Porträt

laut.de-Biographie

Bill Murray

"Je mehr Spaß ich habe, desto besser bin ich." Bill Murray legt großen Wert auf seine Unabhängigkeit. Bei allem Erfolg als Komiker strebt er stets nach Wagnissen, die ihm künstlerische Erfüllung bringen. Dafür nimmt er auch finanzielle Einbußen in Kauf. So verzichtet er grundsätzlich auf die Dienste eines Agenten, der ihm etwaige kommerzielle Projekte angedeihen lassen könnte. Ohnehin fällt es ihm seit jeher schwer, mit der eignen Prominenz umzugehen: "Ich habe immer gesagt: Möchtest du reich und berühmt werden? Versuche erstmal reich zu werden, vielleicht hast du damit das Meiste bereits erledigt."

Murray wird im Herbst 1950 geboren. Nach ersten Erfahrungen in einem Improvisationstheater in Chicago steigt er Mitte der 1970er zum Ensemblemitglied bei "Saturday Night Live" auf. In den folgenden 15 Jahren feiert er große Erfolge mit Komödien wie "Ich glaub', mich knutscht ein Elch!", "Die Geister, die ich rief..." oder "Und täglich grüßt das Murmeltier". Seinen internationalen Durchbruch erlebt er spätestens 1984 mit "Ghostbusters", dem er fünf Jahre später einen zweiten Teil folgen lässt. Zwar decken die Einnahmen aus "Ghostbusters" die Studienkosten seiner sechs Kinder ab, aber Murray belastet auch der Erfolg: "Ich musste nach dem Film sogar für einige Zeit das Land verlassen, weil die Aufmerksamkeit einfach zu viel war für mich. Ich konnte damit nicht umgehen."

Bill Murray wehrt sich entschieden dagegen, Erwartungen zu erfüllen. Vielmehr sehnt er sich nach neuen Herausforderungen. Einen dritten Teil der "Ghostbusters"-Reihe lehnt er wiederholt ab: "Das Thema ist für mich durch. Das sollen jetzt andere machen." 1998 dreht er erstmals mit Wes Anderson. "Rushmore" überzeugt die Kritiker und bildet den Ausgangspunkt für zahlreiche weitere gemeinsame Filme. Murray forciert seine Neuerfindung als Charakterdarsteller. Mit Jim Jarmusch dreht er "Broken Flowers", unter der Regie von Sofia Coppola entsteht "Lost In Translation", der ihm eine Oscar-Nominierung beschert.

2013 markiert eine zufällige Begegnung am Flughafen Berlin-Tegel den Ausgangspunkt für Murrays musikalisches Engagement. In der ersten Klasse begegnet er dem Cellisten Jan Vogler, der zwischen seinen Wohnsitzen in Dresden und New York pendelt und mit drei gewonnen Echo Klassiks bereits als Pop-Star der klassischen Musik gilt. Als er den Musiker verwundert fragt wie sein Cello-Kasten denn in die Gepäckablage passe, verweist dieser auf den Fensterplatz, den das Instrument aus Sicherheitsgründen einnehmen muss. Murray gibt sich auch rückblickend verblüfft: "Da wurde mir klar, das muss ein ernsthafter Musiker sein.

Während beide freundschaftlich verbunden bleiben, wagt sich Murray mit eigenen Projekten in musikalische Gefilde vor. Für Netflix dreht er die Musik-Komödie "A Very Murray Christmas", an der auch Miley Cyrus und Phoenix mitwirken. Als Gastsänger beehrt er das Album "Paul Shaffer & The World's Most Dangerous Band". Schließlich übernimmt er die Rolle des singenden Bären Balu in der Neuverfilmung von "Das Dschungelbuch", den sich Vogler begeistert mit seinen Kindern ansieht. Als er sich mit Murray 2015 zum jährlich stattfindenden "Poetry Walk" auf der Brooklyn Bridge trifft, bespricht er mit ihm erste Ideen für ein gemeinsames Projekt.

Im April 2017 begeben sich beide in ein Studio in Manhattan, um "New Worlds" aufzunehmen. Konzipiert als "Kollision zwischen Amerika und Europa" wie Murray es ausdrückt, trifft europäische Klassik (Franz Schubert, Johann Sebastian Bach) auf amerikanische Literatur (Walt Whitman, Mark Twain, Ernest Hemingway). Doch Murray betätigt sich auch als Sänger. Er gibt Beiträge des Great American Songbook zum Besten, arbeitet sich an der "Westside Story" ab und singt Van Morrison ("When Will I Ever Learn To Live In God"), The Temptations ("My Girl"), Tom Waits ("The Piano Has Been Drinking, Not Me") und George Gershwin ("It Ain't Necessarily So").

Nach der Premiere des Programms auf dem Festival Napa Valley begibt sich Murray gemeinsam mit Vogler, der Geigerin Mira Wang und der Pianistin Vanessa Perez auf US-Tournee, die ihn auch erstmals in die Carnegie Hall führt. Es folgen Auftritte in Europa, darunter in der noch jungen Elbphilharmonie und im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen, bevor das Quartett für weitere Auftritte in Richtung Australien aufbricht. So erfindet sich Bill Murray im musikalischen Kontext ein weiteres Mal neu. Doch auch die Liebesbekundungen, die ihm nun auf den Theaterbühnen dieser Welt entgegengebracht werden, bleiben für ihn weiterhin suspekt: "Ruhm ist doch ein bisschen albern, wenn wir mal ehrlich sind."

Alben

Surftipps

  • Homepage

    Offizielle Seite zu "New Worlds".

    http://www.newworldsmusic.com/