laut.de-Kritik

Die legitimen Nachfolger von Rush!

Review von

Dream The Electric Sleep schwangen sich auf ihren ersten beiden in Eigenregie veröffentlichten Platten zu künstlerischen Höhenflügen auf - flogen ansonsten aber unter dem Radar der internationalen Musikszene. Für das dritte Album nahm Starproduzent Nick Rasculinecz das Trio aus Kentucky unter seine Fittiche und verpasste der Band ein wenig Politur in Sachen Songwriting und Soundqualität.

So erhält neben dem Dreieck Post-, Hard- und Progrock eine merkliche Hinwendung zu den modernen Rockgrößen wie Muse, Biffy Clyro oder den Foo Fighters Einzug in den Sound der Amis. Die Band legt damit eine Catchyness an den Tag, die man von Steven Wilson, Neal Morse oder Rush kennt, den Meistern der Komposition leichtfüßiger Songs mit zahlreichen Schlenkern und Widerhaken. Gerade die Arbeit von Raskulinecz an den letzten beiden Rush-Alben "Snakes & Arrows" und "Clockwork Angels" dürfte eine Blaupause gewesen sein. Da Rush kurz vor der Rente stehen, bedarf es ambitionierter Bands, um die Lücke zu schließen.

Inspiration zog das Trio aus den Arbeiten der Dokumentarfotografin Dorothea Lange, die insbesondere mit ihren Aufnahmen zur Zeit der großen Depression von sich Reden machte. Die Bilder aus dem Dust-Bowl der 30er Jahre zeigen das Elend und die Armut amerikanischer Wanderarbeiter und ihrer Familien. Lange glaubte an die Kraft der Fotografie: Ein objektives Licht auf Themen der sozialen Gerechtigkeit und der Umweltzerstörung werfen, um so zum Wandel der sozialen und politischen Verhältnisse beizutragen.

Dies imponiert auch Bandkopf Matt Page, der als Dozent für digitale Medien u.a. auch mit der Frage beschäftigt ist, was Kunst zum politischen Diskurs und Veränderung beitragen kann. So amerikanisch diese Thematik scheint, so zeitlos wirken die Themen Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und soziale Ungleichheit. Und so gelingt es der Band, eine Brücke zwischen der Kunst und dem Leben zu schlagen - in der Hoffnung die menschliche Gleichgültigkeit zu überwinden.

Entsprechend eng verzahnt sind Lyrics und Musik. Diese pendelt einerseits zwischen atmosphärisch postrockigen Epen wie "Drift", "We Who Blackout The Sun", "All Good Times" oder "Black Winds", in denen der Raubbau an Umwelt und Mensch zur Sprache kommt. Auf der anderen Seite künden kompakte, abwechslungsreich arrangierte Rock-Ohrwürmer wie "Let The Light Flood In", "Flight", "The Good Night Sky" oder "Headlights" von Hoffnung und Aufbruch.

Daneben hört man Dezentes wie "The Last Psalm To Silence" und deutlich Prog-beeinflusstes: Etwa "Hanging By Time", dessen Hauptthema deutliche "Dance On A Volcano"-Spuren aufweist. Oder das hypnotische, an Pink Floyd erinnernde "Culling The Herd".

Hervorzuheben ist daneben das Artwork, eine Collage des Künstlers Nils Karstens, die Musik, Lyrics und konzeptuellen Überbau vereint. Dream The Electric Sleep agieren deutlich kompakter als auf den überbordenden Vorgängern, bieten dennoch mehr Überraschungsmomente als manche Band in ihrer gesamten Karriere. Man kann Matt Page und Co. nur wünschen, dass sie mit dieser Platte endlich die Tür zu einer breiteren Öffentlichkeit aufstoßen.

Trackliste

  1. 1. Drift
  2. 2. Let the Light Flood In
  3. 3. Flight
  4. 4. We Who Blackout The Sun
  5. 5. Hanging By Time
  6. 6. Culling The Herd
  7. 7. Last Psalm To Silence
  8. 8. The Good Night Sky
  9. 9. Headlights
  10. 10. Black Wind
  11. 11. All Good Things

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3 Kommentare

  • Vor 7 Jahren

    Belanglos für mich, passiert nichts, dabei war ich erstmal neugierig durch das Review. :(

  • Vor 7 Jahren

    ...Rush ?..., Pink Floyd ?, Steven Wilson ?... hören die gerne, das stimmt ganz sicher, aber in deren Fußstapfen passen DTES noch lange nicht, es reicht nämlich nicht seine Instrumente gut zu beherrschen (was sie wirklich tun...), sondern man muß auch ein paar gute Lieder schreiben können. An dieser Stelle sehe ich noch reichlich Luft nach oben, dieses Album ist für mich langweilig... 2/5 Pts

  • Vor 7 Jahren

    Satte Produktion & recht "catchy" sind viele Stücke. Etwas mehr Ecken & Kanten mancherorts hätten dem Album sicher gut getan. Trotzdem 4/5 Punkten da ich durch das hören der CD bessere Laune bekomme........ ;-)