laut.de-Biographie
JH1.FS3
In den 2010er-Jahren verleihen die Dänin Frederikke Hoffmeier und der US-Amerikaner Jesse Sanes der stagnierenden Power-Electronics- und Death-Industrial-Szene neue Impulse. Die beiden Musiker eint eine langjährige Freundschaft und künstlerische Partnerschaft über die kontinentalen Grenzen hinaus. Gemeinsam betreiben sie mehrere Projekte, wovon JH1.FS3 ihr ruhigstes und persönlichstes darstellt.
Die Kopenhagenerin Frederikke Hoffmeier, Baujahr 1989, wagt unter ihrem Pseudonym Puce Mary 2010 ihre ersten musikalischen Gehversuche. Inspiriert von Power-Electronics-Acts der ersten Dekade wie Whitehouse und Maurizio Bianchi entwickelt sie über die Jahre eine eigene, beklemmende Soundästhetik aus scharfen Industrial-Texturen, hämmernden Percussions, manipulierten Spoken Words und harschen Gewaltausbrüchen. Vor allem mit ihren intensiven Liveauftritten weist sie die Konkurrenz in dem Sektor weit in ihre Schranken.
Dagegen besitzt Jesse Sanes, der in Los Angeles lebt, ganz andere Wurzeln. Der verschreibt sich zu Beginn der 2010er-Jahre mit seiner Band Hoax zunächst rauen Punk- und Hardcore-Klängen. Gegen 2014 veröffentlicht er schließlich im Eigenvertrieb unter seinem Pseudonym Liebestod eine auf 100 Stück limitierte Kassette, die er mit rein elektronischen Mitteln aufnimmt.
Etwa parallel schließt sich das ungleich anmutende Paar zu Fejhed zusammen, das im gleichen Jahr ein selbstbetiteltes Self-Release eigenhändig vertreibt, das mit monotonen Industrial-Klangschleifen und wüsten Noise-Eruptionen den Charme einer verlassenen Fabrikhalle ausstrahlt. Das in Los Angeles ansässige Projekt JH1.FS3 hebt es nur wenig später aus der Taufe. Mit "Silence.DOM" von 2015 zeigen es die beiden, dass es auch weiterhin ohne Label geht. Ein reguläres Album als Liebestod bringt Sanes mit "Beta Male" dann Mitte 2016 auf den Markt, als Puce Mary gerade aufgrund überschwänglicher Kritiken zum klaustrophobischen und dissonanten "The Spiral" über die Genregrenzen hinaus zunehmend größere Anerkennung erfährt.
Als JH1.FS3 meldet sich das Duo 2017 mit der LP "Loyalty" auf dem elekronischen Qualitätslabel iDEAL und der Kassette "Allegiance", die im Eigenvertrieb herauskommt, zurück. Mit der erstgenannten Veröffentlichung, die mit Versatzstücken aus Noise, Avantgarde und Musique concrète, garniert mit subtilen Spoken Words, eine intime und sinnliche Atmosphäre erzeugt, verfolgt es zunehmend eine eigene Vision. Sie lässt uns an der freundschaftlichen und künstlerischen Beziehung der zwei Musiker teilhaben. Im selben Jahr erscheint von Liebestod ein weiteres selbstbetiteltes Tape in Eigenregie. Darüber hinaus tobt sich Sanes bei der Death Metal-Band Kommand als Lead-Sänger aus, die jeweils 2017 und 2018 ein Demo veröffentlicht.
Dennoch scheint er zusammen mit Hoffmeier noch längst nicht alle kreativen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. So kommt im Juni 2018 mit "Global Ecophony" der Erstling ihres neuen, gemeinsamen Projektes Free The Land auf den Markt, mit dem sie die Wechselbeziehung zwischen Natur und Technologie beleuchten und das mit seinen dunklen Ambient-Sounds den Soundtrack zu einer umfassenden Installation für Kunstveranstaltungen in Stockholm bildet.
JH1.FS3 legen die beiden aber nicht auf Eis. Zum zwanzigsten Geburtstag von iDEAL steuern sie den Track "At The Bottom Of The Night" im November des gleichen Jahres zur Compilation "The Black Book" bei. Ein weiterer Longplayer steht mit "Trials & Tribulations" auch noch in den Startlöchern. Der erscheint im Januar 2019 allerdings auf der Plattenfirma Dais und besteht zum größten Teil aus Improvisationen, die sich keinem bestimmten Vokabular oder Genre verschreiben. Mittels der stimmlichen Verfremdung und rhythmischen Schwingung nähern sich die zwei Soundtüftler dem Wechselverhältnis zwischen Raum und Zeit an.
Somit bleibt es mit diesem Duo hoffentlich noch lange spannend, das sich um die Grenzen der elektronischen Musik überhaupt nicht schert.
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