Porträt

laut.de-Biographie

George Clinton

Neben James Brown ist George Clinton vielleicht der Mann, der den Funk am meisten beeinflusste. Als Kopf der Mothership Connection von Parliament und Funkadelic erfand er den P-Funk in den 70er Jahren und prägte diesen Stil wie kein Zweiter. Auch viele Künstler der 90er Jahre, wie zum Beispiel Prince, Red Hot Chili Peppers, Public Enemy, Dr. Dre und Die Fantastischen Vier geben an, von Clinton beeinflusst zu sein und verwenden teilweise Samples seiner Stücke in ihren Songs.

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Geboren wurde George Clinton am 22. Juli 1941 in Kannapolis, North Carolina. 1955 fing er an sich für DooWop zu interessieren und gründete die Band Parliaments. Über 10 Jahre später konnte die Band einen kleinen Achtungserfolg landen und kam 1967 mit dem Song "(I Just Wanna) Testify" in die R'n'B-Charts. Während dieser Zeit jobbte Clinton in einem Barbershop um sich finanziell über Wasser zu halten. Kurz nach ihrem Hit verloren Parliament aufgrund von Vertragsquerelen zeitweise die rechte an ihrem Namen. Dies veranlasste Clinton nach Detroit zu gehen um sich dort nach einem neuen musikalischen Betätigungsfeld umzusehen. Er kam bei Motown unter und arbeitete eine Zeitlang als hauseigener Songwriter.

Gegen Ende der 60er Jahre wurde Clinton des glatt polierten Motown-Sounds überdrüssig. Statt dessen war er beindruckt von Acid-Rock-Bands aus Detroit, wie MC5 oder Alice Cooper und den schwarzen Musikern Sly Stone und Jimi Hendrix. Diese hatten finanziellen Erfolg und kamen auch bei dem weißen Publikum an. Des weiteren sympatisierte er mit der damaligen Protestbewegung der Schwarzen in den USA, die sich gegen die Ungleichbehandlung gegenüber der weißen Bevölkerung wehrte. Auf Grund dieser Einflüsse kündigte er bei Motown-Records und gründete 1970 die Band Funkadelic, die bei dem detroiter Label Westbound (später Waner Bros.) einen Vertrag bekam. In ihr verband er verschiedene Stilrichtungen und schuf damit den P-Funk. Grundlage war ein relativ rockig gespieltes Schlagzeug verbunden mit syncopierten Bassgrooves, die mit wenigen oder keinen Akkordwechseln permanent durchlaufen. Dadurch entsteht ein Transeffekt, wie Clinton ihn bei James Brown kennen gelernt hatte. Darüber wurde eine Gitarre gespielt, die stark an Jimi Hendrix erinnert und lange Solopassagen hatte. Dazu kamen R'n'B-orientierte Gesangspassagen, die oft von mehreren Sängerinnen und Sängern gesungen wurden. Die Stücke hatten keine Liedstruktur im üblichen Sinne mit einem Wechsel von Strophe und Refrain. Stattdessen wurden die wenigen Textzeilen in verschiedenen Variationen wiederholt und durch Einwürfe der SängerInnen und Instrumentalisten mit neuartigen Soundeffekten angereichert, so dass man sich teilweise an Frank Zappa erinnert fühlt. Dieser Eindruck entsteht auch, da Clinton wie Zappa eine gehörige Portion Witz und Ironie in seine Texte und Darbietungen legte. Überhaupt war die Live-Performance ein wichtiger Bestandteil der Musik. Zum Einen wurden die Stücke sehr in die Länge gezogen und direkt aneinander gereiht, damit das Publikum tanzen konnte. Zum Anderen halfen verrückte Kostüme (Platoschuhe, riesige Fellmäntel, usw.) und spektakuläre Bühnenaufbauten (ein UFO landete Ende der 70er Jahre auf der Bühne) dem Spaßfaktor auf die Sprünge.

1974 bekam Clinton wieder die Rechte an dem Namen Parliaments, kürzte ihn zu Parliament, formierte die Band neu und unterschrieb einen Plattenvertag bei Casablanca Records. Dr. Funkenstein leitete nun zwei Funkbands, die personell eng miteinander verbunden waren, sich stilistisch aber unterschieden. Parliament war nicht mehr so gitarrenlastig wie Funkadelic. Es stand mehr der Gesang im Vordergrund. Die Basis bildete ein mit Bläsersätzen angereicherter Bass- und Keyboardsound.

