laut.de-Kritik

De La Soul ruhen sich auf ihrem Erbe aus

Review von

"Royalty Capes" nimmt man nach einem orchestralen Intro mit dezentem Kopfnicken zur Kenntnis. Mit einem Old-School-Beat und Jazzsample und lässigem Flow ausgestattet, bietet es die Trademarks, die man von De La Soul schon kennt. "Pain" mit Snoop Dogg hätte als klassischer G-Funk-Track genauso auf "Doggystyle" (1993) vertreten sein können. Spirit und Authentizität sind sicherlich immer noch vorhanden, an frischen und modernen Akzente mangelt es jedoch.

Ende der 80er boten De La Soul eine Alternative zur Street Credibility von Public Enemy und N.W.A mit ihrer hippiesken Mixtur aus Oldschool-Beats, witzigen Rhymes und Samples, die die Popkultur mehrerer Jahrzehnte zitierten. Nach ihrem 1991er-Album "De La Soul Is Dead" waren sie immer irgendwie da, hinterließen aber kaum mehr innovative Spuren im Hip Hop.

Die folgenden Tracks von "And The Anonymous Nobody" klingen altbacken routiniert. Man hört entspannte tiefe Bässe, den ein oder anderen Funk-Beat und einen grundsouveränen Flow der drei Herren. De La Soul stagnieren mit einer Attitüde, die spätestens dann als obsolet galt, als man das Internet für sich entdeckt und O.J. Simpson des Mordes freigesprochen hat.

"Memory Of..." überzeugt dagegen mit einem guit aufgelegten Pete Rock und träumerischen R'n'B-Gesängen von Estelle. Opulente Streicher schmücken die Nummer elegant aus. Der Track besitzt ein schönes Arrangement, klingt jedoch zu keiner Sekunde originell.

"Lord Intended" mit Justin Hawkins besitzt ein polterndes Rockfundament mit eingestreuter 70s-Gitarre, aber auch diese Crossovermixtur kennen wir schon von Jack White oder der letzten sehr gelungenen Platte von Xenia Rubinos. Leichtes Parliament-Flair versprüht der Song trotzdem und bietet dadurch etwas Abwechslung.

In "Snoopies" quengelt sich schließlich David Byrne durch vier anstrengende Minuten. "Greyhounds" mutiert zur düsteren R'n'B-Nummer mit einem aus der Zeit gefallenen Usher.

Der mit versunkenen Synthies auf einer Soundwolke schwebende Track "Drawn" mit Little Dragon führt in bewusstseinserweiternde Sphären. "Whoodeeni" zeigt sich mit synthetischen, abstrakten Beat und einem starken 2 Chainz raptechnisch schon fast auf der Höhe der Zeit. "Nosed Up" überzeugt mit viel Witz und sogar ein wenig Frische in den Raps. Zu Beginn der Platte hätte man sich sich so einen Lauf gewünscht.

In "Here In After" trösten zeitgemäße Elemente und Damon Albarn nicht über die Post-Rock-Langeweile hinweg. Mit altbackenen und ewig gestrigen Gospelchören verpasst man dem Track noch den letzten Gnadenstoß.

Somit zeigen sich De La Soul auf "And The Anonymous Noboty" nur in sehr wenigen Momenten anschlussfähig an die moderne Hip-Hop-Szene. Für jemanden, der mit Kendrick Lamar und Schoolboy Q seine Adoleszenz durchlebt, wirkt diese Platte nicht nur befremdlich, sondern auch unmotiviert und langweilig. Mit ihren ersten beiden Alben waren sie die Mitbegründer der Native-Tongue-Bewegung. Leider ruhen sich De La Soul zu sehr darauf aus.

Trackliste

  1. 1. Genesis
  2. 2. Royalty Capes
  3. 3. Pain
  4. 4. Property Of Spitkicker.com
  5. 5. Memory Of...
  6. 6. Cbgbs
  7. 7. Lord Intended
  8. 8. Snoopies
  9. 9. Greyhounds
  10. 10. Sexy Bitch
  11. 11. Trainwreck
  12. 12. Drawn
  13. 13. Whoodeeni
  14. 14. Nosed Up
  15. 15. You Go Dave (A Goldblatt Presentation)
  16. 16. Here In After
  17. 17. Exodus

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8 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Also genauso gut wie das neue Lochis Album?

