laut.de-Kritik

Die überschaubare Welt des kanadischen Shootingstars.

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Androgyn. Besser kann man Justin Biebers Stimme fast nicht beschreiben. Ob es daran liegt, dass der 16-jährige Shootingstar wohl seinen Stimmbruch noch vor sich hat oder im Studio kräftig an den Autotune-Reglern gedreht wurde? Sein Auftritt bei "The Dome 51" im vergangenen September ließ jedenfalls Zweifel aufkommen an seinen Qualitäten als Sänger: Da tönte vieles ein bisschen schief.

Wo der Jungspund Bieber hinkommt, gibt es für präadoleszente Teenies des weiblichen Geschlechts kein Halten mehr: Von der Polizei aufgelöste Autogrammstunden in Paris (es kamen Tausende) und Fan-Hysterie in London, bei der Bieberchen gar im Auto von kreischenden Mädchen verfolgt wurde.

Der kanadische Shootingstar befindet sich zumindest bei der Kreisch- und Heulfraktion auf Augenhöhe mit Tokio Hotel oder den Jonas Brothers.

Biebers Karriere geht als perfektes Märchen im digitalen Zeitalter durch. Nachdem der Kanadier als kaum 13-Jähriger Filmchen seiner Gesangskünste auf Youtube stellte, wurden diese bald zu millionenfach angeklickten Rennern bei den Scouts der Digital Generation. Die Hype-Lunte roch auch Justins jetziger Manager, ein Vertrag war schnell entworfen, Songs geschrieben, eine Platte auf dem Markt.

Nun folgt nur wenige Wochen nach Biebers erstem Wurf "My World" sogleich der Nachfolger "My World 2.0". Die Platte ist eigentlich eine verspätete Zwillingsgeburt des Debüts: Die zehn neuen Songs wurden zusammen mit dem Erstgeborenen auf eine Scheibe gepresst und unter dem Namen "My Worlds" in die R'n'B-Krippe geworfen.

Der Jüngling begründete die Nachdoppelung damit, dass er seine Fans nicht so lange auf neues Songmaterial habe warten lassen wollen. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass das Management die gut geölte Hype-Maschinerie nicht im Leerlauf tuckern lassen möchte und lieber mit neuem Sprit gleich einen Gang höher schaltet.

Und wie sieht es nun mit Justins musikalischer Welt aus? Wie man es für sein noch zartes Alter nicht anders erwartet, ist diese ziemlich überschaubar. Nebst dem ersten Tanz in der Schuldisse ("First Dance"), dem Lächeln seiner angehimmelten ("U Smile") und sein allerliebstes Mädel ("Favorite Girl") dreht sich nun mal alles um die Sorgen und Begebenheiten eines Teenies auf dem Pausenhof und darum herum.

Demgegenüber wirken - so leid es einem tut, dies zu sagen - sogar Keshas lyrische Ergüsse weltgewandt. Die jugendliche Unschuld eben - immerhin verzichtet Bieber aber auf protestantische Pseudo-Keuschheit der Marke Jonas und Cyrus.

Viel mehr bleibt eigentlich nicht zu sagen. Aalglatte Produktion, Kollaborationen mit einigen Big-Names des Genres (Usher auf "First Dance", Ludacris auf "Baby") und ein geschniegelter Kinderstar. Mehr braucht es nicht, damit 13-Jährige vor den Stadien campieren.

Trackliste

  1. 1. One Time
  2. 2. Favorite Girl
  3. 3. Down To Earth
  4. 4. Bigger
  5. 5. One Less Lonely Girl
  6. 6. First Dance
  7. 7. Love Me
  8. 8. Common Denominator
  9. 9. Baby
  10. 10. Somebody To Love
  11. 11. Stuck In The Moment
  12. 12. U Smile
  13. 13. Runaway Love
  14. 14. Never Let You Go
  15. 15. Overboard
  16. 16. Eenie Meenie
  17. 17. Up
  18. 18. That Should Be Me

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