Porträt

laut.de-Biographie

Bobby Valentino

Unbestritten: Der große alte Mann der Schlafzimmermusik heißt Barry White. Seinen Platz versuchten erst Luther Vandross, dann R. Kelly mehr oder weniger erfolgreich einzunehmen. Mit Bobby V bewirbt sich ein weiterer aufstrebender R'n'B-Star um den Thron.

Bobby V - Dusk Till Dawn
Bobby V Dusk Till Dawn
Mit Lil Wayne mutiert das Schlafzimmer zu Fraggle Rock.
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Als Bobby am 27. Februar des Jahres 1982 in Jackson im Staate Mississippi das Licht der Welt erblickt, trägt er noch den wesentlich profaneren Nachnamen Wilson. Der Spitzname Valentino, den er später zu seinem Künstlernamen erwählt und noch später auf ein markiges V zusammenkürzt, haftet ihm jedoch schon in Kindertagen an.

Seinem errechneten Geburtstermin nach hätte Bobby nämlich ein Valentins-Geschenk werden sollen. Aber wen kümmern schon Termine? Hauptsache, der Junge ist gesund.

Familie Wilson siedelt nach Atlanta um. Wer jetzt denkt: "Ah! Die Hauptstadt des Crunk!", liegt zwar richtig, Bobby schlägt dennoch einen anderen Weg ein: Bereits im Alter von 13 Jahren ist er Mitglied von Mista, einem Teenie-Quartett aus dem Hause Organized Noize. Die vier Freunde singen R'n'B-Tunes. Die hörbare Nähe zu Boyz II Men kommt nicht von ungefähr: Tim Kelley und Bob Robinson, die auch für Destiny's Child, Jennifer Lopez, Sisqo, Jodeci, Jagged Edge und eben besagte Boyz II Men die Regler schieben, produzieren die Buben.

Mista landen 1996 mit "Blackberry Molasses" einen Hit. Das im selben Jahr folgende Album "Mista" erfüllt die von der Single geschürten Erwartungen jedoch nicht. Ein zweites Album der Gruppe wird, obwohl (ebenfalls unter der Regie von Tim und Bob) bereits fertiggestellt, gar nicht erst veröffentlicht. Mista trennen sich daraufhin; die Mitglieder bleiben befreundet, gehen aber eigene Wege.

Bobby Valentino betrachtet den kurzlebigen Erfolg ohne Bitternis und legt das Ganze in der Schublade "Lebenserfahrungen" ab. Er schreibt sich an der Clark Atlanta University ein. Obwohl er ein Musikstipendium erhält, entscheidet er sich für Kommunikationswissenschaften. Mit diesem Werkzeug an der Hand fühlt er sich dem harten Wettbewerb im Musikgeschäft besser gewachsen.

2002 wagt sich Bobby Valentino zum Casting der ersten Staffel von "American Idol". Sein Talent bleibt den Juroren dort aber offenbar verborgen: Er schafft es nicht in eine weiterführende Runde, hat also Zeit, sich auf sein Studium zu konzentrieren.

Nach seinem Abschluss im Mai 2004 absolviert Bobby zunächst ein Praktikum bei dem Fernsehsender, bei dem sein Vater eine Gartensendung, eine Art "Tool Time" für Pflanzenfreunde, moderiert. Nebenher bereitet er allerdings bereits seinen Wiedereinstieg ins Showbiz vor.

Er nimmt gleich drei Demo-Alben auf, bei einem Ausstoß von einem bis zwei Tracks die Woche ein Leichtes. Glückliche Fügung: Die Bänder geraten in die Hände von Poon Daddy (der einst gemeinsam mit Ludacris eine Radioshow hostete) und werden von da aus an Ludacris und dessen Labelboss Shaka Zulu weiterreicht. Das Resultat ist bekannt: Bobby Valentino stößt - als jüngstes Labelmitglied und einziger R'n'B-Sänger - zur Disturbing Tha Peace-Familie.

Aufgewachsen mit der Musik von Marvin Gaye, Stevie Wonder und Prince, geht diese musikalische Saat bei der Produktion von Bobbys Solo-Debüt voll auf. Er selbst ist inzwischen nach Los Angeles umgezogen und benutzt die Einflüsse seiner Jugend, um, wie er sagt, zum "echten R'n'B" zurück zu kehren.

