laut.de-Kritik

Electro- und 80s Disco-Hits, ausgesucht von Jon Savage.

Review von

"It's party time tonight", schreien Class Action apodiktisch im Song "Weekend", einem weithin eher unbekannten Elektropopschlager der Frühachtziger. Warum wir uns sowas heute noch in den damals hypermodernen Extended Versions anhören sollen, ist eine Frage, die vor allem C-Banks "Get Wet" und Debbie Debs "When I Hear Music" aufwerfen.

Hört man den Namen hinter "Dreams Come True" erübrigt sich die Frage. Jon Savage, literarischer Punk-Aufbereiter und ehemaliger DJ der legendären Hacienda in Manchester, weiß selbstverständlich auch (wo eigentlich nicht?) im Elektropop-Segment ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.

Hier lässt er uns teilhaben an bekannten und in erster Linie übersehenen 12"-Perlen längst vergangener Tage, als Madonna in Strapsen noch einen erträglichen Anblick, Linn Drums den Beat der Zukunft und Discotheken in Manhattan den Bezugspunkt zahlreicher späterer Bands und DJs der Alten Welt verkörperten.

Nicht alle popkulturell einflussreichen Beiträge hinterlassen dabei eine derart aussagekräftige Fußnote in der Geschichte wie das 1982er Klein & MBO-Stück "Dirty Talk", das das Italo Disco- und House-Genre in beneidenswerter Stilsicherheit vorweg nahm. Dass die Pet Shop Boys zu den glühendsten Fans der Italo-Amerikaner zählen, sollte nicht verwundern.

Eher schon, warum uns Savage mit teils doch schwer enervierenden Disco-Oldies fordert. Dass auf den meisten Tracks nicht unter sechs Minuten gestöhnt und gefeiert wird, wissen wir alle. Den entsprechenden Spaß transferiert aber nur noch Noels "Silent Morning", sound- und songtechnisch quasi der kleine Bruder von Rockwells "Somebody's Watching Me".

Trotzdem: Dabei sein ist nicht alles. Ob Savage uns mit der nicht enden wollenden Electro-Soul-Nummer von Dhar Braxton oder dem Freestyle-R'n'B-Stück "Bye Bye" noch etwas anderes sagen will, außer dass er die entsprechenden Importmaxis damals gerne aufgelegt hat, scheint fragwürdig.

Somit richtet sich diese Compilation, anders als beispielsweise Savages feiner Entdecker-Sampler "England's Dreaming", ausschließlich an die eingefleischte Genre-Klientel, die mit dem ein oder anderen Track die eigene Plattensammlung luftdicht verschließen kann. So gesehen hätte sich der Brite den totgenudelten "Situation"-Mix von Yazoo sparen können.

Trackliste

  1. 1. Yazoo - Situation (12" Mix)
  2. 2. Class Action - Weekend (Larry Levan Mix)
  3. 3. C-Bank - Get Wet
  4. 4. Debbie Deb - When I Hear The Music
  5. 5. Nuance feat. Vikki Love - Love Ride
  6. 6. Pamela Joy - Think Fast
  7. 7. The Latin Rascals - Lisa's Coming
  8. 8. Klein & MBO - Dirty Talk (European Connection)
  9. 9. Dhar Braxton - Jump Back Set Me Free (Club Mix)
  10. 10. Janice - Bye Bye (Long Vocal)
  11. 11. Noel - Silent Morning

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