laut.de-Kritik

Verwandelt jedes Wohnzimmer in eine Einraumdisco.

Review von

Bei Connaisseur Recordings ging es schon immer um Qualität. Programmatischer Name und so. Aber in diesem Fall ist der Titel weitaus mehr als Sound und Nebel. Gereifte, hochwertige Ware, satte Klänge mit fruchtigem Bouquet, dafür steht das Label mit Sitz in Berlin und Offenbach. Musik für die Beine, aber auch fürs Auto, den Bauwagen, das Wohnzimmer.

Folgerichtig gibt es im Haus der Kenner seit einiger Zeit die schöne Tradition der "Living Room Techno"-Compilations, deren vierte Ausgabe nun zu haben ist. Gar nicht so einfach, Tanzmusik auch im Wohnzimmer stattfinden zu lassen. Andererseits trinkt der Weinliebhaber den geliebten Brunello di Montalcino ja auch nicht nur im Restaurant. Selbiges Prinzip erwarten die Connaisseur-Recken auch von uns, den Technomaniacs. Wir lieben die Maschinenmusik ja dermaßen, dass wir sie am liebsten immer um uns herum haben möchten.

"Living Room Techno Vol.4" ist da genau die richtige Medizin. Wie ein schwerer Rotwein entfalten Tunes wie Manhookers großartiges "Higher State Of Elevation" ihre Wirkung. Dubtripsoul meets Südhang. Vocals sind natürlich immer ein Thema, wenn es um die ruhigeren Gangarten von elektronischer Musik geht. Ihr Einsatz bleibt bei dieser Sammlung stets logisch und konsequent, geschieht nie um seiner selbst Willen. Soukie & Windish führen uns das mit ihrem Beitrag meisterhaft vor Augen.

Yves Klein hätte man zudem sicherlich auch mit der Botschaft von "Paint Blue" begeistern können. Für die beschwingte Limbo-Sause am heimischen Wohnzimmertisch ist auch gesorgt: Ian O'Donovan schenkt ordentlich nach. "World Away" für die Weltenflucht, den Rückzug in den Kokon der eigenen vier Wände. Ein Supertune, der bestimmt auch die eine oder andere After Aua rockt.

Jazz gehört traditionell ins Wohnzimmer wie die Fernsehzeitschrift oder Papas Schnapsvorrat. Few Nolder tragen diesem Umstand Rechnung und steuern eine jazzig coole Bude namens "Space Escape" bei. Hypnotic Tango und fette Bassline, die ochsenfroschartig die Sache am Laufen hält.

Die Stücke auf diesem vierten Kammermusik-Sampler behindern sich gegenseitig überhaupt nicht und sind doch so divers und eigenständig, dass keine Langeweile aufkommt. Ein künstlerisch ganzheitlicher Anspruch seitens Connaisseur wird einmal mehr auch beim schönen Retro Artwork deutlich, sehr gelungen und mehr als erwähnenswert. Der spitzenmäßige, Swayzak erprobte Richard Davis bringt dann noch den Glockenspielhit, den man gar nicht erwartet hatte. Knusper, Knusper Snarechen.

Mit und ohne Rotwein, Steinfliesentisch oder Eames Chair: Diese liebevoll zusammengestellten Tracks haben das Potenzial, jedes Wohnzimmer in eine Einraumdisco zu verwandeln.

Trackliste

  1. 1. Richard Davis – Take Everything (original mix)
  2. 2. Soukie & Windish – Real Artists Paint Blue (original mix)
  3. 3. Chymera – Threads (original mix)
  4. 4. El Txef A – Silence Mort (original mix)
  5. 5. Few Nolder – Space Escape (original mix)
  6. 6. Koett – Red Room (original mix)
  7. 7. Silky Raven – Caterpillars & Birds (Shaun Reeves & Jay Haze remix)
  8. 8. Lake People – Stepwise (original mix)
  9. 9. Thor – Yellow Sky Over Reykjavik (Baikal remix)
  10. 10. Patrick Chardronnet – Random Beauty (original mix)
  11. 11. Ian O Donovan – World Away (original mix)
  12. 12. Manhooker – Higher State (Of Elevation) (original mix)

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