laut.de-Kritik

Ein bärenstarkes Album, das swingt, rockt und poppt.

Review von

Man kann wohl davon ausgehen, dass ausschließlich die Liebhaber alter Motorräder oder fanatische Filmfreaks mit dem Namen Vincent Black Shadow was anfangen können. Dabei handelt es sich nämlich um ein Motorrad aus den 40ern, welches auch in "Fear And Loathing in Las Vegas" eine Rolle spielt. Doch auch eine Band aus Vancouver, Kanada hat sich die Bezeichnung als Namen für ihre Band geholt.

Auf der Popkomm 2006 (auf der die Band mit den Labelkollegen Neurosonic und Bif Naked unterwegs war) bekam ich von ihnen leider nur noch die letzten Töne mit, da gleichzeitig Diablo spielten. So hatte ich nach wie vor keine Ahnung, was bei Genuss der CD eigentlich auf mich zukommt und auch nachdem ich die Scheibe jetzt bestimmt fünf Mal gehört habe, bin ich mir immer noch nicht sicher, als was ich den Sound der Kanadier überhaupt kategorisieren soll.

Aber meist sind das ja die besten Acts und so verhält es sich auch mit The Vincent Black Shadow. Fernab jeglicher Trends oder Stilrichtungen swingen, rocken, jazzen sich die drei Kirkham-Brüder mit Sängerin Cassandra Ford durch 13 Songs und denken nicht im Traum dran, sich auf wenige Schlagworte beschränken zu lassen. Dem Trio mit der Sängerin asiatischer Abstammung ist es gelungen, ein wahrhaft zeitloses Album aufzunehmen.

Fangen wir mit dem Opener "Metro" an, der wie glänzend aufgelegte No Doubt mit einem gehörigen Schuss Swing klingen. Frech, frisch, modern und doch kann man sich locker vorstellen, wie die Mädels den Petticoat dazu schwingen. Weiter gehts mit "Control", das mit der Klaviermelodie und den etwas melancholischern Melodieansatz eine völlig andere Stimmung verbreitet. Fast ein wenig an eine zügigere Nummer von den Corrs erinnert "Bullet On The Tracks", kommt dabei aber überhaupt nicht cheesy rüber.

Von schmalzig oder ähnlichem kann auch bei der Ballade "Don't Go Soft" nie und nimmer die Rede sein. So was spielen sie in den verrauchten Bars alter Philip Marlow-Filme. Großartig, was Pianistin Mary Ancheta und vor allem Sängerin Cassandra hier abliefern. Streicher sind ein wichtiger Bestandteil des pompösen "Valentine" und wenn Cassandra singt "You owe me another night" will man eigentlich nur sagen: "Klar, wann und wo?"

Ist "Broken" nur ein einfach guter Pop/Rock Song, so handelt es sich bei "House Of The Tasteful Men" um einen klassischen Big Band-Track, der gleichzeitig swingt und rockt. Zeigt mir eine Band die das so hinbekommt! Nicht weniger wundervoll klingt die zierliche Sängerin bei "Surgery" und erinnert dabei ein wenig an Evanescences Amy Lee, nur um in "Ghost Train Out" anschließenden so herrlich lasziv und verrucht zu klingen wie die großen Damen der 50er/60er.

Der Titeltrack zählt beinahe noch zu den unauffälligsten Stücken auf der Scheibe, doch schon bei "Dream" zeigt die Stimmungskurve wieder eindeutig nach oben. Das liegt einmal mehr an dem verdammt coolen Swing-Feeling, welches das Kirkham-Trio in den Song packt. Was liegt also näher, als Daddy Kirkham auf "This Road Is Going Nowhere" in die Trompete pusten zu lassen, macht er dies doch auch schon seit 40 Jahren bei den Vancouver Philharmonikern. Absolutely fabulous!

Über allem schwebt ständig die tolle Stimme von Cassandra, die sich fast wie selbstverständlich irgendwo zwischen Debbie Harry von Blondie, Shirley Bassey, Madonna und Gwen Stefani einreiht. Da kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen und so beschließt das poppige "Letters To No One" mit ein paar Skarhythmen ein bärenstarkes Album, das an den Vollzombies in der Redaktion vollkommen vorbei gezogen ist. Schämt euch!

Trackliste

  1. 1. Metro
  2. 2. Control
  3. 3. Bullet On The Tracks
  4. 4. Don't Go Soft
  5. 5. Valentine
  6. 6. Broken
  7. 7. The House Of Tasteful Men
  8. 8. Surgery
  9. 9. Ghost Train Out
  10. 10. Fear's In The Water
  11. 11. Dream
  12. 12. This Road Is Going Nowhere
  13. 13. Letters To No One
  14. 14. Broken (Videoclip)

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