18. September 2018

"Die Heavy-Welt ist meine Komfort-Zone"

Interview geführt von

Mit "Marked For Death" gelang Emma Ruth Rundle der Durchbruch und ein erschütterndes, kathartisches Gedankenporträt. Seit der folgenden Tour mit einer festen Begleitband ausgestattet, baut sie nun mit "On Dark Horses" darauf auf.

Es hat sich einiges getan bei Emma Ruth Rundle, seit sie 2016 "Marked For Death" veröffentlichte – und auch wieder nicht. Der internationale Erfolg und die Veränderung hin zu vollerem Bandsound wird überschattet davon, dass mentale Probleme sie nur wenige Monate nach einer vermeintlichen Besserung wieder zermürbten. So gerät auch das vierte Soloalbum "On Dark Horses" düster. Im Gespräch erklärt Rundle, warum sich das Endergebnis trotzdem bestärkend anfühlt.

Mit "Marked For Death" gelang dir der Durchbruch. Und es ist ein sehr persönliches Album. Inwiefern hat es dein Leben verändert – in Bezug auf den Erfolg mit deiner Musik, aber auch vielleicht durch das kathartische Motiv?

Emma Ruth Rundle: Die Arbeit am Album war sehr intensiv, ja. Und eine ganze Menge veränderte sich seitdem, das stimmt. Ich begann bald danach, mit einer Band zu touren, nachdem ich die erste Konzertreise zum Album in Europa noch solo im Vorprogramm von Wovenhand bestritten hatte. Zurück in den USA spielte ich dann mit einer Backing-Band. Mit einer Band zu spielen änderte echt viel und hatte auch großen Einfluss auf "On Dark Horses". Dank "Marked For Death" erreiche ich viel mehr Menschen, ich bin immer überrascht, wie viele Leute zu meinen Shows kommen. Ich habe keine Idee, wie und warum das passiert. Beantwortet das deine Frage?

Zum Teil, ja. Du hast die Arbeit an "Marked For Death" als Heilungsprozess beschrieben. Half dir das Album und die Beschäftigung mit seinen Themen also auch, mit persönlichen Problemen besser klarzukommen?

Für eine kurze Weile, ja. Nach der Fertigstellung des Albums hörte ich mit dem Trinken und dem Rauchen auf. Für eine sehr kurze Zeit lebte ich gesünder. Das geschah glaube ich als Folge dieser großen Katharsis. Ich heilte während des Schaffensprozesses. Doch dann begann ich mit den Touren zum Album und war gezwungen, einige der alten Gefühle wieder zu durchleben. Eine vollkommene Flucht war so unmöglich. Als Künstler musst du dich beim Touren und Performen mit deinem Material in die Zustände zurückzuversetzen, in denen sein Ursprung liegt.

Du erwähntest deshalb einmal, beim nächsten Album Songs schreiben zu wollen, die dir nicht jeden Abend schlechte Gefühle in Erinnerung rufen. Hast du das mit "On Dark Horses" geschafft? Auch dieses neue Album ist ja sehr melancholisch ...

Ich bin nicht sicher. Wir müssen das wohl erst noch herausfinden, wenn wir die Full-Band-Tour spielen. Aber ich denke, insgesamt werde ich es mehr genießen können. Die Gitarrenparts fühlen sich kraftvoller an für mich. "On Dark Horses" ist weniger verletzlich. Ich fühle mich stärker in der Musik. Momentan freue ich mich mehr darauf, sie aufzuführen als dass ich mich sorge, welchen Effekt es wohl auf meine geistige Gesundheit haben wird.

Du wolltest auch die behandelten Themen ändern. Hast du?

Nicht wirklich, nein. Vielleicht schreibe ich nicht über die exakt selben Dinge, aber die Themen sind schon ähnlich. Eine Ausnahme ist "You Don't Have To Cry". Den Song habe ich für jemand anderen geschrieben: ein befreundeter Künstler, an dem mir viel liegt. Aber abgesehen davon geht es wieder um die gleiche Scheiße, mit der ich mich in meinem Leben herumschlagen muss.

Ist das Pferd als zentrales Symbol des Albums in erster Linie eine Metapher oder hat es auch eine wörtliche Bedeutung in deinem Leben?

