laut.de-Kritik

Seine erste DVD überhaupt.

Review von

Feuerwerke, Tänzerinnen oder aufwändige Bühnenbilder sind nicht sein Ding. Kommunikation mit dem Publikum auch nicht. Van Morrison betritt die Bühne mit einer Miene, als hätte er sich gerade eine Fischvergiftung eingefangen. Ob das nun im Pub oder im Stadion geschieht, macht keinen Unterschied. Seine Verdrießlichkeit ist legendär.

Doch schließlich geht es um Musik, die bei der Güte des Nordiren keine weiteren Schnörkel benötigt, um zu fesseln. Als er 1974 dem Jazz Festival in Montreux seinen ersten Besuch abstattet, hat er gerade seine Begleitband aufgelöst. Claude Knobs, der allmächtige Organisator, stellt ihm in Windeseile ein Trio zur Seite, damit er nicht alleine da steht. Kein Wunder also, dass Morrison eher mit seinen Begleitern als mit den Zuhörern beschäftigt ist.

Dennoch läuft alles glatt. Vor allem der Pianist/Keyboarder Pete Wingfield hebt sich hervor und meistert die Situation bravourös. Morrison gibt sich auch keine Blöße und bedient neben Mikrofon noch Gitarre, Saxophon und Mundharmonika. Mut beweist die Band auch bei der Auswahl der Tracklist, die aus kaum bekannten Stücken besteht. Zwar ist "Bulbs" die damals neue Single und "Street Choir" ein Auszug aus dem gleichnamigen Album von 1970, doch "Twilight Zone", "Foggy Mountain Top" und "Naked In The Jungle" erscheinen erst viele Jahre später, nämlich 1998, auf der Rarities-Sammlung "The Philosopher's Stone". Das Publikum lauscht dennoch andächtig.

Sechs Jahre später beginnt der Auftritt ebenso wie der erste: Rascher Schritt zum Mikro und los geht's. Äußerlich hat sich Morrison kaum verändert, doch diesmal hat er eine richtige Band im Gepäck. Acht Personen, unter ihnen vier, mit denen er unmittelbar davor das Album "Common One" aufgenommen hat, und Pee Wee Ellis, einst Saxophonist in der James Brown Band.

Weist das Konzert von 1974 jazzige Elemente auf, ist Morrison hier voll und ganz in seinem Rhythm & Blues-Metier. Die Auswahl der Stücke ist diesmal ausgewogener. Neben sechs Tracks aus dem noch unveröffentlichten neuen Album kommt auch früheres Material zum Zug. Etwa "Ballerina" aus dem Klassiker "Astral Weeks" (1969), "And It Stoned Me" und "Moondance" aus dem gleichnamigen "Wild Night" und "Tupelo Honey" vom 1971er Album. Die Liste setzt sich fort bis "Troubadors" und die Zugabe "Angelou", die aus dem ein Jahr zuvor erschienenen "Into The Music" stammen.

Keine Extras, keine Zugaben, dafür eine Topqualität bei Klang und Bildern. "Live At Montreux" ist eine gelungene DVD, umso mehr, als dass Morrison die Zusammenstellung selbst überwacht hat. Außerdem ist es seine erste, die auf den Markt kommt. Wie gewohnt, lässt er die Musik für sich sprechen, mehr als ein gelegentliches, knorriges "Thank You" ist von ihm nicht zu hören. Zuschauen, wie ihm hinter dem Griffbrett seiner Gitarre ab und an dennoch ein Anflug an Zufriedenheit entweicht, bereitet umso mehr Freude.

Trackliste

1980

  1. 1. Wavelength
  2. 2. Kingdom Hall
  3. 3. And It Stoned Me
  4. 4. Troubadours
  5. 5. Spirit
  6. 6. Joyous Sound
  7. 7. Satisfied
  8. 8. Ballerina
  9. 9. Summertime In England
  10. 10. Moondance
  11. 11. Haunts Of Ancient Peace
  12. 12. Wild Night
  13. 13. Listen To The Lion
  14. 14. Tupelo Honey
  15. 15. Angelou

1974

  1. 1. Twilight Zone
  2. 2. I Like It Like That
  3. 3. Foggy Mountain Top
  4. 4. Bulbs
  5. 5. Swiss Cheese
  6. 6. Heathrow Shuffle
  7. 7. Naked In The Jungle
  8. 8. Street Choir
  9. 9. Harmonica Boogie

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