laut.de-Kritik

Avantgute CD jenseits aller Hypes und angesagten Trends

Review von

Warum will mir eigentlich jedes Label im Moment Latin unterjubeln? Weiß das jemand von Euch da draußen? Hört ihr alle nur noch Buena Vista Social Club, Santana und Bellini .... Mir gefällt so was nicht, mir gefällt auch Jazzanova nicht. Einzig und allein der Rainer Trüby Sampler "Root Down 99" und "Brazilian Love Affair", eine andere mega-unbekannte Compilation konnten mich bisher überzeugen (aber das nützt nichts). Deshalb gefallen mir auch die ersten 2 Stücke der vorliegenden V.A. "Chicago 2018" nicht!

Es dümpelt mich also zwischen Avantgarde, Brasilian Feelz und nicht ernst zu nehmendem Klamauk in die Welt des Chicago von 2018. Ob bis dann der Latin-Hype nicht vorbei ist? Fast hat die Platte schon verschissen, dann tut sich - wie zu erwarten - Jim O'Rourke hervor. "Never again" ist echt gut, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, das es gerade die Boxen gebrezelt hat. Aber so ist sie halt, die Avantgarde. Sie erhebt Geräusche zu musikalischen Mitteln. An allem ist eh nur das 20. Jahrhundert schuld, aber ich schweife ab.

Auch Toe 2000 überzeugt sofort. Erinnert mich ein wenig an das Duo Sidsel Endresen und Bugge Wesseltoft, oder an Maria Joao, kennt Ihr die? Vergleiche sind doch immer gut, um eine unbekannt Platte ein wenig einzuordnen, gell?

Recht free kommt Slam!, aber Pullman holt uns wieder runter, dank Ambient. Bundy K. Brown hält alles überschaubar, aber wahnsinnig stimmungsvoll, gefällt! Wie auch die letzten beiden Titel der ersten CD mein musikverwöhntes Ohr absolut befriedigen.

Tortoise, die vor nicht all zu langer Zeit ein vielbeachtetes Debut ablieferten, leiten Part 2 ein. Gekonnt und sehr rhythmisch sch rhhh y th th th th th mm i mm m i s-----c------h. Freakwater wollen uns verwalzern, aber damit landen sie bei mir nicht. Auch nicht, wenn sie mir einen Wummerbass durch die Wohnung jagen, der meinen weiblichen Spiegel auf´s Tablett bringt.

Dafür wird es wieder avantgut, mit Joshua Abrams. Electro-Reversal-Garde oder so. Das NRG Ensemble ist mir etwas zu Freejazzig, falsche Baustelle. Wieder ein typischer Fall von Liedverirrung. Kann jemand diesem Song auf die richtige Compilation helfen? Genauso geht es mir mit Ken Vandermark 5, FreeBrassJazz isnogud indis context. Sorry Isotope, same critics. Ich gebe ja zu, daß in den urbanen Zentren wahrscheinlich auch in der Zukunft freier Jazz entstehen wird, aber Avantgarde nährt sich nicht aus der Vergangenheit!

Kurz (lang) und gut, eine CD jenseits aller Hypes und angesagten Trends. In meinem Ohr klingt sie hervorragend. Aber mein Ohr ist kein Stangenohr, deshalb mag es ausgefallene Dinge, moderne Musik und Experimente. Alles finde ich auf Chicago 2018...It´s gonna change

Trackliste

  1. 1. Bobby Conn - The Whistler
  2. 2. Sam Prekop - The Afternoon
  3. 3. Jim O'Rourke - Never Again
  4. 4. Toe 2000 - Absolutism
  5. 5. Chicago Underground Duo - King Cobra
  6. 6. Slam! - 911
  7. 7. Pullman - Karissa
  8. 8. Bundy K. Brown - Imagining Place
  9. 9. Mick Turner - Sunny Xmas Day
  10. 10. Tricolor - Absolution CD 2
  11. 11. Tortoise - Jetty 99
  12. 12. Fraekwater - All Life Long
  13. 13. Joshua Abrahms - End Of June
  14. 14. Eternals - Bewilderness
  15. 15. NRG Ensemble - Hold That Thought
  16. 16. Bobby Conn w/J. O'Rourke - California
  17. 17. Ken Vandermark 5 - Distance
  18. 18. Isotope 217 - LUH

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