Wir haben "Hardwired ... To Self-Destruct" vorab gehört. Ein paar Notizen.

Berlin (mbr) - Wenn das Metallica-Management und die Plattenfirma zur Listening Session vom neuen Album laden, dann ist das natürlich eine Staatsaffäre. Handys müssen vorher abgegeben werden, man wird mit Hand-Metalldetektoren gefilzt und die Zettel mit Lyrics, die ausgeteilt wurden, muss man ebenfalls wieder nachher zurückgeben. Gut, dann gibt es an dieser Stelle eben keinen auf Napster hochgeladenen Handy-Mitschnitt von "Hardwired ... To Self-Destruct" mit Gruß an Lars sondern eine Auflistung einiger Dinge, die beim ersten Hördurchgang des neuen Machwerks der Metal-Superstars aus San Francisco so aufgefallen sind.

1. Das Album ist wirklich ziemlich gut

Da hat sich jemand Mühe gegeben. Es gibt lange, ausufernde Instrumentalparts, alles ist sehr heavy. Lars hat Spaß mit der Doublebass. Hier und da NWOBHM-Reminiszenzen, zweistimme Lead-Parts, über allem eine schießwütige Riff-Kanone Hetfield und viel Autoreferenzialität. Es scheint, als hätten es Metallica diesmal jedem recht machen wollen und das kanalisieren wollen, was in ihrer eigenen Vergangenheit am besten geklappt hat. Auf "Hardwired ... To Self-Destruct" (alberner Titel eigentlich) schreit wirklich alles nach dem Plan, ein spätes Opus Magnum hinzubrettern. So als wolle man die eigene Relevanz nochmal untermauern.

2. Lars Ulrich ist in der Form seines Lebens

Vielleicht hat er ja ein paar der YouTube-Videos gesehen, in denen behauptet wird, dass er nicht Schlagzeug spielen kann. Jedenfalls zeigt der Däne im Studio wirklich ordentlich Einsatz. Doublebass-Attacken, Rhythmuswechsel, gerne auch mal ein wenig Vertracktes – Lars liefert ab. Und auch der Drumsound ist tadellos – keine "St. Anger"-Snare also.

3. Kirk Hammett ist der Schwachpunkt

Nicht nur, dass er an keinem der Stücke mitgeschrieben hat: im Grunde spielt Hammett auch auf Albumlänge ein ewig gleiches, immer wiederkehrendes Solo. Das macht beim ersten Mal noch Spaß, wird sehr bald aber nur noch repetitiv. Das Wah-Pedal runtergedrückt, ein bisschen Blue Notes, ein bisschen Moll-Geschredder. Ich weiß ja nicht, ob er nicht viel Lust hatte oder ob ihn Hetfield und Ulrich nicht mehr machen ließen, aber Hammetts Performance ist definitiv die Enttäuschung des Albums.

4. James Hetfield ist solideaaarrrrrrr

Als viel interessanterer Gitarrist als Hammett beweist sich einmal mehr James Hetfield, dem es offensichtlich an Riff-Ideen nicht gemangelt hat beim Schreibprozess. Auch die Vocals sind bestens, über die meiste Zeit hält sich Jaymz sogar damit zurück, jede Endsilbe als "eeeeyyyyyyyrrrrrrrrrrr" und "aaaaarrrr" rauszuposaunen. Außer beim Opener von CD2, da zieht er's ordentlich lang: "Confusionnnnnaaaaaaaaar, Delusionnnnnaaaaaaaaaar".

5. Trujillo hat mitgeschrieben

Über Robert Trujillo habe ich nach dem ersten Hördurchgang nur wenig zu sagen – außer, dass er bei einem Stück, "ManUNKind" Songwriting-Co-Credits hat. Ansonsten: alle Songs Hetfield/Ulrich.

6. Es gibt ein Lemmy-Tribute auf dem Album

"Murder One" ist ganz offensichtlich ein Tribut an Lemmy Kilmister. Clean-Parts (die ein wenig an "Welcome Home (Sanitarium)" erinnern wechseln sich mit schweren Riffs ab, dazu gibt's Textzeilen wie "Aces wild / Aces igh / All the aces / Aces till you die", "Till the end been living to win" oder "The iron horse rolls on and on".

7. Cthulhu hat eine Gastrolle in den Lyrics

Ein alter Bekannter, Cthulhu, ist auch wieder mal Teil eines Metallica-Albums. Nicht mehr als titelgebendes Instrumental ("The Call of Ktulu" auf "Ride The Lightning"), dafür im Song "Dream No More". Da heißt es unter anderem "And he haunts you / And he binds your soul / And he loathes you / And reclaims it all". Wohl auch ein kleines Augenzwinkern in Richtung eigene Vergangenheit.

