laut.de-Kritik

Selbst beim Falsett steht der One Direction-Aussteiger seinen Mann.

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Zayn Malik ist endlich am Ziel. Genau ein Jahr nach seinem One Direction-Ausstieg hält das ehemalige Aushängeschild einer der erfolgreichsten Boybands sein erstes Soloalbum in den Händen. Das Cover: so richtig knuddelig. Mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht und falschen Tattoos auf den Unterärmchen grinst der Hauptprotagonist als kleiner Steppke in die Kamera. Wie originell.

Aber man sollte nicht gleich losmeckern: Der kleine Zayn im Kika-Look gefällt allemal besser, als der sich im Halbdunkel räkelnde Nackedei-Posterboy, der sich auf dem Cover der Alternativversion des Albums lächerlich macht. Etwas anders sieht das bei der Musik aus. Die - man höre und staune – hat nicht mehr allzu viel mit der zu tun, die dem guten Zyan noch vor kurzem abertausende Liebesbriefe pro Tag einbrachte.

Mit "Mind Of Mine" legt der Sänger stattdessen seine Teenie-Pop-Vergangenheit ad Acta und macht anstelle hyperventilierender Kinderzimmer-Sounds Platz für mitunter ziemlich leidenschaftlichen Neo-R'n'B.

Bereits die eröffnende Halbballade "Pillowtalk" verweist so ziemlich alles auf die Plätze, was One Direction in den bisherigen sechs Jahren unters Volk streuten. Ohne Zusatz von Aufdringlichkeiten aus der Konserve hangelt sich Zayn von einem Melodiebogen zum nächsten. Der eingängige Refrain macht schließlich den Deckel drauf.

Auch in der Folge bleibt so manche Harmonie im Ohr hängen. Die ebenfalls eher bedächtige Nummer "It's You" beweist, dass Zayn in der Vergangenheit zu Recht als das One Direction-Mitglied mit der ausdrucksstärksten Stimme gehandelt wurde. Wahlweise hoch oder tief spult er das komplette Programm ab: Selbst im Falsett-Bereich steht er seinen Mann.

Songs wie die poppigen Dancefloor-Hüpfer "She" und "Rear View", das sich steigernde Piano-Drama "Fool For You" oder das sphärisch schwingende, mit 80s-Pop-Referenzen versetzte "Tio" passen ebenfalls. Gemeinsam mit Kollegin Kehlani glückt Zayn sogar der Tauchgang in deepere Gefilde ("Wrong"). Man hat sich hier richtig Mühe gegeben hat.

Musikalisch stagniert das Ganze zwar über Albumlänge: Irgendwann schleichen sich die üblichen Soundschleifen ein, die die gängigen R'n'B/Pop-Produktionen seit Jahren im künstlerischen Niemandsland versauern lassen. Aber stimmlich ist das schon aller Ehren wert, was der 23-Jährige da auf seinem Solodebüt in die Waagschale wirft. Der Aussteiger dreht seinen Ex-Kollegen nicht ganz unerwartet eine lange Nase.

Trackliste

  1. 1. Mind Of Mindd
  2. 2. Pillowtalk
  3. 3. It's You
  4. 4. Before
  5. 5. She
  6. 6. Drunk
  7. 7. Intermission: Flower
  8. 8. Rear View
  9. 9. Wrong
  10. 10. Fool For You
  11. 11. Borderz
  12. 12. Truth
  13. 13. Lucozade
  14. 14. Tio

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