laut.de-Kritik

Party-Songs und Balladen mit der Power von zehn Mann.

Review von

Tower Of Power darf man eine Band mit klarer Handschrift nennen. Ihre 'Trademark' benennt das Tentett mit dem Albumtitel "Step Up" in einem klaren, passenden Slogan. Die Musik bewegt Beine und Stimmungslevel, ist so tanzbar wie 'up-lifting'. Obwohl statt der Texte eher der Vibe die Botschaft vermittelt, packt die Truppe viele Worte in ihre Songs.

Zum aktuellen Sänger Marcus Scott mag man stehen, wie man will - in Erinnerung bleibt er nach dem Hören nicht. Dafür bezieht die Gruppe ihre Strahlkraft in den meisten Tracks aus ihrem massiven orchestralen Sound. Die Spannung einer bewegten Zeit, als es 1968 mit Tower Of Power, kurz ToP, losging, übermittelt das Kollektiv ins Heute, etwa dank der wilden Keyboard-Achterbahnfahrt in "Look In My Eyes".

Das lässige, zugleich energische Zusammenspiel aus dominantem Bass, Bariton- und doppeltem Tenorsaxophon und Trompete erzeugt in der Summe einen dunklen, kraftvollen, euphorischen Klang, der in die Beine fährt: aufwärts, positiv, celebrate! Wir können uns den Mond greifen, mit der Kraft von Liebe, Soulmusik und schwarzem Kaffee alles erreichen ("If It's Tea, Give Me Coffee"). Beispielhaft führt der Song "Any Excuse Will Do" die Stoßrichtung vor Ohren. Dessen stoische, trockene Trance-Stimmung wirkt sensationell erfrischend.

Darüber hinaus klappt das alte Konzept auf "Step Up" leider nur mittelgut. Richtig mitgehen wird man in diesen 55 Minuten eher dann, wenn man sich zwischendrin mal einen alten Song der Truppe gönnt oder die Tracks 3 bis 5 hier radikal skippt; aber es bleibt genug Gutes übrig. Was schief geht: "The Story Of You And I" verliert sich holprig in einem bemüht-ekstatischen Ausflug in quiekende Höhentöne und flachen Background-Gesang. Statt dezent zu sein, kleistern diese Vocals alles zu. Sie klingen in Phrasierungen und Stimmfarben völlig un-soulig und banal.

"Addicted To You" entspricht einem mittelklassigen Auftritt bei einer verkrampften Betriebsweihnachtsfeier, unter dem Motto 'Wir laden uns mal was zwischen Gospel und Jazz ein, aber es soll bitte nichts mit Gospel und Jazz zu tun haben'. Erst ab dem sportlichen "Look In My Eyes" fängt sich das Album. Geniale Trillerfiguren der Bläser werden dort zum 'Thriller'.

"You Da One" entwickelt sich sofort zum Party-Tune. "Sleeping With You Baby" füllt eine in der Musikgeschichte lange klaffende Lücke: die sanfte Jazzfunk-Ballade im Stile von Lionel Richies Commodores. Hier gleitet der gleichmäßigste Tune. Nur im Refrain und im Solo setzt er auf die ToP-typischen Blechbläser. Doch der Song nimmt gefühlsmäßig mit. Er überlädt nicht schon im Intro, bewahrt sich Konturen und Dramatik. Gerade hier lässt sich entspannt zuhören. Denn hier sind die einzelnen Zutaten etwas wert.

Das Schlagzeugspiel von David Garibaldi machte seit jeher einen Großteil der Wiedererkennbarkeit von Tower Of Power aus und lässt sich hier gut mitwippen. In den Intros zu "You Da One" und zum crazy-lasziven "If It's Tea, Give Me Coffee" gibt Garibaldi damit wieder den klassischen verschobenen Taktschlag der Band vor. Letzterer Song zeigt aber auch im Text, was sich in den USA verschoben hat und spielt auf die Arm-Reich-Kluft im Land an: Steuererleichterungen, die nur den Wohlhabendsten zugutekommen, Ungleichheit der 'Working Poor' – Bernie Sanders' Thema.

Die weiteren Tracks hindurch folgt die Combo dann so virtuos ihrem Konzept, dass man sie gerne live sehen will. Einen solchen Effekt kann man sich bei einer Platte ja nur wünschen. Wenn dann das Outro "East Bay! Oaktown All The Way!" einsetzt, möchte man sich diese kleine Minute Stimmungs-Funk gleich ein paar Mal hintereinander anhören und zur East Bay fliegen. Was müssen sie dort für einen Spaß haben!

Trackliste

  1. 1. East Bay, All The Way!
  2. 2. Step Up
  3. 3. The Story Of You And I
  4. 4. Who Would Have Thought?
  5. 5. Addicted To You
  6. 6. Look In My Eyes
  7. 7. You Da One
  8. 8. Sleeping With You Baby
  9. 9. If It's Tea, Give Me Coffee
  10. 10. Beyond My Wildest Dreams
  11. 11. Any Excuse Will Do
  12. 12. If You Wanna Be A Winner
  13. 13. Let's Celebrate Our Love
  14. 14. East Bay! Oaktown All The Way!

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