8. Der letzte Song ist ein Knaller

"Spit Out The Bone" bildet den Abschluss des Doppelalbums, und der hat's in sich. Eingängige, zweistimmige Lead-Teile, erneut ziemlich kolossale Doublebass-Salven.

9. Fazit

"Hardwired ... To Self-Destruct" dürfte viele Metallica-Fans glücklich machen. Ein ziemlich deftiges Metal-Menü – und das gleich auf Doppel-Albumlänge ohne Durchhänger. Der Sound ist besser als bei "Death Magnetic" (und "St. Anger"), Kokettieren mit dem Zeitgeist gibt's nicht. Manchmal klingt die Band sogar ein wenig übermotiviert – als wolle man es allen recht machen. Und das Artwork ist auch dämlich.

Fotos

Metallica

Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Metallica,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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8 Kommentare mit 23 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    "1. Das Album ist wirklich ziemlich gut"

    also schlägt das uns unbekannte restliche material auf "hardwired ..." in eine komplett andere kerbe als die vorab bekannten songs ?

  • Vor 7 Jahren

    Müssen Werbeanzeigen nicht eindeutig gekennzeichnet werden?

  • Vor 7 Jahren

    Bevor Ulrich ein guter Drummer wird, glaube ich eher an die Neueröffnung des Flughafen BER.

    • Vor 7 Jahren

      Hab ich auch gedacht. Vor allem das Loben des Double-Bass von Lars Ulrich find ich ziemlich lächerlich. Das klingt einfach so überproduziert und gekünstelt und nach purer Studio-Produktion. Wird der live niemals so hinkriegen und das hört man dem Ganzen auch hin. Schon zu DM-Zeiten.

    • Vor 7 Jahren

      Ja, da hast du natürlich recht: es bleibt abzuwarten wie Ulrich das live so umsetzen kann. Vielleicht war mein erster Eindruck in dieser Sache auch zu euphorisch.

    • Vor 7 Jahren

      Ist die spätere Liveumsetzung für die Bewertung eines Studioalbums nicht egal?

    • Vor 7 Jahren

      Natürlich sollte das eigentlich ausgeblendet werden bei der Bewertung, da gebe ich SK schon recht - auch wenns schwer fällt. Andererseits weiß ich auch nicht, woran es liegt, aber ich finde wie gesagt, dass die Double Bass bei Ulrich auch auf platte immer absolut gekünstelt klingt, als hätte man stark mit triggern gearbeitet oder in der Aufnahme Software einiges beschönigt. Das ist alles andere als Standard heutzutage und klingt für mich nach show-off.

  • Vor 7 Jahren

    Metallica haben seit 20 Jahren kein gutes Album mehr veröffentlicht(Ich halte Load als anderes, aber gutes Album. ReLoad ist aber Müll) Death Magnetic fand ich gerade noch von entäuschend bis ok(Der Sound klingt einfach Schrekklich. Die Gittaren z.B. klingen, als würden sie aus dem Inneren eines Gesässes stammen) Nun kommt mit Hardwired...to self- Destruct ein Album raus, welches warscheinlich das Beste seit 20 Jahren wird, aber warscheinlich nicht mal Halbwegs an das Meisterwerk Dystopia herann kommt. Trotzdem wird es sich viel mehr verkaufen als die restlichen 3 Alben der Big 4(2015-2016). Das find ich Schade. Trotzdem freue ich mich auf das Album, denn mit einem guten Thrasher(Hardwired), einem Langweiligen zweiten(bis auf den Chorus, Moth Into Flame) Und dem Besten der Drei Singles, Atlas Rise, haben sie gezeigt, dass sie es noch/wieder können.
    Ride The Lightening bleibt dass beste Thrash Metal Album der Geschichte!

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 7 Jahren

    das albumcover ist alles andere als dämlich, als letzter satz ist diese spitze wirklich verzichtbar und auch die nebenbemerkung über den "albernen" titel ist nicht notwendig (da könnte man sich über 90% der metal-album-titel auslassen). ist nun das album ein spätes opus magnum oder nicht? diese antwort bleibt der text leider schuldig!

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Ob es ein Opus Magnum ist oder nicht kann und will der Text auch gar nicht beurteilen, da es lediglich die Eindrücke vom einmaligen Durchhören der Platte sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Kohärenz). Fand die Platte gut, aber alles klingt sehr nach dezidiertem Crowdpleasing. Albumcover/Titel sowie das Kommentar sind wohl Geschmackssache. Mein Tipp ist, dass nicht als Opus Magnum der Band in die Geschichte eingeht. Bin gespannt, wie sie den Leuten hier so gefallen wird.