Das ist eine Metapher. Viele Leute fragen mich in dem Zuge aber nach Kentucky (Emmas aktueller Wohnort; Anm. d. Red.), weil dort viele Pferderennen stattfinden. Aber Pferde faszinierten durchaus schon immer. Ich wuchs jedoch in der Stadt auf, also nicht in ihrer Nähe. Das 'dark horse' ist eine Metapher dafür, der Ausreißer zu sein, in gewisser Hinsicht vielleicht nicht die besten Chancen zu haben, aber genau daran zu wachsen und die Fähigkeit zu erringen, Hürden zu überwinden, die nicht zu deinen Gunsten stehen.

Welche Hürden zum Beispiel?

Nicht so sehr, was in den letzten Jahren passierte, sondern wahrscheinlich eher einige familiäre Dinge. Aber ich möchte Musik offen für Interpretation lassen und nicht zu viel von meiner Persönlichkeit darauf projizieren. Die Leute sollen darin hören, was für sie selbst funktioniert.

Mit wachsender Popularität wurde in den vergangenen Jahren natürlich immer mehr über dich berichtet. Mehr Berichterstattung bedeutet auch, dass man der Öffentlichkeit stärker ausgeliefert ist – wie gehst du damit um?

Ich fühle mich zumindest nicht wirklich bloßgelegt. Am meisten ringe ich mit mir in Interviews. Das aktuell ist die erste Runde Interviews, die ich für das neue Album mache. Bei vorhergehenden Album war ich hemmungsloser und war bereit, mehr über persönliche Angelegenheiten zu sprechen. Aber es ist schon seltsam, Fremden von deinem Leben zu erzählen.

Kann ich mir vorstellen. Ich würde diese Fragen auch nicht zufällig auf der Straße getroffenen Menschen stellen. Denkst du, es bedarf auch eines Lernprozesses, als Künstler seine Distanz gegenüber der Öffentlichkeit zu wahren?

Ja, ich denke schon. Dabei findet ja eine stetige Wiederholung statt. Ich unterhalte mich auch nach der Show mit Fans und möchte wie gesagt bei jedem Konzert eine emotionale Vorstellung darbieten. In dieser Hinsicht möchte ich gar keine Distanz aufbauen. Ich will mich der Kunst und der der Performance verbunden fühlen. Die Idee ist, die Emotionen für die, die zuhören, zu übersetzen. Ich empfinde sie also jedes Mal, wenn ich spiele, und versuche gleichzeitig herauszufinden, wie ich am besten darüber sprechen soll.

Hast du deine Herangehensweise daran im Vergleich zu deinen vorherigen Bandprojekten geändert? Als Solokünstlerin bist du ja in einer anderen Position.

Ich glaube, im Soloprojekt kommt es stärker raus. Bei Marriages nutzte ich mehr Metaphern, schrieb aber auch über persönliche Erfahrungen. Aber Marriages ist eine Kollaboration und ich schrieb zusammen mit den anderen Mitgliedern – nicht in lyrischer, aber in musikalischer Hinsicht.

"Durch Touren verlierst du die Verbindung zur echten Welt"

Wie vorhin schon erwähnt, hast du wieder eine Band um dich herum geformt. Hört man auf "On Dark Horses" dieselben Musiker, die dich auch auf Tour begleitet haben?

Ja, und wir werden auch die nächste Tour gemeinsam bestreiten.

Im Pressetext zum Album ist angedeutet, dass du mit einem von ihnen – Evan Patterson – liiert warst. Und da er im Nebenraum sitzt und auf dich wartet, nehme ich an, du bist es noch immer...

(lächelt) Ja.

Trennt ihr Arbeit und Privates, wenn ihr gemeinsam an Songs werkelt oder siehst du die Beziehung sogar eher als willkommenen Einfluss?

Es wäre gar nicht möglich, das zu trennen. Wir haben uns auf Tour getroffen, wir sind das gesamte vergangene Jahr zusammen getourt. Ich steuerte Gesang und Gitarre zu seinem neuen Jaye Jayle-Album bei, er singt und spielt Gitarre auf meinem Album. Aber er schrieb keinen meiner Songs und ich keinen der seinen. Bei dem was wir tun, können wir nicht einfach sagen: Okay, es ist 8 Uhr, ich gehe jetzt zur Arbeit. Du kannst nicht von Arbeits- in Beziehungsmodus wechseln. Da schließe ich übrigens auch die anderen Bandmitglieder ein. Wir sind wie eine Familie auf Tour. Jeder beeinflusst den anderen, es ist alles sehr verflochten.

