laut.de-Kritik
Das Beste von Folk bis D'n'B.
Review von Hannes WesselkämperEklektizismus klingt irgendwie nach einer Religion, ist es aber nicht. Für Sam Duckworth alias Get Cape. Wear Cape. Fly. aber vielleicht schon. Das dritte Album des Engländers strotzt vor wilden Streifzügen durch die populäre Musik und geht dabei gleichermaßen als Hommage und eigenständiges Werk durch.
Die Basis für Duckworths Ausflüge ist stets ein Grundstock an bodenständigem Gitarrenfolk mit Indie-Anleihen. Dabei bleibts allerdings nur selten: Ob D'n'B-Beats, World-Music-Vocals oder großformatiger Indie-Rock, das selbstbetitelte Album ist ein Fundus der musikalischen Diversität.
Get Cape. Wear Cape. Fly. baut damit aus, was bereits im zweiten Album zu hören war: ein Kessel Buntes im Singer/Songwriter-Gewand. Während das Album mit dem Folk-Stück "Hand Me Downs" recht konventionell beginnt, schließt sich direkt der erste Aha-Moment an.
"Collapsing Cities" ist die erste Singleauskopplung – und ein wahres Prachtstück. Zu pumpenden D'n'B-Beats mit Bläsersamples zupft Duckworth seine Gitarre. Ein verspäteter Sommerhit ist es, der sich hier dem Hörer präsentiert.
Get Cape. Wear Cape. Fly. deckt nicht nur ein breites musikalisches Spektrum ab, sondern findet eine ausgewogene Mischung aus guter Laune und politischen Themen, die dem Halb-Burmesen eine Herzensangelegenheit sind.
Die Gier großer Banken oder Proteste gegen ein geplantes Kernkraftwerk verpackt Sam Duckworth mehr als ansprechend. Engagement, die einem mal nicht in Bono-Manier in die Fresse gedroschen wird. Der positive Grundtenor zieht sich durchs Album und wirkt an keiner Stelle aufgesetzt oder unnpassend.
Man kann bei der Beschreibung eines solch vielseitigen Stils fast nicht auf abgedroschene Metaphern wie "musikalisches Chamäleon" oder "Tausendsassa" verzichten. "The Uprising" erinnert beispielsweise stark an The Gaslight Anthem, und das nach einem astreinen Folktronica-Track ("Stitch By Stitch").
Es empfiehlt sich also, sämtliche Schubladen rauszuziehen und auf den Sperrmüll zu werfen. Hier sind sie jedenfalls sinnlos.
4 Kommentare
Hört sich interessant an, werd mal reinhören!
Hmm, schon recht eigenwillig das ganze...schon sehr inspiriert, aber die meisten Tracks zu wenig zwingend. Ich habe ständig das Gefühl, das gleich der Punk abgehen müsste...nur das tut er leider nicht. Auf Anhieb gefällt (mir) eigentlich nur die Singleauskopplung und "All falls down" ist auch recht erfrischend.
Oh mein Gott... Ich liebe dieses Album!!! Collapsing Cities, All Falls Down, Stitch by Stitch und The Uprising sind großartige Songs und auch der Rest ist grandios! Werde mir jetzt wohl auch die anderen zwei Alben zulegen.
gutes album! hier und da etwas selbstverliebt der kerl.