Frankreichs Regierung will Netzsperren gegen Filesharer verhängen. In England geht der Streit erst richtig los.

London (dek) - Vielleicht hat Lily Allen selbst nicht geahnt, welche Lawine sie mit ihrem Filesharing-kritischen Blog unter dem Titel "It's Not Alright" lostreten würde. Peinlich auf jeden Fall, dass sie in einem ihrer Beiträge auf einen fremden Text zurückgriff, ohne den Autor anzugeben.

Nachdem diese 'Urheberrechtsverletzung' aufflog, entschuldigte sie sich nachträglich beim Autor Michael Masnick. Masnick, Chef und Gründer der Blogsite Techdirt, konterte gelassen: "Lily Allen, entschuldige dich nicht bei mir, entschuldige dich bei allen anderen!"

Unterdessen haben sich im Streit um die geplanten Internet-Sperren für Downloader illegaler Files in Großbritannien zwei klare Fronten gebildet. Jung gegen Alt oder auch Arm gegen Reich. Die FAC, die für Informationsfreiheit eintritt, gegen Lily Allen.

Täglich äußerten sich zuletzt neue Musiker in Lily Allens Blog zum Thema Filesharing. Prefab-Sprout-Sänger Paddy McAloon, Rapper Tinchy Stryder und James Blunt stellen sich auf Lily Allens Seite - die FAC räumt ein: "Künstler sollten für ihre Arbeit bezahlt werden."

Stockholm-Syndrom bei Filesharing-Befürwortern?

McAloon befürwortet Netzsperren mit einer Anekdote aus seinem Leben. Im Blog berichtet er von einer Taxifahrt, auf der sein Fahrer zugab, Musik illegal aus dem Internet zu laden. Das sei in Ordnung, weil es nur in einem kleinen Umfang geschehe.

McAloon weiter: "Als wir am Ziel waren, bezahlte ich ihm nur drei Viertel des Fahrpreises und sagte: Jetzt wissen Sie, wie Ihre Handlungen mich persönlich betreffen." Der Gegenseite – der FAC – bescheinigte er das "Stockholm-Syndrom, bei dem sich Geiseln und Terroristen verbünden."

Diese Vereinigung von Musikern, der unter anderem internationale Größen wie Radiohead-Gitarrist Ed O’Brien, Pink-Floyd-Drummer Nick Mason, Tom Jones und auch Robbie Williams angehören, räumt allerdings ein: "Wir befürworten illegales Filesharing nicht und werden das auch nie." Billy Bragg, Vorstand der FAC, sagte dem Sender BBC: "Wir glauben, dass immer dann, wenn die Musik eines Künstlers von den Leuten verbreitet und genutzt wird, die Künstler dafür bezahlt werden sollten."

Teile und herrsche!

In dieser Frage sind sich beide Parteien also einig. Weswegen sich die Streithähne wieder näher kommen sollten, fordert Keane-Keyboarder Tim Rice-Oxley: "Wir Musiker werden sonst in alter 'Teile-und-herrsche-Manier' von den Internetprovidern, den Labels und der Regierung gemeinsam über den Tisch gezogen werden."

Der Blog von Lily läuft trotzdem weiterhin auf Hochtouren. Neben Matt Bellamy von Muse äußerten sich inzwischen auch Produzent und Sänger Mark Ronson, James Blunt oder Rapper Tinchy Stryder für das Netzsperrenverbot und wettern teilweise gegen reifere Musiker.

Stryder: "Gewisse ältere, etablierte und sehr, sehr reiche Künstler/Musiker, die Millionen mit CD-Verkäufen verdient haben, bevor es mit der Piraterie und dem Internet losging, und die heute regelmäßig ausverkaufte Tourneen veranstalten (...) haben behauptet, dass Filesharing (Piraterie) kein Problem für das Musikgeschäft darstellt (jedenfalls nicht für sie!)"

Lily Allen will keine CDs mehr aufnehmen

Frankreich hat das Gesetz über das Internetverbot für Downloader vor einigen Tagen verabschiedet. Wie die Angelegenheit in Großbritannien ausgeht, steht noch nicht fest. Lily Allen, die die Gesetzesvorlage erst richtig publik gemacht hat, zieht bereits Konsequenz aus den sinkenden Albumverkäufen.

Im Blog kündigt sie an, ihren Plattenvertrag nicht zu verlängern und keine CD mehr aufzunehmen. Statt dessen will sie sich zunächst als Schauspielerin im Stück "Reasons To Be Pretty" von Neil LaBute versuchen.

Ihre Blog-Seite "It's Not Alright" hat Allen übrigens am Donnerstag Mittag geschlossen.

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Lily Allen

Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger) Lily Allen,  | © laut.de (Fotograf: Lars Krüger)

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139 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Dazu kann ich nur sagen: Musik sollte frei zugänglich sein für jedermann, wenigstens für Musik älter als 20 Jahre. Künstler sollten ihr Geld durch Konzerte verdienen, nicht durch Platten.

  • Vor 14 Jahren

    sag das nicht den plattenlabels. die verdienen immer noch mit einer maxi-cd, in der es eigentlich auch nur ein einziges lied geht, etwa 5mal soviel, als wenn sie dasselbe lied über downloads verkaufen würden.

    von daher sollten mal die leute überlegen, ob sie überhaupt noch cds kaufen müssen, wenn man es selbst als legalen download für einen bruchteil des preises bekommt.

    und das die leute immer weniger alben kaufen, liegt einfach daran, dass die leute keinen bock haben, für einen haufen füllstoff, den sie gar nicht haben wollen, noch einen haufen geld zu bezahlen. im grunde interessieren sie maximal 1 oder 2 lieder des betreffenden künstlers. vielleicht sollte das den herren von der plattenindustrie endlich mal eingehämmert werden.

    wie immer, wenn sich musiker über urheberrecht streiten und ihre kohle streiten, vergessen sie mal wieder die perspektive der käufer.

  • Vor 14 Jahren

    @JimmyTheExploder (« Dazu kann ich nur sagen: Musik sollte frei zugänglich sein für jedermann, wenigstens für Musik älter als 20 Jahre. Künstler sollten ihr Geld durch Konzerte verdienen, nicht durch Platten. »):

    Womit rechtfertigst Du, dass die Künstler ihre Musik kostenlos für jedermann zugänglich machen sollen? Du scheinst nicht zu wissen, wieviel "Aufwand" (psychisch/physisch/finanziell) ich als Musiker habe, um nur einen einzigen Song auszuarbeiten. Das kann teils Wochen beanspruchen, wenn man seine Musik liebt. Es ist harte Arbeit, es ist eine Art Handwerk, welche(s) es verdient entlohnt zu werden. Und Du willst, dass es Dir geschenkt wird? Aber vlt. sehe ich das als Musiker auch alles total falsch...

    mfg