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Noir Desir

Noir Desir - ein Name, der Wein- und Musikkenner verbindet. Warum? Denken die einen dabei an den guten roten Tropfen aus den Pinot Gris-, Syrah-, Diolinoir-Trauben, so denken andere an französischen Rockmusik-Hörgenuss. Die aus Bordeaux stammende Band, hierzulande leider weniger bekannt, gilt neben Mano Negra als wichtigster Vorreiter für den modernen französischen Rock.

Noir Desir: Cantats Comeback spaltet die Gemüter
Noir Desir Cantats Comeback spaltet die Gemüter
Ein Jahr nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis veröffentlicht Bertrand Cantat mit seiner Band Noir Desir zwei neue Songs. In Frankreich kochen die Emotionen hoch.
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Jahrzehnte lang mangelt es dem französischen Rock an neuen Impulsen, auf internationaler Ebene fristet er nur ein Schattendasein - zu inkompatibel scheint die französische Sprache zu sein, an der die national bewussten Franzosen festhalten. Doch Bands wie besagte Mano Negra (Debütalbum "Patchanka", 1988), die French Funk Fédération und natürlich der "King of French Rap" MC Solaar gehen mutigen Schrittes ihren Weg. Neben diesen Gruppen leisten Noir Desir, die schon auf dem zweiten Album 1989 nicht nur französische, sondern auch englische Texte verwenden, Pionierarbeit.

1987 erscheint mit "Ou Veux-tu Qu'Je R'garde" die erste Aufnahme der Band. Die Musiker Serge Teyssot-Gay (Gitarre), Frederic Vidalenc (Bass), Denis Barthe (Drums) um Frontman Bertrand Cantat überraschen die französische Rockgemeinde mit energischen Arrangements, die besonders von Cantats kräftiger und ausdrucksstarker Stimme geprägt sind.

Nach zwei weiteren Longplayern kommt 1992 "Tostaky" heraus. Eines von drei Alben, das die Band mit dem Amerikaner Ted Niceley produziert, dessen Arbeit bereits Fugazi und Tracy Bonham in Anspruch genommen haben. Den satten Sound ergänzen Cantats kritisch-radikale Texte, die von Faschismus, Rassismus und Korruption handeln. Fehlen darf da natürlich nicht die Kritik an Jean-Marie Le Pens Front National.

Nach den Studioaufnahmen und dem Livealbum "Dies Irae" veröffentlicht die Band 1998 "One Trip, One Noise". Das Album enthält gelungene Remixes der Künstler Franz Treichler, Al Comet und Gus Gus. Die Originaltracks stammen von den Platten "Tostaky", "666667 Club" und "Veuillez Rendre L'Ame". Mit der Manu Chao-Kollaboration "Le Vent Nous Portera" vom 2001er Album "Des Visages, Des Figures" gelingt den Franzosen auch international ein veritabler Indie-Hit.

Die Asterix-Nachfahren konzentrieren sich dabei vor allem auf ihre Rolle als Musiker. Sie hassen es, Interviews zu geben und verstehen es meisterlich sämtliche Marketing-Regeln nicht zu beachten. Deshalb zeigen sie dem Betrachter des Albumcovers von "Tostaky" auch nur ihre Rücken. Scheinbar sparen sie die ganze Energie, um diese auf ihren Live-Auftritten herauszulassen.

Mit ihrem meist rockenden, strammen, aber oft auch ruhig-melancholischen Sound erzeugt die Band eine ungeheure Bühnenwirkung, mit der sie die Zuhörer in ihren Bann zieht. Quietschende Gitarren, ungewohnte Klänge von Instrumenten aus dem arabischen Raum, Cantats ausdrucksstarke Stimme und der Einfluss französischer Chansons. Noir Desir: Melancholie, Zorn und übersprudelnde Energie.

Im Juli 2003 zeigt sich urplötzlich und für viele Freunde unerwartet, die extrem dunkle Seite des Noir Desir-Frontmanns. Bertrand Cantat wird festgenommen, weil er seine Freundin, die Schauspielerin Marie Trintignant, in einem Hotel in Vilnius so schwer verprügelt, dass sie ins Koma fällt. Cantat informiert den Notarzt viel zu spät und weniger Tage später erliegt Marie ihren schweren Verletzungen.

Nach dem Prozess verurteilt ein litauisches Gericht den Sänger im März 2004 zu acht Jahren Haft, 14 Monate später wird er nach Toulouse, Frankreich überstellt. Dort wird er im Oktober 2007 nach dreieinhalb Jahren Haft wegen guter Führung sowie finanzieller Entschädigung der Hinterbliebenen, aber unter Protest der Familie Trintignant vorzeitig entlassen. Den Platz in der Band haben ihm die drei anderen Mitglieder über die Jahre frei gehalten.

Bis auf ein paar Auftritte passiert bei Noir Desir während dieser Zeit wenig. Das soll sich eigentlich nach der Freilassung des Sängers, der sich weiterhin einer psychologischen Kontrolle unterwerfen muss, ändern. Im Herbst 2010 löst sich die Band aber dann doch auf - wegen "Unstimmigkeiten" zwischen Cantat und Gitarrist Serge Teyssot-Gay wie es heißt.

Cantat selbst unterschreibt noch vor der Freilassung einen neuen Plattenvertrag. Er darf sich zur Tragödie in Zukunft aber weder auf der Bühne noch in sonst irgendeiner Form äußern.

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Surftipps

  • Offizielle Seite

    Viel Material, aber wenig Aktuelles.

    http://www.noirdez.com
  • Fanpage

    Nix Genaues.

    http://www.noirdesir.org/
  • MySpace

    Artist Profil mit Hörproben.

    http://http://www.myspace.com/noirdesir00

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