Porträt

laut.de-Biographie

A.CHAL

A.CHAL hat Großes im Sinne. Der gebürtige Peruaner gehört zur Riege von Künstlern, die nach Frank Oceans bahnbrechendem Veröffentlichungen das Genre R'n'B endlich wieder zu dem machen, was es im besten Falle immer sein sollte: unnachahmlich gefühlsintensive Musik, die zwischen Weltschmerz und Ekstase oszilliert.

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Weil Alejandro Chal, so sein vollständiger bürgerlicher Name, genau das seiner Meinung (und der unzähliger Musiknerds) nach hervorragend kann, schwebt ihm vor, "die Welt so zu beeinflussen, wie es große Popstars wie Michael Jackson taten".

Doch um überhaupt erst an diesen Punkt zu gelangen, beschreitet A.CHAL einen Weg, wie er wohl nur in den USA passieren kann. Nach seinen Kindheitstagen in Peru zieht seine Familie mit Sack und Pack nach New York. Dort prägen ihn seine peruanische Wurzeln weiterhin maßgeblich: in der Wohnung hört die Mutter vornehmlich volkstypische Musik, sein Vater lernte in der Metropole Rock'n'Roll und Salsa zu schätzen.

Als die Familie weiter nach Massachusetts zieht, macht Alejandro seine ersten Erfahrungen mit Hip Hop im Allgemeinen und DMX im Speziellen.

So spärlich wie lange Zeit sein Output sind allerdings die Informationen, die A.CHAL über seinen weiteren Karriereverlauf preisgibt. Als gesichert gilt lediglich, dass Alejandro nach Jahren des Bedroom-Producings sein Debüt "Ballroom Riots" im Wechsel bei Freunden in New York und seiner späteren Wahlheimat Los Angeles aufnimmt.

Das Quasi-Album versprüht in 2013 drogeninfizierte, atmosphärische R'n'B-Vibes, mit denen A.CHAL aber auch nach einige Zeit nach Veröffentlichung nicht zufrieden ist. Das Soundcloud-Release bringt ihm zwar einen Publishing-Deal bei Sony ATV ein, kurze Zeit später nimmt er die Musik aber wieder offline.

In den darauffolgenden zweieinhalb Jahren zieht CHAL fest nach Los Angeles, um sowohl Kontakte als auch Inspiration zu sammeln. Nach dieser Zeit beschreibt er sich selbst als "spiritual being in a human experience". Ansonsten ist es in der öffentlichen Wahrnehmung aber still geworden um den jungen Peruaner.

Bis, ja, bis Ende 2015 das vom Grammy-nominierten Produzenten Count Justice mitproduzierte "GAZI" auf der zu dieser Zeit leeren Soundcloud-Page A.CHALs erscheint. Der Song gehört zu diesen Veröffentlichungen, die ohne Umwege einschlagen. Rumpeliges Klavier, raumfüllende Echos und eine unerhört catchy Hook finden über die Cloud schnell ihren Platz in Tausenden von Playlisten rund um den Globus.

Zu der unnachahmlichen Instrumentierung gesellt sich A.CHALs warme und zugleich verzweifelte Stimme, in der Verbindung entsteht so ein traumähnlicher Schwebezustand, den nur wenige Künstler so zielsicher heraufbeschwören können.

A.CHAL - ON GAZ Aktuelles Album
A.CHAL ON GAZ
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Die zweite Single "Round Whippin'" schließt daran nicht nur an, sondern katapultiert A.CHAL weiter in ungeahnte Sphären. Der dunstige Song fühlt sich an wie eine nächtliche Irrfahrt durch die Straßen L.A.s. Auf dem repetitiven, unheimlich verträumten Beat trägt CHAL seinen inneren Konflikt von Hedonismus und Beständigkeit aus. "But don't it feel good, don't it?"

Der Hype, der daraufhin entsteht, bestätigt ihn weiter in seinem Schaffen. Von seiner zweiten Single sagt er später, dass sie seiner Meinung nach noch hätte viel größere Aufmerksamkeit erregen können. Nach Co-Signs von etwa A$AP Rocky erscheint Mitte 2016 das von Fachpresse wie Fans gleichermaßen langersehnte, featurefreie Debütalbum "Welcome to GAZI".

Darauf vereint A.CHAL scheinbar mühelos irrsinnige Gefühlswelten zwischen halluzinogenem LSD-Trip und der darauffolgenden Katerstimmung. Diese Zerrissenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Platte. Schwere Drums und immer echoartige, sphärische Sounds tragen die Songs.

Dass diese Art von R'n'B funktioniert, beweist unter anderem auch immer wieder PARTYNEXTDOOR. Ihm hat A.CHAL aber eines voraus: So ziemlich ausnahmslos jeder seiner Songs ist ein Hit. Von "Welcome to GAZI" hätte womöglich jede Anspielstation als Single getaugt, so rund und stark ist die Platte.

Im Zuge der Veröffentlichung hält sich der Künstler aber weiterhin bedeckt. Neben vereinzelten Auftritten ist ein Auftritt auf Stwos "D.T.S.N.T."-EP die einzige Kollaboration, die CHAL eingeht.

Sich rar machen ist vielleicht gar nicht die schlechteste Idee, bedenkt man die Michael Jackson-Ambitionen des Peruaners. So oder so gehen uns seine Melodien und Hooks nicht aus dem Kopf:

"Gotta, get it, work it, flip it, spend it / make it, back, ooo." Und so ganz unwahrscheinlich ist das mit der Weltkarriere vielleicht ja doch nicht. "Speeding down Pacific like a bullet / If cops come then we gotta lose 'em / On this road they love to hate on you / But I'mma just keep on cruisin'."

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A.CHAL - ON GAZ: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2017 ON GAZ

Kritik von Thomas Haas

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