laut.de-Kritik

Ein Musical mit allem Drum und Dran.

Review von

Nach einem halben Jahrzehnt im klassischen Gewand kehrte Tori Amos im vergangenen Jahr wieder zu ihren poppigeren Singer/Songwriter-Wurzeln zurück ("Unrepentant Geraldines"). Zuvor muss der orchestrale Kreis aber noch amtlich geschlossen werden. Und wer Tori Amos kennt, der weiß, dass die Bardin keine halben Sachen macht.

Bereits im Jahr 2008 wurde die Amerikanerin mit dem Wunsch eines von ihr geschriebenen Musicals konfrontiert. Das Londoner National Theatre beschäftigte sich seinerzeit mit der Umsetzung einer Adaption von George MacDonalds düsterem Märchen von der Lichtprinzessin, die nicht weinen kann, weil sie keine Gefühle empfindet und erst durch die Kraft der Liebe Zugang zu ihrem Innersten erhält. Das perfekte Projekt für eine Ausnahmekünstlerin dachten sich die Theater-Verantwortlichen in London.

Tori sah das ähnlich. Und so tüftelte sie gemeinsam mit dem australischen Drehbuchautor Samuel Adamson solange an dem Mammutprojekt, bis es 2013 endlich hieß: Bühne frei für "The Light Princess". Noch im selben Jahr in London uraufgeführt, serviert uns die Sängerin dieser Tage den allumfassenden Soundtrack. Und der fährt alles auf, was es braucht um Freunde klassisch arrangierter Melodramakost in seinen Bann zu ziehen.

Festgehalten auf zwei CDs und optisch ummantelt von einem farbenfrohen Booklet, inklusive des kompletten Librettos von Samuel Adamson, schlängeln sich die vom Originalensemble eingespielten Stücke ohne Umwege in die Gehörgänge.

Opulent aufbereitet und detailverliebt arrangiert geht es wahlweise in Watte gepackt ("Tears"), melancholisch träumend ("My Little Girl's Smile") oder mit hoffnungsvollem Bombast ("The Solution") zur Sache. Ohne Scheu und mit viel Leidenschaft lassen Tori Amos und Samuel Adamson ihre High-End-Untertanen sich auf sämtliche Emotionsebenen ausleben.

Obendrauf gibts mit "Highness In The Sky" und "Darkest Hour" noch zwei ausgewählte Pianodramen zu hören, bei denen die Chefin höchstpersönlich die Finger spielen lässt. Ein Mikrofon hat man ihr aber leider nicht an den Flügel gestellt. Schade. Das hätte dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt.

Trackliste

  1. 1. Prologue: Once Upon A Time
  2. 2. My Own Land
  3. 3. My Fairy-Story
  4. 4. Queen Material
  5. 5. Sealand Supremacy
  6. 6. Zephyrus Call & Levity
  7. 7. Althea
  8. 8. Scandal
  9. 9. The Gauntlet
  10. 10. Better Than Good
  11. 11. The Solution
  12. 12. Highness In The Sky
  13. 13. Proverbs & Let The Bells Rising & God, The Horror
  14. 14. No H2O
  15. 15. Zephyrus Call Reprise & Althea Reprise
  16. 16. Darkest Hour
  17. 17. After Darkest Hour
  18. 18. Amphibiava
  19. 19. Tinkle, Drizzle, Bubble And Gush
  20. 20. Nothing More Than This, Part One
  21. 21. Part Two: Queen Of The Lake
  22. 22. Drought
  23. 23. The Whistleblower
  24. 24. My Little Girl's Smile
  25. 25. Bitter Fate
  26. 26. The Wedding
  27. 27. Crash In The Universe
  28. 28. Tears
  29. 29. Gravity & Epilogue: Once Upon A Time
  30. 30. Coronation

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