Hat das auch Auswirkungen aufs Songwriting?

Nein und das ist mir sehr wichtig. Ich schreibe all meine Songs auf einer Akustikgitarre, bevor sie irgendjemand spielt. Dann arbeite ich zusammen mit Dylan, meinem Drummer, passende Schlagzeugparts dafür heraus. Dann kommen Evan und Todd dazu. Manchmal habe ich bereits fertige Gitarrenparts für Evan vorbereitet, manchmal denkt auch er sie sich aus. Aber in diesem Prozess ging ich sehr bedacht vor. Es ist das erste Mal, dass ich auf einem Album einen anderen Gitarristen neben mir zulasse. Ich bin sehr dankbar dafür, er ist ein super Musiker und es ist eine Ehre, ihn dabei zu haben. Aber plötzlich gehen einige Leute deshalb davon aus, dass mir jemand hilft, die Songs zu schreiben. So funktioniert das nicht. Ich schreibe meine Songs und das möchte ich auch klar so sagen.

Mit welchem Ansatz gehst du im Vergleich dazu an Kollaborationen mit anderen Künstlern? Du gastierst zum Beispiel auf dem neuen Thrice-Album. Das war reine Session-Arbeit, nehme ich an?

Genau, ja. Ich bin großer Thrice-Fan, als sie mich via mein Management fragten, ob ich auf einem ihrer Songs singen würde, fand ich das schon sehr cool. Sie schickten dem Produzent, mit dem ich damals am Album gearbeitet habe, einen Track, ich ging rüber ins Studio, sang meinen Part ein und schickte die Aufnahmen zurück an Thrice. Ich würde das mehr als Gastauftritt denn als Kollaboration bezeichnen.

Dein Part war also schon vorgefertigt?

Richtig. Ich sang ihre Lyrics und sie wollten auch bestimmte Harmonien. Ich habe dem nur meine Stimme geliehen.

Würdest du so etwas gern öfter machen oder möchtest du dein Profil lieber nicht zu sehr verwässern und dich auf deine eigenen Projekte konzentrieren?

Ich fand das total super. Kürzlich habe ich noch etwas in der Art für ein Album gemacht, das wahrscheinlich nächstes Jahr erscheint, von Strand Of Oaks. Bei sowas hast du viel weniger Druck, weißt du? Du musst nicht alles – den Inhalt, die Kunst – selbst schaffen. Du leihst nur der Arbeit von jemand anderem deine Stimme. Das macht mir schon Spaß.

Du bist auch als visuelle Künstlerin aktiv. Ist auch Musik für dich manchmal eine visuelle Erfahrung?

Ja, und ganz besonders das neue Album. Oder nimm "Electric Guitar One": Das Album entstand im Van auf Tour, während wir fuhren. Die Landschaft übertrug sich direkt in die Musik, als ich Gitarre spielte. Was auch sehr visuell war, war "Conquistador", ein Album des Earth-Gitarristen Dylan Carson, auf dem ich spiele. Diese Zusammenarbeit würde ich übrigens als Kollaboration bezeichnen. Er hatte eine Story im Kopf und beschrieb die Szene, zum Beispiel: "Jetzt kommen sie ans Wasser, sie erreichen den Golf." Das inspirierte dann meine Sounds, welche Pedale ich nutzen würde und was ich schaffen wollte. Es ging darum, Bilder in Musik zu übersetzen. Wir stellten uns Fragen wie: "Wie können wir etwas nach Wasser klingen lassen?" und "Was klingt nach Wind in der Wüste?" Dann bläst du ins Mikrofon oder spielst einen staubigen Slide-Part. "On Dark Horses" hat ebenfalls solche visuellen Momente. In "Darkhorse" gibt es diese große Post Rock-Bridge, die klingt als würden Pferde um dich herumrennen. Von solchen Momenten spreche ich. Es ist aber natürlich auch nicht alles immer visuell – sonst wäre es ja keine Musik.

In einem Interview sagtest du einmal, dass du dich selbst mehr als Künstlerin denn als Musikerin siehst. Besteht für dich ein Unterschied zwischen 'Musik als Kunst' und 'nur Musik machen'?