  • Vor 7 Jahren

    Ich geb 4. Gerade das VÖ-Timing ist perfekt. Schön smoothes Spätsommeralbum.
    Ok, nach heutigem Rap und auch Beatempfinden vielleicht etwas in die Jahre gekommen, aber die Jungs wissen auch was sie können und was nicht.
    Zudem haben sich DLS dreimal besser und konstanter gehalten, als so manch anderer. Das sind die Väter von denen die schon ewig dabei sind! : D

    Tipps: Here in after, Whoodeini, Pain, Greyhounds, Memory of...

  • Vor 7 Jahren

    Ich verstehe nicht was das immer soll mit dem ..."heutigen Hiphop Bla Bla". Warum soll ein Album schlecht sein weil es nicht wie heutiger Hiphop klingt? Ich bin froh wenn DeLa wie Dela klingt weil ich Dela hören will. Ich finde das Album deutlich besser als das letzte! Um eine andere Kritik zu zitieren: Es ist ein Album, keine Zwei Hitsingles mit irgend welchem zeug drumrum

  • Vor 7 Jahren

    Oh man. Das ist echt ne Fail-Review von laut.de. 2 Punkte sind komplett ungerechtfertigt.

    Unbedingt selber mal reinhören! Hat 4 Punkte locker verdient.

  • Vor 7 Jahren

    Leider haben Musik-Kritiker (also auch Mitarbeiter bei laut.de ) drei Probleme:
    1. Sie schreiben für die Öffentlichkeit
    2. Sie haben begrenztes Wissen
    3. Sie haben begrenzte Zeit

    Diese Punkte sind weder negativ noch positiv zu verstehen. Es sind die normalen Bedingungen, die jeder Kritiker unterliegt.
    Irgendjemand muss den Review halt schreiben, irgendwann muss der Review auch fertig/online sein und irgendwie muss man sich über die Band und deren bisherige Werke informieren - also über Google.

    2 Sterne - hätte ich auch anders bewertet.

    Nicht zuletzt aus dem eigentlichen Grund, das hier eher der Sound und nicht der Inhalt bewertet wird. Wer Künstler auf den Sound reduziert, darf sich nicht beschweren, wenn Leser den Kritiker nur auf seine Kritik reduzieren. Und diese hier ist - mit allem Respekt - einfach schlecht.

    Toni Henning kommt einfach nicht damit klar, dass heutzutage Musik veröffentlicht wird, die nicht nach digitaler, aktueller Produktionstechnik & Mastering klingt, sondern einen anderen Klangcharakter aufweist. Wer sich etwas mit dem Thema auskennt (und hier scheint der Kritiker bei Punkt 2. eine Wissenslücke zu haben) der hört sofort, das der Sound einer Vinyl-Pressung + Plattenspieler nachgebaut wurde - und zwar Digital! Das ganze Ding ist so auf Retro gebürstet, dass es nach "Konzept" geradezu schreit. Da passt kein Dubstep-Bass und kein Trap-Track rein, sorry.

    De La Soul hat das Konzept "Old School Hip-Hop" in die heutige Zeit zu transportieren extrem gut umgesetzt - von den Tracks, über die Sounds, bis zum Mastering.

    Wer das nicht auf Anhieb aus der Platte raushört - der sollte bitte dringend eine Weiterbildung zu den Themen Sounddesign", "Mastering", "Konzeptmusik" und gleich "Musikproduktion damals" machen.

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Dass die Review jetzt nicht unbedingt zu meinen Highlights zählt, gehe ich mit, aber wenn die Platte einen anderen Klangcharakter aufweist, sollten auch die Songs funktionieren und das tun sie in ihrer Zerfahrenheit für mich leider nicht. Deswegen bleibe ich bei 2 Punkten.

      Der mittlere Absatz ist daher eher eine Vermutung, denn Tatsache, was ich damit entkräftigen kann, dass mir zum Beispiel die aktuellen Platten von Childish Gambino und Michael Kiwanuka gut gefallen haben, die zum großen Teil mit analogen Equipment entstanden sind.

      Trotzdem Danke für die Rückmeldung.

  • Vor 7 Jahren

    Ich finde es gut, dass sich viele nicht an den modernen "Hip Hop" anschließen. Solchen, richtigen Hip Hop muss man zu schätzen wissen.