laut.de-Kritik

Was ist Anders ohne Bohlen?

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"Yo! Back in the fact with full respect! The one and only original. Giving you what you've been waiting for and a place to be. My man, BIG T, give it up for the voice of choice: Thomas Anders!" So lautet das Anfangsplädoyer von "Nothing's Gonna Stop Us Now", enthusiastisch vorgetragen von irgendeinem namenlosen Statisten. Wer nun glaubt, Boxkampfansagen passten nicht zu Thomas Anders, der erinnere sich daran, dass die "Dark Side Of Modern Talking" in 20 Jahren Erfolgsgeschichte keine Peinlichkeiten ausgelassen hat. Warum sollte er ausgerechnet jetzt damit anfangen?

"This Time (The 19th Album)" nennt sich das Machwerk Nr. 1 nach dem Split mit Big D. Wir erinnern uns: Das Erstlingswerk der erfolgreichsten deutschen Popband hieß damals "Album Nr. 1". Schön zu wissen, dass es wie daheim bei Muttern auch im Popgeschäft Dinge gibt, die immer gleich bleiben. Und bei Thomas Anders gehört außer der Konsequenz bei der Namensgebung auch ganz besonders das konstante Level dazu, auf dem er seine Popliedchen abliefert. Wie hoch bzw. tief dieses Level einzuordnen ist, ist nach wie vor eine der lustigeren Kontroversen in der deutschen Musiklandschaft.

"This Time" macht da keinen Unterschied. Gleich der erste Song "King Of Love", den der Münstermaifelder als Single rausbrachte, überzeugt mit seiner eingängigen Melodie. Zumindest bis die Erkenntnis kommt, dass eben diese Melodie 1:1 von "Ain't No Mountain High Enough", dem Marvin Gaye/Tammi Tarell-Duett abgekupfert ist. Und das auch noch richtig frech. Raffinierter stellt Anders sich da schon bei "Live Your Dreams" an. Hier geht nur die Hälfte des Songs auf das Konto von Michael Jacksons "Don't Stop 'Til You Get Enough".

Der Großteil der Tracks dümpelt auf seichtem, nett anzuhörendem Mainstreampopniveau dahin und hätte sich ebenso gut auf einem Backstreet Boys- oder N' Sync-Output gemacht. Nichts Neues also. Allerdings hält Bernd Weidung, wie Anders eigentlich heißt, das eine oder andere überraschende Schmankerl für den Konsumenten bereit.

"Independent Girl", die erste Singleauskopplung, weist eine tolle Choralkomposition auf, und es wundert beinahe, dass diverse Radiosender den Song nicht bereits totspielten. "World Of Stars" und "In Your Eyes" sind zwei wirklich schöne Balladen, die den richtigen 'Unter die Haut'-Faktor aufweisen. Zum Schluss schmalzt sich "Paradise" noch mal in bester Orange Blue-Manier in die Ohrmuschel.

Was ist nun anders ohne Bohlen? Nicht viel, denn auch "This Time" ist größtenteils entweder dreist abgekupfert oder billig nachgemacht. Es ist Thomas Anders hoch anzurechnen, dass er im Gegensatz zu Ex-Buddy Bohlen nicht die totale Trash-Pop-Schiene mitfährt. Ob das allerdings auf mehr Mut zum Risiko schließen lässt oder nur auf die Unfähigkeit, eine glatte und saubere Produktion hinzubekommen, ist ebenso unklar, wie die Antwort auf die Frage, warum so viele Lückenfüller sein müssen. Sorry, "Big T" - das war unnötig.

Trackliste

  1. 1. King Of Love
  2. 2. Independent Girl
  3. 3. Tonight Is The Night
  4. 4. Nothings Gonna Stop Me Now
  5. 5. Playing With Dynamite
  6. 6. Every Little Thing
  7. 7. World Of Stars
  8. 8. Night To Remember
  9. 9. This Time
  10. 10. In Your Eyes
  11. 11. How Deep Is Your Love
  12. 12. Paradise
  13. 13. Tba

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