Nein, ich glaube nicht. Ich weiß nicht mehr, wann ich das gesagt habe. Jetzt gerade bin ich definitiv eine Musikerin. Ich verbringe den Großteil meiner Zeit on the road, mit der Arbeit an Dingen, die zum Albumprozess gehören und Proben. In den letzten jähren wurde mein Leben komplett von Musik verschlungen, deshalb würde ich sagen, dass ich inzwischen Musikerin bin.

War es vorher anders?

Ich weiß nicht. Wann habe ich das denn gesagt?

In einem Interview nach dem Release von "Marked For Death" (mit gaesteliste.de; Anm. d. Red.).

Hm. Ich schätze, ich habe ein Problem damit, mich spezifisch zu 'fühlen'. Jeder Tag ist irgendwie anders und ich sage deshalb vielleicht auch andere Dinge. (lacht)

Hat sich deine Sicht auf Kunst in den letzten Jahren verändert?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals eine spezifische Sicht darauf hatte. Dadurch dass ich in den letzten Jahren so viel unterwegs war, wurde sie wenn dann aber glaube ich immer abgeschirmter. Durch das viele Touren und Reisen verlierst du deine Verbindung zum großen Ganzen, zur echten Welt. Ich konzentriere darauf, bestmöglich meine Songs zu schreiben und zu spielen.

"Die Welt extremer Musik hat mich immer gut behandelt"

Du vermischt in deiner Musik Folk mit Shoegaze. Während Folk sich gemeinhin eher durch reduzierte Arrangements auszeichnet, lebt Shoegaze von dichter Wall Of Sound. Spricht dich die Kombination von beiden in erster Linie aus ionischen Gründen an oder steckt noch etwas anderes dahinter? Gibt es deiner Meinung nach einen roten Faden, der beide Stile miteinander verbindet?

Effektpedale machen das, was die Leute als Shoegaze bezeichnen. Und es gibt eben diese Idee, Leute allein mit einer Gitarre würden Folkmusic machen. Ich weiß nicht genau, wo die Wahrheit liegt und was jedes Genre braucht, um als sein eigenes Ding zu gelten. Ich bin eigentlich nie losgezogen, um genrespezifische Musik zu machen, es ist schlicht so passiert. Es ist einfach, einen Song auf Akustikgitarre zu schreiben und sich dann von tonnenweise Effekten und Feedback-Tracks davontragen zu lassen. So entwickelte sich dieses Album.

Du schreibst also alle Songs auf Folk-Gitarre und fängst dann an, daran herumzuspielen.

Genau. So habe ich alle drei Alben geschrieben. Bei "Some Heavy Ocean" lief es so ab, dass ich erst die Gitarre aufgenommen und dann einfach drumherum Sachen addiert habe. Bei "Marked For Death" schrieb ich die Songs auf Gitarre und spielte sie dann zusammen mit Andrew [Clinco] am Schlagzeug live im Studio. Beim aktuellen, "On Dark Horses", komponierte ich wieder auf der Gitarre und spielte sie dann gemeinsam mit Todd Cook (Bass), Dylan Naydon (Drums) und Evan Patterson (Gitarre) live ein. Bei jedem Album wird es ein bisschen größer. Würde ich die anderen Leute und die Overdubs rausnehmen, wäre es ein Folk-Album. Vielleicht würden es die Leute auch Folk-Rock nennen. Die anderen Mitglieder dabei zu haben, schafft die Freiheit die Gitarre anders spielen und das Gesamte sonisch ausweiten zu können.

Gibst du deinen Mitmusikern die pure Folk-Version zum Arbeiten oder arrangierst du vorher bereits ein wenig um? Du erwähntest vorhin bereits, dass du zunächst mit Dylan daran feilst.

