Porträt

laut.de-Biographie

Enno Bunger

"Ob das jemand fremdem zu intim ist, ist eine Frage, die ich mir nicht gestellt habe", erklärt Enno Bunger 2012. Dementsprechend ehrlich und unverblümt gestalten sich seine deutschsprachigen Pop-Songs. Er vertont die bedeutenden Momente des Lebens, egal ob euphorisch, trist oder frustrierend.

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Außerdem neu am Freitag: Saxon, Omar Rodríguez-López, Robby Krieger, Maximilian Hecker, Andreas Dorau, Sleater-Kinney, YIN YIN etc.

Der Name Enno Bunger steht nicht nur für den Sänger, Pianisten und Songwriter, sondern vor allem für seine dreiköpfige Band, die 2007 in Ostfriesland zusammenfindet. Um seine Stücke aufzunehmen, sucht Enno nach einem rhythmischen Fundament und wendet sich an zwei alte Bandkollegen: Bernd Frikke übernimmt die tiefen Töne, Nils Dietrich setzt sich ans Schlagzeug. Der Platz an der Gitarre bleibt ungewöhnlicherweise vorerst frei.

Einen entscheidenden Karriereschub erlebt das Trio gleich im Mai 2007 mit dem Sieg beim Band Battle des Radiosenders N-JOY. Hier überzeugt man sowohl Voting-Publikum als auch Fachjury und spielt im Juni als Belohnung vor 10.000 Zuschauern auf dem Expo-Plaza in Hannover. Nach dieser überaus positiven Erfahrung entscheidet sich die Band endgültig, ihre außergewöhnliche Dreierbesetzung beizubehalten.

In der Folge unterschreiben Enno Bunger einen Verlagsdeal bei der Universal-Edition Cut Yr Hair, begeben sich direkt auf Label-Suche und veröffentlichen 2008 die EP "Mit Großen Schritten". Mit PIAS Germany findet man 2009 die passende Plattenfirma und beginnt gemeinsam mit Produzent Oliver Zülch, das Debütalbum aufzunehmen. "Ein Bisschen Mehr Herz" erscheint 2010 und zeigt Enno Bunger noch von ihrer sonnigen und optimistischen Seite.

Doch schon die zweite Platte bedeutet einen deutlichen Bruch und fällt viel düsterer und melancholischer aus als ihr Vorgänger. Songwriter Enno Bunger macht kein Geheimnis daraus, dass der klare Stimmungsumschwung private Gründe hat und mit dem Ende einer langen Beziehung zusammenhängt.

Der passend betitelte Zweitling "Wir Sind Vorbei" erscheint im März 2012. "Es ist ein sehr viel persönlicheres Album geworden", befindet Enno. "In den Stücken wollte ich eine mir unglaublich wichtige Zeit festhalten. Eine Zeit, die schön, intensiv und zuletzt sehr traurig war."

Im März 2013 verlässt Bernd Frikke die Band, Schlagzeuger Nils Dietrich rückt in die zweite Reihe. Hinter Enno Bunger steht nun nur noch der Sänger, der sich neue Ausdrucksformen sucht. Das 2015 erscheinende "Flüssiges Glück" überrascht die Fans mit einem neuen Klangbild. Elektronische Beats, Synthesizer und Sprechgesang bestimmen den Longplayer. Trotzdem bleibt auch in diesem Umfeld noch Platz für sanftmütigen Piano-Pop mit leichtem Indie-Einschlag. Doch auf behutsame Balladen muss sich der Singer/Songwriter nicht reduzieren lassen. "Nicht jeder Schmerzstich führt zur Melancholie, mancher auch zu Wut. Und die erhöht die Taktfrequenz."

Enno Bunger - Der Beste Verlierer
Enno Bunger Der Beste Verlierer
Krieg, Kids, Klimawandel, Betroffenheit und Hunde.
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Im Sommer 2019 verarbeitet der Friesenjunge zwei Schicksalsschläge im nächsten Umfeld: Seine Freundin wie auch die seines Schlagzeugers erkranken mit Mitte 20 an Krebs, die Freundin des Drummers stirbt kurz nach der Hochzeit des Paares, bei der Bunger Trauzeuge war. Laut dem Songwriter beziehen sich Songs seiner Platte "Was Berührt, Das Bleibt" auf diese Erfahrungen. Die Pressemitteilung dazu lautet kurz und knapp: "Enno Bunger hat ein Album über den Tod geschrieben. Und über das Leben. Über Verlust und über Mut." Die konkreten Bezüge bleiben indes unklar.

Fans gefällt es so oder so, und das Interesse des Deutschlandfunks ist geweckt. Dort darf Enno Sätze senden wie " Ich hatte zum Beispiel mit 14 schon heftigste Suizidgedanken." Er gibt an, dass er sich bei 'Flüssiges Glück' "von dem Genre des Indiepop oder des Indiefolk emanzipiert habe. Indem ich auch angefangen habe, den Sprechgesang für mich zu entdecken. Dass ich so ein bisschen auch die Melodieverhaftung aufgegeben habe (...). Wenn ich viel Text habe, wie in dem Lied 'Ponyhof', kann ich durch das Rappen eben sehr viel mehr Inhalte packen." Bunger sieht sich aller "Genreschubläden" mit 'ä' befreit und freut sich im DLF, dass er sich, "je nachdem, welchen Text ich gerade schreibe, mir das Genre für den Song aussuche."

So viel Emanzipation lässt sich wahlweise noch mit einem Duett mit Madsen, Pressefotos mit einem bedröppelt dreinblickenden braunen Pudel oder einem Konzeptalbum über die Klimakrise toppen. Oder mit allem gleichzeitig. "Der Beste Verlierer" nennt sich das Manifest. Ennos Plattenfirma Ennorm kennt die Beweggründe: Der Sänger "setzt ein Ausrufezeichen und einen gepflegten Roundhousekick gegen unbelehrbare Teile in Gesellschaft & Politik, die allen Warnungen der Wissenschaft zum Trotz in Zeiten der sich immer weiter zuspitzenden Klimakatstrophe weiter an klimaschädlicher fossiler Energie festhalten. Gleichzeitig richtet er damit auch den Zeigefinger auf sein Berufsfeld und sich selbst - denn natürlich tragen auch das wenig ökologische Tourleben, die Festivals und das Streamen zur Erderwärmung bei."

Es ist zwar bekannt, dass Bunger für Fridays for Future aktiv ist, allerdings hat man Carla Reemtsma, Luisa Neubauer & Co. noch nie von einem "gepflegten Roundhousekick" sprechen hören. Das eigenwillige Verhältnis des Songschreibers zur deutschen Sprache mit den Schubläden lässt er sich also nicht nehmen.

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