuldigen. Wie gesagt: böser Severino! Aber wer legt endlich mal diesem Bohlen die Handschellen an? Dieser Sound hier ist nämlich fast genauso kriminell.

Trackliste

  1. 1. Love Me Like This
  2. 2. Hero Of My Heart
  3. 3. Wild
  4. 4. Across The Ocean
  5. 5. Only For You
  6. 6. Jealousy
  7. 7. All For One
  8. 8. Everytime You Touch Me
  9. 9. Lonely Heart
  10. 10. Tell Me Why
  11. 11. Unchained Melody
  12. 12. Caruso

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16 Kommentare mit 44 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    "Wer legt endlich mal diesem Bohlen Handschellen an?"
    Eine nur zu berechtigte Frage und längst überfällig! Diesem modernen Rattenfänger von Hameln gehört endlich das Handwerk gelegt.

  • Vor 8 Jahren

    Ich bin jetzt nicht unbedingt Bohlen Fan, aber hat sich vielleicht Mal irgendwer von euch die Frage gestellt, wieso der Mann so erfolgreich ist, wenn er denn so Scheiße ist? Müsste man den geläufigen Meinungen im Internet Glauben schenken, dann gäbe es wohl keinen einzigen Bohlen Fan ... wer kauft dann die CD's? Es ist und bleibt nicht meine Musik, aber das gleich als Verbrechen zu titulieren ist doch einfach nur lachhaft! Und ihr fragt euch wann der Mann damit aufhört? Vermutlich dann, wenn auch die CD's sich nicht mehr verkaufen ... aber kann ja nicht mehr lange dauern ... diesen Bohlen hört doch niemand (ACHTUNG IRONIE)^^

    • Vor 8 Jahren

      Jemand kann erfolgreich und trotzdem scheisse sein. Erfolg ist keine notwendige Bedingung für Qualität.

      Im letzten Teil Deines Beitrages triffst Du dagegen den Nagel auf den Kopf. Die bohlensche Dampfwalze wird solange weiter jeden Hauch von Musikalität zerquetschen, wie dumme Leute diesen Scheiss kaufen. Und leider gibt es viele dumme Leute.

    • Vor 8 Jahren

      Wer weiß, vielleicht kaufen manche die Machwerke auch nur, um sie ihren schlimmbestesten Freinden zu schenken. ;)

    • Vor 8 Jahren

      Schau 50 Shades of Grey. Das Buch ist ne Beleidigung gegen die Intelligenz. Es ist richtig, aber richtig schlecht geschrieben. So schreiben einige in der 7. Klasse. Hätte die Autorin aber nicht beim TV gearbeitet wäre es nie gehyped worden. Kontakte sind alles. Kenne so manche scheiß kleine Hipster Band die nur dank Daddy bissel Erfolg hat.

    • Vor 8 Jahren

      War klar, dass solche Neider wie KyleButler bei sowas wieder angekrochen kommen. Entweder selbst gescheitert oder gleich gar keine eigenen künstlerischen Ambitionen.

      Da bietet sich ein Severino der erfolgreich massenkompatible Popmusik macht natürlich als einfaches Opfer an um im Internet mal seinen Frust abzuladen. Ganz schwach von dir Kyle.

    • Vor 8 Jahren

      "Erfolgreich"

    • Vor 8 Jahren

      Der Bohlen hat in den 80ern einen Trend früh genug erkannt und ein paar Ohrwürmer-Melodien geschaffen, nach Blue System krähte nach zwei Jahren kein Hahn mehr, Modern Talking II lebte vom Retro-Charme und DSDS vom Hype. Der Mann hat bis auf seine paar MT-Hits doch eigentlich gar nichts gerissen und in den letzten zehn Jahren schon gar nichts mehr durch die Musik.

    • Vor 8 Jahren

      Schlecht getrollt, molten...

    • Vor 8 Jahren

      Molten, sagtest du ERFOLGREICH?
      DER?
      ERFOLGREICH?
      Du solltest Komiker werden, um deine eigenen küntslerischen Ambitionen verwirklichen zu können und nicht mehr so viel Zeit zu haben, Bildeske Kommentare unter Artikel über vertonte Scheiße abzugeben.

    • Vor 8 Jahren

      Was ich zu einem Künstler schreibe, musst du schon immer noch mir überlassen. Du solltest vielleicht auch erstmal abwarten, wie sich Severinos Album verkaufen wird, oder hast du vielleicht schon irgendwelche Zahlen? Nein? Dann halt mal den Ball flach, bevor du hier so einen uninformierten Stuss redest.

    • Vor 8 Jahren

      Dieter, bist du es?

    • Vor 8 Jahren

      An alle Troller, dann kann man ja nur sagen, wenn das so "schlecht" sein soll, was Dieter macht, tut es ihm gleich ;) Ich will ihn jetzt nicht gleich als Künstler verteidigen, aber bevor man da so schnell urteilt, soll man da gefälligst selber was machen.

      "Immer nur die selben Akkorde" - dann machts genauso wie er und schaut ob ihr Erfolg habt

    • Vor 8 Jahren

      Er hätte auch nicht den geringsten Erfolg, wenn er sich nicht jedesmal durch DSDS und ähnliche Medien selbst hypen würde. Den Typ kannte vorher keine Sau mehr, außer als lachhaftes Relikt der 80er.
      Da die Leute aber dumm genug sind, den selbsternannten "Poptitan" nun als solchen wahrzunehmen, meinen manche nun wirklich der Mann hätte musikalisch wenigstens Gespür für den Massengeschmack (mal die ganz verblödeten außer acht gelassen die ihn als ernsthaften Musiker sehen). Genau den hat er aber nicht im geringsten.
      Er ist absolut im 80er Sound hängengeblieben und versucht stehts auf neue durch dreiste Kopien, iwie an den Erfolg und Stil ernstzunehmender Pop Produzenten und Songwriter anzuknüpfen, was natürlich gnadenlos scheitert. Seine vermeintlichen "Nr 1 Hits" sind immer genau dann entstanden wenn selbst Furzgeräusche die Platte auf Platz 1 gebracht hätten (medial übertrieben gehypte Superstar Gewinner, etc.), wären ohne die Rahmenbedingungen allerdings stets in der Tonne des digitalen Sondermülls gelandet.

    • Vor 8 Jahren

      @Septimentus: "An alle Troller, dann kann man ja nur sagen, wenn das so "schlecht" sein soll, was Dieter macht, tut es ihm gleich ;) Ich will ihn jetzt nicht gleich als Künstler verteidigen, aber bevor man da so schnell urteilt, soll man da gefälligst selber was machen.

      "Immer nur die selben Akkorde" - dann machts genauso wie er und schaut ob ihr Erfolg habt"

      unrk hat im Wesentlichen schon alles dazu gesagt. Dieter Bohlens aktueller Erfolg als Komponist (Modern Talking und wie seine Projekte sonst noch so hießen mal außen vor gelassen) kommt dadurch zustande, dass ihm mit DSDS die Plattform geboten wird, die es braucht, um auch minderwertige Kost einer breiten Masse unterzujubeln. Das lässt sich auf uns Ottonormal- und Hobbymusiker doch überhaupt nicht übertragen. Wenn du uns, die Bohlens Kompositionen für ihre Minderwertigkeit anprangern, in der Beweispflicht siehst, ist das in etwa so vernünftig, als würde ich dich dazu auffordern, mir ein Millionenpublikum, das nötige Budget für eine vernünftige Produktion und einen Schönling, der halbwegs gut singen kann, zur Verfügung zu stellen.