War da was außer dem Streit von Kolle und Campino? Tatsächlich: Mark Forster, Julia Engelmann, DieLochis und Wincent Weiss überbieten sich gegenseitig.

Berlin (wink) - Wenn ein Fernsehabend mit den Lyrics von Mark Forsters "Sowieso" beginnt, sollte man einfach gleich ins Bett gehen. "Egal, es wird gut, sowieso", rezitiert einer der Vox-Moderatoren eingangs Forsters Prophezeiung. Irgendwie steht da schon fest, dass da nicht mehr viel gut wird.

So geschehen gestern Abend in Berlin, wo sich die aktuell kommerziell erfolgreichsten Musiker zur gegenseitigen Beweihräucherung trafen. Das Spannende an diesem Abend lag aber für die meisten wohl nicht in der Frage, wer den Preis für das beste Album oder den besten Song nach Hause tragen darf. Der Fokus der Öffentlichkeit lag ganz klar darauf, wie man mit dem in den vergangenen Tagen offen ausgetragenen ethischen Konflikt rund um geschmacklose Textzeilen der nominierten Rapper Farid Bang und Kollegah umgehen würde.

Die Grenze der Moral

Die Antwort darauf ließ nicht lange auf sich warten. Alice Merton kündigt den Gewinner bei den Rockbands, der dritten Kategorie des Abends, an: "The winner is Die Toten Hosen." Campino kommt zwar ohne seine Band, die angeblich schwer beschäftigt ist. Dafür hat er einige DinA4-Seiten dabei, von denen er ein persönliches Statement in Form einer Rede abliest, die das im Raum stehende Thema direkt anspricht.

Campino macht unmissverständlich klar, wo für ihn die Grenze der Moral überschritten wird, und erntet dafür Applaus und stehende Ovationen, während das angegriffene Lager Drohgebärden mit Stühlen vollführt. Vox-Moderator Amiaz Habtu reagiert erstaunlich souverän und gibt Kollegah und Farid Bang umgehend die Chance, sich zu Campinos Vortrag zu äußern. Kollegah verschiebt eine Antwort auf später und holt dann doch noch zu einem verbalen Seitenhieb auf den Düsseldorfer Punkrocker aus, in dem er seinen Vortrag für "unwürdig" erklärt.

Die Echogewinner und ihre Auftritte

So ist eine halbe Stunde nach Beginn der Show der Käs' eigentlich schon gegessen. Der Rest ist sowieso nur allzu vorhersehbar. Als da zum Beispiel wäre Helene Fischers Sieg in der Kategorie Schlager. Ebenso zu erwarten standen Peinlichkeiten im Moderatoren/Laudatoren/Presenter-Chaos. Allen voran Mark Forster, dessen offen zur Schau getragene, dümmliche Infantilität schlicht beispiellos erscheint.

Forster schießt den Vogel ab

Der Vogel ist jetzt übrigens wirklich tot. Forster, der omnipräsente King of Wandtattoolyrik, schießt ihn in den drei nicht enden wollenden Stunden gleich zweimal ab. Erst kündigt er Künstler aus verschiedenen Ländern an, die er dann namentlich nennt: "London, Las Vegas, Puerto Rico, Bietigheim-Bissingen." Hernach sagt er den Gewinner des besten Songs (!) an und nennt dabei lediglich den Interpreten - Überraschung! - Ed Sheeran. Da der Gute aber mit zwei Songs nominiert war, hätte der ein oder andere Zuschauer doch gerne gewusst, welcher nun gewonnen hat. Der nicht anwesende Preisträger bedankt sich ebenso blanko in einem zuvor aufgezeichneten Video, den Echo bereits im Arm haltend.

Geradezu niederschmetternd wirkte aber die knietief im pathetischen Schlamm geslammte (Ent)Würdigung, die Julia Engelmann den im letzten Jahr verstorbenen Künstlern widmete. "Löwenherz, ich würd' dich teilen, damit ich dich noch länger hab'." Mehr bleibt von diesem aufgesetzt rührseligen Geschwurbel nicht in Erinnerung. Man möchte wirklich weinen, überlegt man sich, an wen sich diese Zeilen richten. Wenigstens Malcolm Young und Gunter Gabriel rotieren gerade im Grab.

Die pietätloseste Überleitung der TV-Geschichte

Aber selbst das ließ sich noch unterbieten: mit der schlechtesten und pietätlosesten Überleitung seit Existenz des Fernsehens: Trarri, traraaaa, Kasperle Wincent Weiss ist daaaa! Und er hat den Preis Newcomer International für Seppl Luis Fonsi dabei! All die kunstvoll künstlich aufgebauschte Melancholie gerät spätestens bei Fonsis "Despacito"-Sieges-Celebration in Vergessenheit.

Immerhin fällt seine Dankesrede kurz aus. Vermutlich hat er die übrige Zeit an Frau Fischer verkauft, die es mit ihrer Rede ja eigentlich kurz machen wollte. Die dankt einfach mal jedem. Minutenlang. So erfährt man immerhin aus erster Hand, dass sie vier (!) Produzententeams beschäftigt. Kein Witz.

Boss & Banger: Unspektakulär

Kurz vor Schluss kommt dann noch der angekündigte Showact vom dynamischen Duo. Kollegah und Farid Bang liefern trotz der Spannung im Saal und der Präsenz der selbst engagierten SEK-Ninja-Hundertschaft-Statistentruppe eine äußerst unspektakuläre Vorstellung ab.

Am Ende ganze drei Klatscher aus dem Publikum. Bang lässt beleidigt sein Mikro auf der Bühne liegen, Kollegah verabschiedet sich mit einem angetäuschten Tritt in die Kamera.

Mit einer schier endlosen Laudatio ehrte Wolfgang Niedecken den fast 80-jährigen Künstler Klaus Voormann für sein Lebenswerk. Über den gibts ja auch tatsächlich eine Menge Interessantes zu berichten. Als sich der Ehrenpreisträger am Ende den Bass umhängt und mit dem Kölner Urgestein zusammen Manfred Manns "Mighty Quinn" anspielt, wird der Abend schon fast versöhnlich. Irgendwie herzerwärmend, nach so einem riesigen Haufen Bullshit.

Fotos

Die Toten Hosen, Kollegah und Co

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