laut.de-Kritik

Was Cash dazu sagen würde?

Review von

Als ich die CD aus dem Briefkasten gezogen habe, war mein erster Gedanke, das Teil direkt an den Kollegen Schuh weiterzuleiten. Immerhin ist der Kerl unser ausgemachter Johnny Cash-Experte und Freizeitanbeter des Man In Black.

Vermutlich hätte er diesen Sampler aber als Anmaßung verrissen, denn man sollte schon eine Ader für Punkrock haben, um an "An International Underground Tribute To The Man In Black" seinen Gefallen zu finden. Man kann an dieser Tribute-Scheibe bemängeln, dass es kaum irgendwelche großen Namen zu verzeichnen gibt, doch immerhin lässt sich damit der Vorwurf der Geldmacherei direkt entkräften.

Dennoch fragt man sich bei einigen Stücken, ob das in der Art wirklich sein muss, oder ob man das Original damit nicht beinahe vergewaltigt. Immerhin ist Cash einer der meist gecoverten Künstler im Musicbiz und das wirklich szeneübergreifend. Nur eignen sich manche Musikstile eben mehr, einen Song des Mannes zu übernehmen und manche weniger.

Wenn ein Mann wie Mike Ness sich einer Nummer des Meisters annimmt, fühlt man jederzeit den tiefen Respekt und das Verständnis für die Musik von Johnny Cash. Auf "An International Underground Tribute To The Man In Black" gelingt das gerade mal den Holländern von Judasville, Peter Pan Speedrock, Badlands und vor allem Barry Lewis mit dem genialen "Hurt". Allein der Track ist schon einen Punkt wert.

Interessante Versionen liefern wenigstens noch die deutschen 7er Jungs mit einer absoluten Hooliganversion von "Long Black Veil" zur akustischen Gitarre ab oder das immer noch mit Countryflair versehene "Tennessee Flat Top Box" von Floffgirl. Auch The Regulars können "The Ring Of Fire" eine gewisse Note abringen und Superaction verpassen "I Will Rock'n'Roll With You" einen netten Drive.

Die meisten der anderen Interpreten versuchen aber einfach, mehr oder weniger erfolgreich, die Lieder des Country-Stars in ein punkrockiges Gewand zu packen. Das geht hin und wieder einigermaßen auf, aber dafür genauso oft in die Hose. Warum die Mainzer Springtoifel "I Got Stripes" vergewaltigen durften, muss mir mal einer erklären. So neben der Spur wie Sweet Poison hab ich auch noch keinen "The Ways Of A Woman In Love" singen hören.

Alles in allem ist "An International Underground Tribute To The Man In Black" nicht wirklich notwendig. Der gute Johnny wird zwar nicht gerade im Grab rotieren, aber ob er der Scheibe seinen Segen geben würde, wage ich mal zu bezweifeln. Wenn man dem Mann schon eine Ehre zuteil werden lassen will, dann bitte auch im richtigen Rahmen.

Trackliste

  1. 1. Strongarm & the Bullies: Don’t take your guns to town
  2. 2. Judasville: Delia’s gone
  3. 3. Reno Divorce: Guess things happen that way
  4. 4. Peter Pan Speedrock: Ghostriders in the sky
  5. 5. Emschekurve 77 feat. Gunter Gabriel: San Quentin
  6. 6. Discharger: The city of New Orleans
  7. 7. The Pug Uglies: Folsom prison blues
  8. 8. 7er Jungs: Long black veil
  9. 9. Dead50’s: Understand your man
  10. 10. Southern Way: The highwayman
  11. 11. Couchdrivers: Thing called love
  12. 12. Banner Of Thugs: Redemption
  13. 13. Social Combat: Country boy
  14. 14. Springtoifel: Cafe gitterblick (I got stripes)
  15. 15. Floffgirl: Tennessee flat top box
  16. 16. Hateful: The man comes around
  17. 17. Toxpack: Wanted man
  18. 18. The Regulars: Ring of fire
  19. 19. Vortex: Jackson
  20. 20. Sweet Poison: The ways of a women in love
  21. 21. Get Out: I walk the line
  22. 22. Subculture Squad: Thirteen
  23. 23. Superaction: I will rock n roll with you
  24. 24. For The Fame: I still miss someone
  25. 25. Badlands: Get rythem
  26. 26. Confuse The Cat: Devils right hand
  27. 27. Razorblade: San Quentin
  28. 28. Riot Company: There you go
  29. 29. Barry Lewis: Hurt

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