6. Juli 2007

"Es gibt zu viele Bands da draußen"

Interview geführt von

Gleich nach Erscheinen des neuen Albums "Serpent Smiles And Killer Eyes" nutze ich die Gelegenheit, um den Burschen von Hatesphere einige Fragen zu entlocken. Da die gerade auf dem Weg nach China sind, schicke ich Jacob Bredahl eine Mail mit meinen Fragen nach.Der Hatesphere-Sänger hat sich jedoch anscheinend in der großen Volksrepublik verloren, weshalb ich ein schönes Zeitchen auf meine Antworten warte. Irgendwann erhalte ich sie dann doch noch. So gibt es im Folgenden das Frage-Antwort-Spiel zwischen Jacob und mir zu lesen.

Darin zeigt Bredahl sich einerseits begeistert - von China, guten Reviews und Fans -, andererseits genervt: von den Versäumnissen des Labels, "Plastikmusik" und Metalcore.

Hallo Jacob.

Hallo! Entschuldigung für die Verzögerung.

Ich beginne gleich mal mit China: War es euer erster Besuch dort? Und wie gefiel es euch?

Wir sind vor einigen Wochen aus China zurückgekommen, und ich sage dir, es war eine großartige Erfahrung. Und ziemlich anders. In vielen Dingen. Wir haben jeden Moment genossen - sogar, wenn alles scheiße lief, haha. Chaos ist das Schlüsselwort für China.

Ihr habt ja nicht nur auf der Main Stage des 1. Mai-Festivals in China gespielt. Doch ihr wart eine der ersten Metal Bands, die dort aufgetreten sind, und die erste, die eine gesponserte Tour dort hatte. Pflegt ihr 'besondere Beziehungen' zu Hu Jintao? Nein, ernsthaft - wie hat sich das ergeben?

Wir haben vor etwa sechs Monaten einen Kontakt erhalten, der uns die Möglichkeit bot, in China zu spielen. Und natürlich haben wir sofort Ja gesagt. Das ist der Bonus, in einer Band zu sein: Dass du manchmal solche Offerten bekommt, von denen du niemals annehmen würdest, dass du sie erhältst. Es läuft eigentlich alles über den Dänischen Musik Export, der versucht, dänische Bands dort rüber zu bekommen. Dann haben die chinesischen Organisatoren des MIDI Festivals für uns angefragt. Also wurden wir für das Festival gebucht und daraufhin für eine Club-Show am nächsten Tag. Etwas später haben wir den Deal bekommen mit der gesponserten Tour in drei weiteren Städten.

Wir haben die MIDI Festival-Show vor 20.000 Leuten gespielt - verrückt. Den Tag darauf spielten wir eine Club-Show in Beijing vor 600 bis 700 Leuten. Großartig. Und dann noch die drei Shows in anderen Städten, die auch großartig waren - aber trotzdem ziemlich anders.

SPV sollen ihre Köpfe aus ihren Ärschen bekommen.

Kannte das chinesische Publikum schon euer neues Album "Serpent Smiles And Killer Eyes"?

Nein, dort war es noch nicht draußen. Aber wenn SPV ihre Köpfe aus ihren Ärschen bekommen, wird es das hoffentlich bald sein. Es sollte eigentlich schon draußen sein - aber es scheint, das Label hat sich um Wichtigeres zu kümmern, als uns in China raus zu bringen.

Die Leute dort haben - aus welchem Grund auch immer - "The Sickness Within" gekannt. Wahrscheinlich kennen sie es vom Internet oder so - oder es ist dort als Piratenkopie erhältlich. Das chinesische Magazin Painkiller Magazine trägt einen großen Teil dazu bei, uns an die Leute zu bringen. Wir waren auf der Titelseite des Magazins gemeinsam mit Iron Maiden. Jacob fügt auf deutsch an: Geil, ne?

Abgesehen vom Mix, den Tue Madsen übernommen hat, hast du das Album selbst produziert. War das eine Herausforderung für dich?

Irgendwie war es eine Herausforderung, denn ich musste meinen Bandmitgliedern beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, dass ich den Großteil produziere. Doch gleichzeitig habe ich gewusst, dass ich den Sound 'richtig' machen kann. Und ich wusste, was ich will - und das ist es, was du auf der CD hören kannst.

Der größte Teil der Songs scheint eine logische Fortsetzung der letzten Veröffentlichung zu sein und kann klar als der Hatesphere-Stil beschrieben werden. Werden wir stets wissen, was wir zu hören bekommen, wenn wir euren Namen hören?

Gute Frage. Viele Leute waren überrascht vom neuen Album, weil sie viele neue Sachen raushören. Aber sicher, du kannst noch immer hören, dass wir es sind. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Aber ich bin froh, dass du gesagt hast, wir haben unseren Stil - Danke.

Auf dem Song "Drinking With The King Of The Dead" habt ihr trotzdem ein Experiment gemacht. Wer hatte die Idee mit den Country-Einflüssen?

Ja, das ist einer der Songs, der wirklich raus sticht. Nun ja, der Song ist uns sozusagen im Übungsraum gekommen. Pepe ist der Mann hinterm Country-Thema - er ist meistens der Mann hinter unserer Musik. Wir haben keine Angst vor Experimenten wie diesen - wenn es für uns gut klingt, dann fein.

Ihr habt ziemlich viele positive Reviews bekommen. Ist es für euch als Band wichtig, Bestätigung zu bekommen oder reicht es für euch, dass ihr eure Musik selbst mögt?

Zu aller erst müssen wir selbst über unsere Musik glücklich sein. Und natürlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, wir scheren uns nicht darum, was andere Leute davon denken. Wenn wir eine gute Review lesen, fühlt es sich gut an zu wissen, dass auch andere Leute mögen, was wir tun.

Wenn du das Album in drei Worten beschreiben müsstest - welche würden das sein?

Aggressiv, düster, schmutzig.

Kein Nerv, keine Dynamik: Klingt wie Techno.

Wie ist es für euch, mit Slayer verglichen zu werden?

Slayer are the shit – und das Gleiche sind wir. Also macht es Sinn. Ha ha!

Beobachtest du die neuere Metal Szene? Gibt es gewisse Stile oder Entwicklungen, die dir zusagen oder die du missachtest?

Ja, das tue ich. Aber es ist hart heutzutage. Es sind so viele Bands da draußen. Es sind fast zu viele. Was ich ebenfalls beobachte, ist die immer höher werdende Anzahl an Bands, die ihre Alben zwar perfekt machen - doch so viele Produktionen klingen wie Plastik in meinen Ohren. Kein Nerv, keine Dynamik. Klingt wie Techno – das halte ich nicht aus. Ich liebe guten alten Metal, der gespielt wird, wie Metal gespielt werden sollte. Aber natürlich höre ich auch neuere Sachen. Metalcore war nie wirklich meins. Zu viele Scheiß-Bands, die Scheiß-Musik machen – meiner Meinung nach. Wenn, dann hör ich schon lieber old fashioned Hardcore – Sick Of It All, Madball und qualitative Bands wie die.

Auch welchen Festivals können euch die deutschen Fans 2007 sehen?

Auf einigen in Deutschland: Unter anderem das Rock Harz, Earthshaker, Wacken Open Air.

Dann sage ich Danke für das Interview. Und überlasse dir die letzten Worte.

Ich danke ebenfalls – für die Zeit und die Aufmerksamkeit. Jene unter euch, die noch nichts von uns gehört oder noch nicht unser neues Album gehört haben – macht das. Und wir sehen uns on the road diesen Sommer und Herbst. Prost!

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