Ich gebe Dylan die Demoversion, wo nur ich mit Gitarre und Gesang zu hören bin. Wir hören sie uns an und sprechen darüber. Er kam dafür nach Louisville und für ein paar Wochen gingen wir jeden einzelnen Tag zusammen in den Proberaum. Ich bin kein Drummer, nehme also keine Schlagzeugspuren bei den Demos mit auf. Beim Vorgängeralbum addierte ich immerhin einige programmierte Tracks, die ich Andrew damals vorlegte. Aber diesmal saßen wir einfach zusammen in einem Raum und Dylan brachte seine Ideen ein und ich meine. Ich schnappe mir für jeden Song ein riesiges Blatt Papier, schreibe den Titel und das Tuning drauf und dann fangen wir damit an, das richtige Tempo für den jeweiligen Song zu finden. Dann geht es weiter mit dem Intro-Part. Dafür nehme ich ein weiteres Blatt Papier und schreibe Riffs, Wiederholungen, Patterns, Akkordwechsel auf – das gleiche für Strophen, Refrain und so weiter. Wir gehen alles durch, überlegen, wie die Patterns verlaufen sollten und wie sich der Song dynamisch aufbauen sollte. Er probiert dann, wie er zum Beispiel die Hi-Hat dynamischer hinbekommt oder ob es sinnvoller wäre, an dieser Stelle die Crash-Cymbal einzubauen, um ein bestimmtes Detail hervorzuheben. Um den dynamischen Spannungsbogen zu konstruieren, "kartographieren" wir quasi die rhythmischen Elemente. Ergibt das Sinn?

Ich denke schon. Es dauert also eine ganze Weile, bis aus dem ursprünglichen Folk-Song die spätere Studioversion entsteht.

Ja, das dauerte ein paar Wochen. Im Juli letzten Jahres kam Dylan für eine Writing-Session vorbei und dann noch einmal im Januar oder Februar diesen Jahres. Ich würde sagen, insgesamt brauchten wir wohl einen Monat, um die Parts richtig zusammenzusetzen.

Seid ihr Song für Song vorgegangen oder hattet ihr das ganze Paket auf einmal vorliegen?

In der ersten Kompositionsphase zwischen zwei Touren im letzten Jahr schrieb ich zunächst fünf Songs, die ich dann mit Dylan ausarbeitete. Aber die volle Produktion entstand ohnehin erst im Studio mit allen Mitgliedern. Jeder weiß dann zwar grob, wie sein Part klingen soll, aber all die zusätzlichen Schichten kommen wirklich erst im Studio dazu. Aber auf das Schreiben an sich hat das keinen Einfluss. Ich warte nicht darauf, bis ich mit Dylan etwas Bestimmtes fertiggestellt habe, bevor ich etwas Neues anfange, sondern bewege mich einfach ständig weiter.

Wie du schon sagtest, wurde dein Sound immer größer, mächtiger. Ich erlaube mir mal etwas Spekulation: Du trägst gerade ein Deafheaven-Shirt, mit der Band warst du auch auf Tour. Sie öffneten sich auf ihrem aktuellen Album mehr ihren soften Seite. Könntest du dir vorstellen, vielleicht einmal den umgekehrtem Weg und deinen Sound insofern noch "größer" zu machen, indem du aggressive, extreme Elemente einbaust?

Ich hoffe definitiv, dass ich eines Tages aus Spaß wieder mal ein Heavy-Projekt mache oder Marriages zurückbringe und härter gestalte. Aber für das nächste Album ist glaube ich eine reduziertere Version wahrscheinlicher. Ich würde allerdings wahnsinnig gern einfach als Gitarristin in einer Heavy-Band spielen. Das wäre ein Traum!

In der entsprechenden Szene bist du ohnehin am meisten präsent, durch Touren mit Chelsea Wolfe oder wie angesprochen Deafheaven. Würdest du gerne mal vor einem Folk-Publikum spielen?

Ich weiß gar nicht. Ich war auch einmal mit Wovenhand unterwegs, er hat einige Alben, die wohl in eine folkige Richtung gehen, aber live ist das auch eine ziemlich düstere, massive Band. In den Staaten fühle ich mich ehrlich gesagt wohler, mit heavy Bands zu spielen.

Warum?

Das ist meine Komfortzone. Ich weiß, dass ich von der Community gut aufgenommen werde und willkommen bin. Die Welt extremer und heavy Musik hat mich immer gut behandelt. Ich fühle mich wohl dort. Ich weiß nicht, ob das bei einem Folk-Publikum genauso wäre. Besonders in den Staaten fällt meine Musik bestimmt unter das, was die Leute dort als 'Folk Music' bezeichnen. Sie würden es nicht mögen. Wahrscheinlich sollte ich es lieber schlicht als Rockmusik bezeichnen, denn das ist es doch im Endeffekt. Ich habe schon versucht, aus der Heavy-Welt auszubrechen, aber draußen ist es beängstigend. Deswegen bleibe ich lieber hier. (lacht)

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