Frei.Wild bekommen einen Sonderpreis und sind nun vom Verband anerkannte Outlaws. Wow, gut gemacht, Musikindustrie!

Berlin (joga) - Die Deutsche Phono-Akademie hat die Südtiroler Band Frei.Wild gestern Abend von der Nominierten-Liste gestrichen und damit von der Preisverleihung ausgeschlossen. Die Echo-Jury der deutschen Musikindustrie reagierte damit auf Boykott-Ankündigungen von Kraftklub und MIA. Offenbar fürchtete man, in der Kategorie 'Rock Alternative National' am Ende mit Frei.Wild (und allenfalls noch dem Grafen) alleine dazustehen.

Zunächst hatte der Verband die Nominierung der Südtiroler jedoch noch verteidigt. "Die Regularien des Echo sehen keinerlei Ausschluss von Bands vor, die sich über Charts-Platzierungen qualifizieren können". Zudem lägen "im Fall von Frei.Wild keine offensichtlichen Gründe für einen Ausschluss von den Charts vor, zum Beispiel eine Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien".

Echo-Jury zieht die Notbremse

Am Abend veröffentlichte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie Florian Drücke dann folgendes Statement: "Wir haben in den letzten Tagen heftige Kontroversen um die Nominierung von Frei.Wild, die auf Basis der Charts-Auswertung erfolgte, erlebt, die den gesamten Echo und damit auch alle anderen Künstler und Bands überschatten.

Um zu verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung wird, hat sich der Vorstand entschlossen, in die Regularien des Preises einzugreifen und die Band Frei.Wild von der Liste der Nominierten zu nehmen."

Reichlich späte Einsicht

Offenbar hatte die Echo-Jury bislang komplett verpennt, dass Frei.Wild seit Jahren das Thema einer Debatte um politische Gesinnung sind. Bereits im Herbst 2010 hatte Jörn Menge von Laut Gegen Nazis vor rechtslastigem Gedankengut bei der Band gewarnt.

Anfang 2012 entdeckte der Störungsmelder-Blog der Zeit im neuen Frei.Wild-Album Passagen, die von Volk und Heimat handeln. In der Folge griffen Leitmedien wie WDR, SZ und taz das Thema auf, mittlerweile profilieren sich Hinz und Kunz mit ihrer Abneigung gegen die bieder rockenden Phrasendrescher.

Inwiefern sind Frei-Wild 'national'?

All dies ignorierend hat die Deutsche Phono-Akademie die Südtiroler ausgerechnet in der eigentlich deutschen Interpreten vorbehaltenen Kategorie Rock/Alternative National nominiert, als käme es da auf die nationale Gesinnung an. Und muss nun mit einer 'Lex Frei.Wild' reagieren, die den Outlaw-Status der Südtiroler nur noch weiter stärken wird.

Da sich der Echo immer ausdrücklich als Publikums-Preis inszeniert hat, ist der Ausschluss von Frei.Wild schließlich auch ein Schlag ins Gesicht vieler Käufer von Frei.Wild-CDs, die ja nicht durchweg alle rechts sind. Auch diejenigen, die sich womöglich nur pubertätsbedingt von der wütenden Außenseiter-Rhetorik angesprochen fühlen, oder einfach die Musik mögen und sich an den Texten nicht groß stören, werden nun vom Labelverband in die rechte Ecke gedrängt.

Zwar begründete die Jury den Frei.Wild-Ausschluss damit, dass sie den Echo nicht zur politischen Bühne machen wolle. Im selben Atemzug versichert der Bundesverband Musikindustrie jedoch, künftig auch im politischen Umfeld stärker Farbe zu bekennen. Im Angesicht der bei den Echo-Nominierungen an den Tag gelegten Ignoranz und Dickfelligkeit muss man das fast als Drohung auffassen.

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Frei.Wild

Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

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214 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 11 Jahren

    @akademiker («
    Die Städter sollten aufhören sich was auf Hipness einzubilden, das zählt im Leben in etwa soviel wie drei Haufen Scheiße »):

    Im Gegensatz du deinem Style und Swag.

  • Vor 11 Jahren

    @Morpho (« @akademiker («
    Die Städter sollten aufhören sich was auf Hipness einzubilden, das zählt im Leben in etwa soviel wie drei Haufen Scheiße »):

    Im Gegensatz du deinem Style und Swag. »):

    Nein, auch mein überkrasser Style und übertriebener Swag ist nur Schein. Gut und Schön, aber nur schmuckes Beiwerk. Viel wichtiger, dass ich ein gerader Mann bin, yo.

  • Vor 10 Jahren

    alter... freiwild sind, so wies aussieht (:suspect: ) wieder für den echo nominiert :lol: :koks: das kann ja heiter werden

    http://noisey.vice.com/de/blog/freiwild-no…

    mal schauen, wie die medialen auswirkungen dieses jahr sind. jetzt wo die onkelz wieder da sind

    • Vor 10 Jahren

      es wird genauso laufen wie letztes jahr. die wutbürger und gutmenschen gehen auf die barrikaden. die peilos von der pds fangen an rumzuheulen (nebenbei hofieren sie künstler wie captain gips) und das management von frei.wild macht mit frisch entworfenen soli-shirts noch ne menge kohle. das ganze ist so erfrischend und spannend wie ne lindenstrassen wiederholung.

    • Vor 10 Jahren

      absolut korrekt. zudem ist der echo doch eh ne selbstbeweihräucherungs-party der industrie, niemand interessiert so ein preis, auf künstlerischer ebene schlicht unbedeutend.