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George Clinton schaffte es immer wieder, die Größen der Funkszene in seine Bands einzubinden. Bootsy Colins, der vorher bei James Brown gespielt hatte, arbeitete mit ihm seit 1972 zusammen. Fred Wesley und Maceo Parker von den legendären JBs, die bei James Brown die Bläsersektion gebildet hatten, wirkten bei Parliament mit, sowie der Keyboarder Bernie Worrell und der Gitarrist Eddie Hazel. Und auch die Brecker Brothers, die eigentlich aus der Jazzecke kommen, sind auf einigen Platten zu hören. Clinton selbst betätigte sich als Sänger, Keyboarder, Komponist und Produzent. Auffällig ist die große Anzahl von mitwirkenden Musikern auf den Platten und bei Live-Auftritten der beiden Bands. Das hatte vor allem musikalische Gründe, da Clinton einfach so viele Leute brauchte um seinen gewünschten Sound zu erreichen. Doch diese "Vereinsmeierei" (das ist nicht negativ gemeint) steht auch für das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den schwarzen Funk-Musikern, was mit den in den Texten verbreiteten politischen Botschaft einher geht. Die Afroamerikaner sollten selbstbewusster Auftreten und ihre Rechte durchsetzen. Ganz eindeutig wird dies in dem Stück "Chocolate City" (1975) von Parliament kundgetan. Es wird davon gesprochen, dass schwarze Musiker die Macht im Weißen Haus übernehmen, so soll zum Beispiel Stevie Wonder "secretary of fine arts" werden. Wie immer bei George Clinton ist auch hier eine gehörige Portion Humor enthalten.

Zwischen 1975 und 1978 hatten Parliament und Funkadelic ihre produktivste und erfolgreichste Zeit. Sie veröffentlichten fast 10 Alben von denen einige Platin erhielten (z. B. "One Nation Under a Groove") und es waren mehrer Singel-Auskopplungen in den R&B-Charts platziert. "Flashlight" und "Aqua Boogie" belegten beide im Jahr 1977 Platz Eins. Zu Beginn der 80er Jahre, als der P-Funk immer mehr Teil des Mainstream wurde, entstanden Schwierigkeiten innerhalb der Bands. Finanzielle Probleme, Dissonanzen zwischen den Bandmitgliedern und persönliche Krisen wegen Drogenkonsums waren die Gründe für das Auseinanderbrechen der Bands. 1981 wurden mit "Trombipulation" und "The Electric Spanking of War Babies" die letzten Alben veröffentlicht.

1982 hatte sich Clinton aber schon wieder so weit erholt, dass er eine neue Platte heraus brachte: "Computer Games". Die Singles der Platte, "Atomic Dog" und "Loopzilla", schlugen ein und konnten sich beide in den R'n'B-Charts platzieren. Das Besondere an der Platte war, dass zum ersten Mal im Funk ein Drumcomputer eingesetzt wurde. Die Musik klingt dadurch steriler und vor allem bei "Man's Best Friend" sind Elemente von Disco vorhanden. Die Verwendung der damals neuen Technologie zeigte die Bereitschaft von George Clinton sich immer wieder mit aktuellen Entwicklung auseinander zu setzen. In den Achtzigern wurde es dann stiller um Uncle Jam. Clinton veröffentlichte Nichts und machte keine Live-Auftritte. Stattdessen musste er ansehen, wie die Hip-Hop-Generation Teile seiner Stücke samplete. 1989 bekam er bei dem Prince's Paisley Park Label einen neuen Plattenvertrag und veröffentlichte "The Cinderella Theory", In den folgenden Jahren wurden die P-Funk-Platten aus den 70er Jahren neu veröffentlicht, wodurch wieder ein Interesse an Parliament und Funkadelic entstand. Clinton scharrte einige seiner ehemaligen Mitmusiker um sich und ging unter dem Namen George Clinton and the P-Funk All Stars auf Tour.

1993 veröffentlichte er die CD "Hey Man, Smell My Finger" auf der er die Entwicklung im Hip-Hop verarbeitete. So sind als spezial guests Ice Cube und Red Hot Chili Peppers zu hören. Im Sommer 1996 brachte er die CD "The Awesome Power of a Fully Operational Mothership (TAPOAFOM)" heraus, auf der auch wieder Bernie Worrell und Bootsy Collins mitspielten. Weitere Alben heißen "How Late Do U Have 2BB4UR Absent?" (2005) und "George Clinton and His Gangsters of Love" (2008). Auch in der Folge hört man immer mal wieder Neues von Clinton, so etwa wenn Kendrick Lamar ihn auf seinem Song "Wesley's Theory" vom Album "To Pimp a Butterfly" featured.

Interviews

George Clinton: "Funk ist die DNA des Hip Hop!"

August 2002 "Funk ist die DNA des Hip Hop!"

Interview von Klaus Hardt

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Tollwood Festival 2002 Der Meister des Funk live in München

Der Meister des Funk live in München, Tollwood Festival 2002 | © laut.de (Fotograf: Klaus Hardt) Der Meister des Funk live in München, Tollwood Festival 2002 | © laut.de (Fotograf: Klaus Hardt) Der Meister des Funk live in München, Tollwood Festival 2002 | © "Wesley's Theory" (Fotograf: Klaus Hardt) Der Meister des Funk live in München, Tollwood Festival 2002 | © laut.de (Fotograf: Klaus Hardt)

Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 The Mothership has landed!

The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler) The Mothership has landed!, Berlin - Astra Kulturhaus, 2014 | © laut.de (Fotograf: Andreas Koesler)

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