laut.de-Kritik

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Review von

Irgendwann vor ein paar Monaten flimmerte spät abends im Musikfernsehen in der einzigen sehbaren Sendung mit der Moderatorin mit den schwarzen Haaren ein Clip, der mich kurz vorm Schlafen gehen absolut reanimierte. Eine wilde Collage aus Teenie-Tretern mit scharfen Zähnen, die Welten fressen. Dazu eine Art Elektropunk, zu dem ich sofort den Mussolini tanzen wollte. Das Stück heißt (zu Recht) "Schockwellen Aufs Parkett", die Macher Von Spar sind keine Unbekannten, sie sind bereits mit The Oliver Twist oder Urlaub In Polen aktiv gewesen.

Die interesssante Frage, die sich stellte, war die, ob das Album halten würde, was die Single verspricht. Nun ja, nicht grade das, was die Single verspricht, aber "Die Uneingeschränkte Freiheit Der Privaten Initiative" hält eine ganze Menge anderes bereit. Zwei Stücke sind schon von der als "Vielen Dank Für Ihr Verständnis"-EP getarnten "Schockwellen Aufs Parkett"-Single bekannt. Neben dem auf dem Album in alternativer Version (hier klingts nicht mehr so hysterisch, dafür gibts out of control Percussion) verewigten Stück findet sich hier noch "Kopfsteinpflaster".

Letzterer Song zeigt prima auf, was den Charme des Albums ausmacht. Ähnlich wie bei der Mediengruppe Telekommander sind es die Parolen, die "Die Uneingeschränkte Freiheit Der Privaten Initiative" so großartig machen. "Blaue Hände am Kanonenofen im Land der goldenen Buffaloträger" aus der Vorabsingle war ja schon ein Höhepunkt. Wenn es am Ende von "Kopfsteinpflaster" heißt "Wir brauchen mehr Dynamit, mehr Dynamit", und dann noch Ton Steine Scherben zitiert werden ("Macht kaputt, was euch kaputt macht"), weiß ich, hier ist großer Phrasensport angesagt. So reihen sich Von Spar zwischen Mediengruppe und Bierbeben ein.

Musikalisch eher mit den "zwei kommandierten Pennern" zu vergleichen, bietet die Langrille einen bunten Pott Püree. "Slow Down For A Fast Trip" wirkt, wenn man nur "Schockwellen Aufs Parkett" kennt, musikalisch bekannt. Trockene industrielle Elektrobeats treiben unter dem Text. Der ist englisch, was zunächst ein wenig verwundert. So ähnlich muss es in den Achtziger Jahren im SO36 zugegangen sein. Englisch getextet wird auch im elektrisch funkenden Alptraum "Terror Of Sleep", nur kurz unterbrochen von einer Flamenco-Einlage. Kommt man eigentlich in nüchternem Zustand auf so was?

Mit "Bunsenwahrheiten" zeigen Von Spar ihre andere Seite. Klingt irgendwie superpunkig, aber mit Freejazz-Interluden. Das fließende "Ist Das Noch Populär?" erinnert ein wenig an die lauteren Zeiten von Blumfeld. Und wieder diese geilen Phrasen: "Die Welt eine riesige Zahnarztpraxis, und ich bin der Statthalter guter Ideen". Dada? - Endgültig beim Elektropunk angekommen ist man mit dem schweißtreibenden Titeltrack, die Hysterie steigert sich weiter in das konfuse "Eine Herde Von Sparschweinen Will Gefüttert Werden".

Danach geht "Dog Machine" leider etwas unter, es zieht den Hörer wieder ein wenig auf den Boden zurück. "Bis Es Weh Tut" bildet einen abgerundeten Abschluss und entlässt uns mit der Weisheit: "Die Bösen haben keine Melodien nur Parolen aus bunten Schlagzeilen". Wie heißt es schon in "Bunsenwahrheiten": "Schön dass ihr dabei seid".

Trackliste

  1. 1. Slow Down For A Fast Trip
  2. 2. Bunsenwahrheiten
  3. 3. Schockwellen Auf's Parkett
  4. 4. Ist Das Noch Populär?
  5. 5. Terror Of Sleep
  6. 6. Kopfsteinpflaster
  7. 7. Die Uneingeschränkte Freiheit Der Privaten Initiative
  8. 8. Eine Herde Von Sparschweinen Will Gefüttert Werden
  9. 9. Dog Machine (In Da Club Mix)
  10. 10. Bis Es Wehtut

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