laut.de-Kritik

Soul, Reggae und Dub aus dem pazifischen Paradies.

Review von

Manchmal erfüllen sich Wünsche schneller, als man denkt. Brüllte ich vor einigen Wochen im Zusammenhang mit Neuseelands Finest Fat Freddy's Drop noch nach mehr Sound aus dem pazifischen Paradies am anderen Ende der Welt? Nun, ich kann das zufriedene Grinsen einschalten. "Styles Upon Styles" erschien als erste Veröffentlichung des neuseeländischen Sugarlicks-Labels ursprünglich bereits 2001. Vier Jahre und einige kleine Änderungen im Line-Up später ist die Compilation auch in unseren Plattenläden zu finden und zeigt: This is pacific soul.

"Soul" trifft es dabei noch nicht einmal ganz; "Styles Upon Styles" präsentiert daneben zahlreiche Reggae- und Dub-Nummern, einen ordentlichen Anteil elektronischer Musik, etwas Hip Hop und mit One Million Dollars "Cashmeruffle" ein wunderschönes langsames Jazz-Stück. Auch wenn hier die Gesangsstimme nicht besonders kräftig wirkt, gerät "Cashmeruffle" doch in einer Weise musikalisch und melodiös, dass dieser Mangel nicht weiter ins Gewicht fällt.

Mehr Highlights? Kein Problem. Nat Rose ist gleich zweimal vertreten; beide Male begleitet von akustischer Gitarre und unterstützt von Bässen, die in ihrer Fülle einen gestandenen Hip Hop-Produzenten an den Reglern vermuten lassen. "Soul 2 Soul" und "Mana Wahine" (in der Sprache der Maori für "Die Stärke der Frauen") stellen eine wahrhaft tolle R'n'B-Sängerin vor. Eine weitere interessante Stimme: Sowohl in "Jammin' To Music" (Titel und Bandname lassen ganz richtig eine reggae-lastige Basslinie vermuten) als auch in Ghost Tones "Seventeen", in dem Hip Hop, Reggae und Jazz eine überaus angenehme Verbindung eingehen, ist Blaque Reign von Jahlicious zu hören.

In "Love In Your Eyes" trifft der Reggae auf elektronische Spielereien: Die wenigen Vocals machen zwischen dubbigem Hall und Echos eine ausgezeichnete Figur. Bei Brother J hat (da waren sie wieder!) Fat Freddy's Drop-Mann Fitchie die Produzentenfinger im Spiel, und an The Nomad ist in der neuseeländischen Musikszene kaum ein Vorbeikommen, hat er doch in seiner Heimat bereits fünf Longplayer veröffentlicht. Seine Spezialität ist die Kombination von Dub mit Soul. "Look Around" mit seinem trägen und doch ungemein fesselnden Rhythmus macht durchaus Appetit auf sein bei uns in Kürze anstehendes Album.

Die Sänger (nRt, Flying Squad) lassen zuweilen etwas an Stimmgewalt zu wünschen übrig. Ich habe schon fließendere Raps gehört als in "Decide". Auch könnten hier die Bässe etwas weniger schwammig, dafür mit deutlich mehr Wucht um die Ecke kommen. Trotzdem: "Styles Upon Styles" bestätigt meine Vermutung, dass die entfernten Ecken der Erde noch jede Menge Hörenswertes zu bieten haben. Henry Taripos "Muroroa" rechtfertigt alleine schon den Kauf: Traditionelle Gesänge, dunkel heranrollende Bässe und etwas Percussion schaffen eine Gänsehaut erzeugende Atmosphäre - in meinen Ohren die eindrucksvollste mögliche Stellungnahme gegen die französischen Atomwaffentests im Pazifik. Man verdrängt ja doch gern, dass unser "elend weit weg" für den Neuseeländer "vor der Haustür" liegt.

Trackliste

  1. 1. Nat Rose - Soul To Soul
  2. 2. Flying Squad - Burning Fire
  3. 3. nRt - Tight (Like Dreadlocks)
  4. 4. Jahlicious - Jammin' To Music
  5. 5. One Million Dollars - Cashmeruffle
  6. 6. Brother J - Jess (If Bliss Is An Island)
  7. 7. D Kamali - Decide
  8. 8. Ghost Tones - Seventeen
  9. 9. Ekadek - Love In Your Eyes
  10. 10. The Nomad - Look Around
  11. 11. Henry Taripo - Mururoa
  12. 12. (Bonustrack) Nat Rose - Mana Wahine (Acoustic Version)

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