Eine Rückkehr findet sich auch bezüglich der Produzenten: Wie zu Mista-Zeiten sitzen Tim und Bob im Studio, auch wenn Bobby mittlerweile (so zum Beispiel bei der ersten Auskopplung "Slow Down") an der Entstehung der Songs größeren Anteil hat. "Slow Down" läuft in Radio und Musikfernsehen rauf und runter, kassiert zahlreiche Nominierungen als bester R'n'B-Song des Jahres und landet schließlich auf Platz eins der US-amerikanischen R'n'B / Hip Hop-Charts.

"Ich bin ein junger Typ, doch ich weiß bereits Einiges über Beziehungen", witzelt Bobby im Interview. Dieses Wissen verwurstet er 2005 hemmungslos auf "Disturbing Tha Peace Presents ... Bobby Valentino": Wie es sich für ein "echtes" R'n'B-Album gehört, handeln die Songs vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe.

Der mittlerweile 23-Jährige unternimmt einen Rückblick auf das Beziehungsleben eines Heranwachsenden. In "Give Me A Chance" ist Mentor Ludacris zu hören; Bobby Valentino hat im Gegenzug in dessen Video zu "Pimpin' All Over The World" seinen Auftritt.

Noch im selben Jahr begibt sich Bobby Valentino gemeinsam mit Bow Wow und Omarion auf "Scream 4"-Tour durch die USA. Sein Album hält mit einem Remix von "Tell Me" (unter Beteiligung von Lil Wayne) und "My Angel" noch zwei weitere Singles bereit.

Der nächste Streich lässt nicht allzu lange auf sich warten: Rodney "Darkchild" Jerkins produziert "Turn The Page", das einen ersten Vorgeschmack auf Longplayer Nummer zwei gestattet. Ehe dieser im Mai 2007 in den Läden steht, feiert noch eine zweite Single ihre Videopremiere: Bei "Anonymous" hat unüberhörbar Timbaland seine Finger im Spiel.

"Special Occasion", so der Titel seines zweiten Alleingangs, sei sehr bewusst gewählt: "Jeder einzelne Song ist in der Tat für eine 'special occasion', für einen besonderen Anlass geschrieben", verrät Bobby. "Mal für eine Person, mal für einen ganzen Club und mal für jemanden, den man liebt."

Die Verkäufe gestalten sich trotzdem eher zäh. Anfang 2008 gibt Bobby Valentino die Trennung von seinem Label bekannt. Er verlasse die Def Jam / DTP-Familie auf eigenes Betreiben hin, betont er: "Ich habe mich mit Ludacris und Chaka Zulu zusammen gesetzt und erklärt, es sei an der Zeit für mich, neue Wege zu beschreiten", erinnert er sich. "Sie hatten kein Problem damit, sie fanden das cool. Es gab keinerlei Beef."

Das Beef richtet ein anderer an - ein anderer Bobby Valentino, um genau zu bleiben. Ein englischer Sänger, der schon seit über drei Jahrzehnten unter diesem Namen aufnimmt, macht seine Ansprüche auf die Marke Bobby Valentino geltend. Unser Bobby veröffentlicht noch die EP "Come With Me" und firmiert ab 2009 unter Bobby V.

Eine neue Labelheimat hat er zu diesem Zeitpunkt bereits gefunden: Unter dem Dach von EMI richtet sich sein eigenes Sublabel Blu Kolla Dreams häuslich ein. "The Rebirth" markiert 2009 seine Wiedergeburt als Bobby V, gefolgt von "Fly On The Wall" zwei Jahre später.

Zusammen mit Lil Wayne tritt Bobby V 2012 auf Nicki Minajs Album "Pink Friday: Roman Reloaded" in Erscheinung. Die Zusammenarbeit mit dem Rapper funktioniert offenbar so gut, dass Bobby V ihn für sein eigenes Album "Dusk Till Dawn" gleich wieder in die Booth bittet.

Was Bobby V nun von den Heerscharen anderer R'n'B-Sänger abhebt? Er verrät es uns: "Im Gegensatz zu vielen anderen Sängern schätze ICH die Frauen wirklich." Sehr lobenswert, das schätzen die Frauen nämlich auch.

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