Porträt

laut.de-Biographie

Kelela

Alternativer R'n'B, entstanden im Auge von elektronischer Ausrichtung und avantgardistischen Tendenzen unter dem Druck zahlloser Einflüsse, gehört zu den anspruchsvollsten Genres überhaupt. Eine der interessantesten Künstlerinnen, um die pluralistische Natur der Sparte greifbarer zu machen, heißt Kelela.

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Geboren in Washington, D.C. als Spross von äthiopischen Einwanderern, beginnt ihr musikalisches Schaffen mit Jazz-Improvisationen und einer klassischeren Ausbildung. Schnell als musikalisches Talent entdeckt, zieht es sie irgendwann zum Studium nach Los Angeles.

Dort verschachteln sich die Einflüsse auf ihr Schaffen schlagartig: Kelela schließt sich zum Beispiel 2008 der Indie-Formation Dizzy Spells an, spielt wenig später aber schon mit Tosin Abasi progressiven Metal. 2013 arbeitet sie mit der Girlgroup Teenage Fantasy zusammen.

In dieser Zeit schärft sie nicht nur ihr Verständnis von Musik, Klang, Textur und Genre, sondern erregt auch die Aufmerksamkeit größerer zeitgenössischer Künstler, die schnell Interesse anmelden, sie mit Produktion und Feedback zu unterstützen. Der vielleicht wichtigste Name, der in diesem Kontext immer wieder fällt, ist Arca. Der Avantgarde-Produzent und ewige Revoluzzer gegen klassischen Klang und jegliche musikalische Konvention wird über ihr 2013 erschienenes Mixtape "Cut 4 Me" auf Kelela aufmerksam, nachdem das als Remix-Album konzipierte Werk unter anderem Lob von Björk erhielt.

Mit dieser neuen Peripherie und einem warmen Empfang seitens Kritikern weltweit bewegt sich Kelela mit einem neuen Selbstbewusstsein in der Musikindustrie. 2015 veröffentlicht sie die EP "Hallucinogen", treibt weitere Lorbeeren von den Gorillaz, Danny Brown und Solange Knowles ein. Bis ihr Debütalbum "Take Me Apart" auf den Markt kommt, dauert es dann noch einmal zwei Jahre, doch 2017 schlägt auch dieses Projekt quer in die Kritikerlandschaft ein.

Kelela - Raven
Kelela Raven
Zwischen radikaler Zärtlichkeit, Deep Listening und Clubnächten.
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Ihre Musik spiegelt den Kern des alternativen R'n'B-Genres wider: Ätherisch, sinnlich, gleichzeitig völlig abstrakt und dennoch radikal körperlich, finden synthetische, anspruchsvolle und experimentelle Produktionen mit erstklassigen, expressiven Vocals zusammen. Texturen von Arca werden mit fast "808 & Heartbreak"-artigen Drumpattern tanzbar gemacht, die Schilderungen von Sex erscheinen artifiziell und hyperästhetisiert, während sich der reine Duktus der Musik nahbar und intim anfühlt.

Kelela bricht den alternativen R'n'B auf seine komplexen Widersprüche herunter und positioniert sich damit im Zentrum einer musikalischen Bewegung, Seite an Seite mit Künstlern wie FKA Twigs, Janelle Monáe oder ABRA: für jeden Interessenten der subtilen musikalischen Prozesse zwischen urban, elektronisch und experimentell ein wertvoller Indikator.

Nach 2017 wird es zunächst recht still um Kelela. Ohne großes Echo veröffentlicht sie im Sommer 2019 einen einstündigen Ambient-Mix zum 30. Geburtstag ihres Labels Warp Records, auf dem sie zu abstrakten Ambient-Stücken von Künstler*innen wie Autechre oder Oneohtrix Point Never singt und der auf eine neue stilistische Ausrichtung hinweist. In einem energetischen Spannungsfeld zwischen Breakbeat, Jungle, Trip Hop und Ambient bewegt sie sich auch auf ihrem zweiten Album "Raven", das im Februar 2023 erscheint.

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Kelela - Raven: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2023 Raven

Kritik von Thomas Haas

Zwischen radikaler Zärtlichkeit, Deep Listening und Clubnächten. (0 Kommentare)

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