Achim Bergmann, Mitbegründer des linken Münchner Outsider-Labels Trikont, ist im Alter von 74 Jahren gestorben.

München (mis) - Nur ein Jahr nach dem 50. Geburtstags seines linksalternativen Plattenlabels und Musikverlags Trikont, ist Achim Bergmann gestern gestorben. Er wurde 74 Jahre alt. Dies vermeldet die Facebook-Seite des Labels, flankiert mit einem Zitat von Hank Williams ("I'll never get out of this world alive!"):

Zusammen mit Eva Mair-Holmes gründete Bergmann das Label, das man gemeinhin mit Künstlern wie Hans Söllner, Georg Ringsgwandl, Funny Van Dannen oder Bands wie Attwenger, Kofelgschroa und LaBrassBanda assoziiert, 1967. Den Namen Trikont leiteten sie von der "Trikontinentalen Konferenz Der Völker Afrikas, Asiens und Lateinamerikas" ab, die 1966 in Kuba stattgefunden hatte.

Bald verschafften sie auch der Frauen- und Schwulenbewegung Gehör. 1972 erschien die erste Platte "Wir Befreien Uns Selbst", mit Kampfesliedern für Fabrikarbeiter, die Mitarbeiter des Verlags eingesungen hatten. Grenzen wurden nur dann gezogen, wenn es sie zu überwinden galt. Etwa mit der Compilation "Dirty Country", die 2008 stereotypisch weiße Musik sammelte. Von schwarzen Künstlern eingespielt.

Liebe statt Kommerz, Widerstand gegen rechts

Im vergangenen Jahr sorgte Bergmann für Aufsehen auf der Frankfurter Buchmesse, wo er mit Anhängern des Thüringer AfD-Landeschefs Björn Höcke aneinander geriet. Am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung Junge Freiheit wurde über die Schuld der 68er-Generation referiert. Als sich Bergmann einen abfälligen Zwischenruf erlaubte, versetzte ihm ein Zuhörer einen Faustschlag an die Lippe, der den Labelchef niederstreckte. Bergmann erstattete daraufhin Strafanzeige.

An ihrem Messestand bewarben Bergmann und Mair-Holmes ihr Jubiläumsbuch "Die Trikont Story: Musik, Krawall & Andere Schöne Künste", in dem die Autoren Christof Meueler und Franz Dobler 50 Jahre Labelgeschichte Revue passieren lassen. Alle rund 500 veröffentlichten Schallplatten und CDs auf Trikont lagen den Labelbetreibern am Herzen - ganz labeluntypisch - ohne jegliche kommerziellen Hintergedanken.

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