laut.de-Kritik

Royal Pop und Lofi-Disko!

Review von

Ihren Lofi-Rumpel-Charme behalten Silvana Battisti und Marc Herbert, aka Woog Riots, auch auf ihrer zweiten Platte "PASP". Vor allem, seit die Darmstädter in England auf Konzertreise waren: Auf der Insel sorgte der vielseitige Popmix für ordentliche Unterhaltung und bereitete dem sonst so verwöhnten Publikum eine Menge Spaß.

"PASP", was soll das eigentlich heißen? Der Albumtitel steht für die vier wichtigsten Schlagwörter der Menschheitsgeschichte: People, Animals, Society und Places! In diese vier Kategorien ist die Platte eingeteilt. Mit jeweils drei oder vier Stücken werden die einzelnen Themen mit großer Freude besungen und durch allerlei Instrumente und Geräusche vertont. "Ein künstlerisches Gesamtkonzept mit vier Kapiteln" benennen es die Woog Riots selbst. Klingt allerdings schlimmer, als es ist.

Inhaltlich bleiben Silvana und Herbert gewohnt rebellisch und offenherzig. Kritisch sind sie, vielleicht auch etwas böse und für den ein oder anderen zu direkt. Dem Hörer erklären sie zum Beispiel den Patriotismus am Beispiel von "Paul McCartney", der einem danach tatsächlich noch unsympathischer ist: "Don't love your country, go! And write a song / don't love your country / start a revolution." Ganz so übel nimmt es ihnen aber keiner, selbst der Sir Super-Beatle würde das Ganze mit einem Lächeln begrüßen. Der Riot zieht sich durch alle Kategorien und selbst im "Art Museum" wird gebrüllt: "Don't drink, don't smoke, don't touch in the art museum!"

Die Liebe zum Detail stecken die beiden auch in die Produktion und dabei stehen ihnen ausreichend Freunde und Klanginstrumente zur Verfügung. Mit den Steinbach-Zwillingen Flavio und Fabrizio, Mathias Hill von der Rockformation Diskokugel oder Lolo Blümler traf man sich im Tourbus, an der Bar oder in Marcs Wohnzimmer und nahm das neue Material intensiv auf. Knackige Synthie-Tänze, punkige Gitarren, psychedelische Percussion und der harmonische Wechsel-Gesang sind die Markenzeichen des Woog Riot-Aufstandes! Frei nach dem Motto: "Wir motzen über so manche Dinge, aber haben dich trotzdem lieb."

Silvana spielte schon auf dem Debüt 2006 die singende Säge und dieses aussterbende Exemplar begleitet zwei Jahre später ebenso rührend das animalische "Wild Baboons". Eine weitere, tierische Punkrock-Attraktion ist "Octopussy", was ein Adam Green kauziger nicht vortragen könnte. Die Zuneigung zur New Yorker Antifolk-Kiste ist kein Geheimnis mehr. Das zeigt auch die Gästeliste im Booklet. Kimya Dawson, die neben ihrer Singer/Songwriter Karriere stolze Mama ist, stellt ihre unverkennbare Stimme für "Backstage Lemonade" zur Verfügung. Hier sollen Vorurteile abgeschafft werden. Es gibt durchaus auch Rock'n'Roll Mütter im Musikgeschäft, die den Alltag zwischen Windeln- und Gitarrensaitenwechsel auf die Reihe bekommen. "Frank Backwards" ist dem guten Knarf Rellöm gewidmet, während "April 66" an die coolsten Mönche (The Monks) des Punkrock erinnert. Und in "Islam Punk" setzt man auf die Tasten-Dynamik von englischen Indie-Kings wie Clinic aus Liverpool. Allerdings sing Silvana hier (ihr Papa ist in den 60er Jahren von Italien nach Deutschland gekommen) in ihrer zweiten Heimatsprache.

Bei den Woog Riots fühlt man sich zu Hause und da kommt jede Menge Freude auf, sagen auch die Muttersprachler. Also, rauf auf den Dancefloor! Natürlich soll man zu den fünfzehn Stücken Mitsingen, Klatschen, selber zu klangvollen Spielzeugen greifen oder aber ganz einfach eigene Songs kreieren und möglichst im heimischen Schlafzimmer aufnehmen.

Trackliste

PEOPLE

  1. 1. People Working With Computers
  2. 2. Paul McCartney
  3. 3. Lack Of Passion
  4. 4. Frank Backwards

ANIMALS

  1. 5. Wild Baboons
  2. 6. Elephants & Mirrors
  3. 7. Octopussy

SOCIETY

  1. 8. Backstage Lemonade
  2. 9. Islam Punk
  3. 10. Doormat Theory
  4. 11. April '66

PLACES

  1. 12. Hotel Room
  2. 13. Night Bus
  3. 14. Art Museum
  4. 15. Living Room

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