Sizzla lässt grüßen: Nach einem Konzert von Frei.Wild im Münchner Backstage gerät der prestigeträchtige Club in die Kritik.

München (jos) - Am vergangenen Samstag gastierte im Backstage die wegen angeblich rechtsnationalen Gedankenguts umstrittene Band Frei.Wild. Der Auftritt fand wenige Stunden nach einem neonazistischen Heldengedenken-Aufmarsch in München statt, und der Club musste sich danach einige Vorwürfe anhören.

"Da hätte man als Veranstalter mehr Sensibilität beweisen müssen", sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Münchner Stadtrat Lydia Dietrich in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Ihr fehle auch eine eindeutige Distanzierung der Band von rechtsextremen Gedankengut.

Frei.Wild-Sänger Philipp Burger bezeichnete sowohl den Neonazi-Aufmarsch als auch die Gegendemonstration in der SZ als "lasch". Der Zeitung zufolge ist das Frei.Wild-Konzert nur ein weiteres Beispiel für Bands im Backstage, denen Nähe zur rechten Szene nachgesagt wird.

"Vorwürfe sind heuchlerisch"

Backstage-Geschäftsführer Hans-Georg Stocker wehrt sich gegen diese Vorwürfe. Das Backstage engagiere sich seit 20 Jahren gegen rechts. "Solche Vorwürfe sind heuchlerisch. Bei Faschisten bin ich intolerant." Bezüglich der Terminproblematik verweist er auf den langfristigen Tourplan. "Den Tour-Termin kann man nicht einfach verschieben." Das Konzert stünde aber in keinem Zusammenhang zum Heldengedenken, betont Stocker.

Die Linke Unabhängige Zeitung in München glaubt kaum an einen Zufall bei der Terminproblematik. "Das neonazistische 'Heldengedenken' findet seit 2008 - und angekündigtermaßen - anlässlich des deutschnationalen 'Volkstrauertages' statt." Auch bisherige Distanzierungen der Band will man auf der Plattform luzi-m.org nicht gelten lassen. "Von derartigen Lippenbekenntnissen dubioser Bands profitieren Musikgruppen und Backstage gleichermaßen."

Proteste sind nicht neu

Das sind nicht die ersten Proteste gegen Frei.Wild-Konzerte. Antifa-Gruppen in Hamburg, Dresden und Pinneberg kritisierten schon im Herbst 2009 die stattfindenen Konzerte und stuften die Band als "mindestens rechtsoffen" ein.

Auch der Backstage-Club steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Vor genau einem Jahr weigerte er sich trotz massiver Proteste von Schwulen- und Lesben-Gruppen, den Reggae-Musiker Sizzla auszuladen. Im Herbst 2008 fand der wegen angeblich gewaltverherrlichender Texte umstrittene Bounty Killer dort ein Forum.

Immerhin konnten die Betreiber sich am Samstag über ein volles Haus freuen. Die Nachfrage war derart groß, dass Frei.Wild am 25.12. ins Backstage zurückkehren. Der Gig ist schon ausverkauft.

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Frei.Wild

Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele) Frei.Wild,  | © laut.de (Fotograf: Michael Edele)

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140 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Jawoll. Haudegen, Eisbrecher, Unheilig- alles Glatzen. :D

  • Vor 12 Jahren

    @Sancho (« @unorigineller_name (« Ich will nicht unbedingt die alte Diskussion wieder aufwärmen, aber es ist ein guter Artikel über die Band Frei.Wild im Berliner "Antifaschistischen Info Blatt" erschienen. Online auf dem Zeitschriftenartikel-Sammlungsportal Linksnet.
    http://linksnet.de/de/artikel/26228
    Wen's interessiert... »):

    Ein guter Artikel? "Von den alten »Onkelz« selbst wurden die Fans enttäuscht. 2008 erschien ein mit Spannung erwartetes Soloalbum von »Onkelz«-Bassist Stephan Weidner. Die Songs von »Der W« kamen jedoch nicht an. Sie brachen mit dem Stil der Onkelz, waren zu komplex, zu experimentell, um in der sich nach simpel gestricktem Liedgut sehnendem »Onkelz«-Gemeinde zünden zu können. Dass das angekündigte zweite Album von Weidner daran etwas zu ändern vermag, darf getrost bezweifelt werden." Nach diesem Absatz hatte ich schon keinen Bock mehr weiter zu lesen. »):

    Da muss er wieder die Rechtsrock Barden beschützen, wie süß! :D