laut.de-Kritik

Feature-Album mit Maximo Park und Bloc Party.

Review von

Im Zuge ihres neuen Seitenprojekts haben Yourcodenameis:milo junge, aufstrebende, britische Gitarrenbands versammelt. Die Tracklist - ein Who is Who der ansässigen Indieszene! Frontmann Paul Mullens Idee: befreundete und geschätzte Musikerkollegen einladen, mit diesen binnen vierzehn Stunden einen Song schreiben, einspielen und abmischen, das Ganze zwölf Mal und fertig ist die Laube! Ergebnis ist das dritte Album, "Print Is Dead Vol. 1".

Neben Bloc Partys Gordon Moakes, dem Futureheads-Gitarristen Ross Millard und Maximo Park-Keyboarder Lukas Wooller, sind auch die Waliser Jungs von The Automatic und die Liverpooler Folk-Pop-Band Hot Club de Paris als Gäste mit an Bord. Wer jetzt aber denkt, dass er vertraute, dynamisch poppige Retro Rock-Songs a la "Apply Some Pressure" oder flockig leichte Indie-Nummern, wie "Hounds Of Love", zu hören bekommt, irrt. "Print Is Dead Vol. 1" ist vor allem eins: auffällig screamo-mäßig! Keine leichte Kost für Fans des typisch britischen Indie-Gedudels also.

"We'd pick our guests up at the train station and go back to the studio and form a band", so Mullen über das Konzept hinter "Print Is Dead". Herausgekommen ist ein Featurealbum, das eher die Post-Hardcore/Progressive-Klänge des Newcastle Fünfergespanns Yourcodenameis:milo wiedergibt als die jeweiligen Sounds ihrer Gäste zu adaptieren. Hier wird also nicht einfach drauf los kopiert oder nachgespielt. Ab und an wünscht man sich aber doch, dass die Initiatoren etwas mehr vom musikalischen Style ihrer Kollegen hätten einfließen lassen, so wie im Opener "Greetings" beispielsweise geschehen; eine Folk-lastige Indienummer im Hot Club de Paris-Outfit.

Empfehlenswert ist auch der Folge-Track. Gordon Moakes, sonst als Bassist und zweiter Gesangsmann bei Bloc Party in Aktion, unterstützt in "Wait A Minute" den Yourcodenameis:milo-Basser Ross Harley. Der Basslauf dominiert, wie könnte es anders sein, stark den Song, melodische Parallelen zur Londoner Indie-Band um Frontmann Kele Okereke sind nicht zu verkennen. Der The Automatic-Kollaborationssong "The Trapeze Artists" erinnert kaum mehr an deren dynamische, leichte Gitarren-Pop-Songs, kennzeichnet sich vielmehr durch Extrem-Geschrei und schwere Metal-Gitarren.

"I Remember The Summer Isles" gönnt dem Gehörgang wieder etwas Entspannung – sanfte Gitarren, leise Keyboardklänge und ruhiger Gesang lassen durchatmen und beruhigen. Der Rest des Albums besticht wieder durch ausgeprägte Screamo-Einlagen, gepaart entweder mit harten, oft düster wirkende, Gitarren ("We Hope You Are What You Think You Are"/"Captain Of Lies") oder mit rhythmischen Keyboardmelodien ("Noah"). Mit "Ordinary Day" ist auch ein Grime-Song auf dem Album vertreten. Gast Lethal Bizzle rappt energisch auf Elektro-Beats und die Gitarren landen in der Ecke.

Und um der musikalischen Experimentierfreude noch deutlicher Ausdruck zu verleihen, hören wir anschließend die Akustik-lastige Folktronica-Nummer "Tiny Vessels" – die dürfte jedoch weder Yourcodenameis:milo-Fans noch Gitarrenmusikliebhaber im Allgemeinen, die ja Zielgruppe des Samplers sind, ernsthaft berühren. Der Laptop-Song klingt wenig dynamisch, eher zurückhaltend ruhig. Wie soll man die "Print Is Dead"-CD nun bewerten? Diese Frage beantworte ich gekonnt mit einer Gegenfrage: Gibt es Leute, die auf harte Metalriffs und gleichzeitig auf duselige Elektronikmelodien, Grime-Beats, Screamo- und Rapeinlagen stehen? Wohl kaum!

Wenn doch, dann gehören sie wohl zu einer minder repräsentierten Musikliebhaber-Gemeinde. Die Idee hinter "Print Is Dead Vol. 1" ist sicher keine schlechte – ein tributzollendes Featurealbum aufnehmen, das heißt, mit anderen Künstlern zusammenarbeiten, gemeinsame Ideen entwickelten, im Zuge der Kollaboration neue Kenntnisse und Fertigkeiten gewinnen ... Vielleicht hätte man sich bei der einen oder anderen Aufnahme jedoch etwas mehr als vierzehn Stunden Zeit lassen sollen und dafür stärker am jeweiligen Konzept gefeilt?! Würden die Tracks besser harmonieren, wäre das Album insgesamt runder und zugänglicher.

Trackliste

  1. 1. Greetings
  2. 2. Wait A Minute
  3. 3. The Trapeze Artists
  4. 4. I Remember The Summer Isles
  5. 5. Roots/Branches
  6. 6. We Hope You Are What You Think You Are
  7. 7. Deborah Bow
  8. 8. Captain Of Lies
  9. 9. Ordinary Day
  10. 10. Tiny Vessels
  11. 11. Noah
  12. 12. Plans For Everything

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