laut.de-Kritik

Ob Disco oder Lederjacke: nicht mehr als ordentlich.

Review von

Im Herbst ereilte die Fans von We Are Scientists die Hiobsbotschaft, dass Drummer Michael Tapper genug vom Showbiz habe. Chris Cain und Keith Murray beschlossen, zu zweit weiterzumachen. Diese doch einschneidende Veränderung hört man auf "Brain Thrust Mastery" nicht. Ob das gut oder schlecht ist, mag jeder für sich selbst werten.

Für die Drums war im Studio ein gewisser Garrett Ray verantwortlich, so dass nicht jedes Drumming aus der Konserve kommt. Dankenswerterweise. Auf dem verhaltenen Opener "Ghouls" klingt es zunächst so, als stammten die Beats fortan aus dem Rechner, doch, als der Song seinen Höhepunkt erreicht, klingts richtig gut. Und organisch.

Des weiteren muss man leider konstatieren, dass WAS sich auch sonst nicht groß verändert haben. Irgendwo zwischen einer weiteren Indie-Gitarrenband und der Combo mit dem gewissen Etwas siedelt sich der Sound von "Brain Thrust Mastery" an. "Let's See It" beispielsweise klingt bis zur Hookline wie ein typischer, catchy WAS-Song mit einem etwas außergewöhnlichen Gitarrenlauf. Doch dann wirds doch etwas arg mainstreamig.

Die Songlängen schwanken fast ausschließlich zwischen drei und vier Minuten und schon bei der Vorabsingle "After Hours" beschleicht mich dieses Gefühl, das ich schon beim Debüt nach ein paar Wochen hatte: We Are Scientists machen wirklich ordentliche Musik, besser als der große Rest.

Aber auf Albumlänge hält sich die Spannung nur sehr schwer. Der Sound ist zu einfach wieder zu erkennen. Egal, ob er im von Disco angehauchten Gewand ("Lethal Enforcer") oder in der Lederjacke ("Impatience") daherkommt. Und ein Überhit wie "Nobody Move, Nobody Get Hurt" fehlt auf "Brain Thrust Mastery". So ist das zweite Album des Duos aus Kalifornien ein ordentliches Album, mehr aber auch nicht.

Trackliste

  1. 1. Ghouls
  2. 2. Let's See It
  3. 3. After Hours
  4. 4. Lethal Enforcer
  5. 5. Impatience
  6. 6. Tonight
  7. 7. Spoken For
  8. 8. Altered Beast
  9. 9. Chick Lit
  10. 10. Dinosaurs
  11. 11. That's What Counts

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7 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Drei oder vier Punkte ist letztendlich wurscht, diese CD Kritik ist einfach schlecht. In der Regel haben die Kritiken hier bessere Qualität. Hier hätte sich jemand mehr Zeit fürs Hören und für die Kritik nehmen sollen. Das Album ist viel varieerter und nun so gar nicht wie das erste. Da sind nach mehrmaligem Hören etliche sehr gute songs drauf wie Lets see it, Chick Lit, Impatience und Altered Beast. Nur Spoken For ist totlangweilig und der einzige wirkliche durchhänger. Vom Stil her ruhiger (dennoch tanzbar!) und viel (80s-)poppiger, inklusive viel schleimig guter synths (Lethal enforcer), saxophon (Thats what counts!),steckenweise aber auch sehr düster und rockig(chick lit,tonight). Es ist auf jeden Fall (mutwillig) überproduziert. Auch bessere Texte und insgesamt komplexere Arrangements. Wie der Vorgänger aber echt eingängige catchy tunes. Dennoch, der vorgänger war im Vergleich viel einfacher gestrickt, schneller, roher, rockiger und vor allem homogener. Hier keine weiterentwicklung sehen zu wollen ist mir unbegreiflich. Ob man diese weiterentwicklung mag oder nicht sei ja dahingestellt. 'Lets see it' hat ja vielleicht noch was mit dem 'orginären' WAS sound zu tun, Lethal Enforcer aber nun gar nicht. Ghouls erst recht nicht. Und das ist echt gut so. Nichts ist langweiliger als dasselbe nochmal in Grün zu veröffentlichen. Das Album hat übrigens alle möglichen Kritiken bekommen von sehr gut bis schlecht, jenachdem ob der Reviewer die neue Richtung gut fanden oder nicht. Über eines waren sich aber alle einig: auf jeden Fall krass anders als der Vorgänger. Und fehlt wirklich ein Highlight im Vergleich zum Vorgänger? Ich weiss nicht. Erstens fand ich Nobody Move nicht das Highlight der ersten Platte, da gabs noch besseres. Und wenn ich eine Platte von vorne bis hinten tanzend durchhören kann (das ist hier der Fall), dann scheint die Qualität insgesamt einfach sehr gut. Ohrwürmer hat es auf jeden Fall genug.

  • Vor 15 Jahren

    @maedl (« braucht aufjeden mehr anläufe als das debüt. »):

    definitiv. nach einem enttäuschenden ersten durchlauf finde ich es inzwischen, na ja, ganz okay. lieblingssongs: after hours, impatience, altered beast, tonight. live auch ein erlebnis, die jungs.