laut.de-Kritik

Mit Elvis der Zukunft entgegen?

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Seit sich die Residents Ende der 70er Jahre zum ersten Mal die Augapfelmasken über ihre Köpfe stülpten gibt es kaum jemanden, der über avantgardistische Popmusik spricht, ohne den Kaliforniern den gebührenden Respekt zu zollen. The Residents sind wie die Bilder Andy Warhols zu Ikonen der Popkultur geworden. Wurzellos sind sie dennoch nicht. Über die Jahre haben sie James Brown, Hank Williams oder den König des Rock'n'Roll mit eigenwilligen Coverversionen gehuldigt.

Ihre 1989 veröffentlichte Hommage "King & Eye" gaben sie nun in die Obhut des Produzenten Paralyzer, der die Elvis-Interpretationen der Residents, unter der Zusicherung völliger künstlerischer Freiheit, fit für das 21. Jahrhundert machen soll. "King & Eye" war seinerzeit Teil der American Composers-Serie, mit der die Residents ihr ganz eigenes Verständnis von musikalischer Tradition auslebten. "King & Eye Rmx" will das Erbe von Elvis nun der nächsten Generation schmackhaft machen.

So viel Liebe zur Geschichte verwirrt, vor allem, wenn die Residents als Hauptakteure in Erscheinung treten. Kann man der Zeit voraus sein mit einem Longplayer voller Elvis-Coverversionen, fragt man sich natürlich besorgt? Die Antwort ist: die Residents können. Nicht auf den ersten schnellen Hörgenuss freilich. Da behalten "Jailhouse Rock" und "Heartbreak Hotel" viel von ihrem Charakter, nicht zuletzt dank der typischen Residents-Stimme, die irgendwo zwischen zynischem Fluchen, schlüpfriger Verführung und außerirdischem Melodieverständnis ihre eigene Welt geschaffen hat.

Blendet man diesen, zugegebenermaßen dominanten Bestandteil des Residents'schen Klanguniversums für einen Moment aus, dann erscheinen dahinter Rhythmen und Sounds, als prägender Höreindruck. "Viva Las Vegas" geht leicht elektroid ins 21. Jahrhundert, "Devil In Disguise" versteckt den Teufel hinter dicken Gitarrenwänden und bei "Surrender" zwingen einen die hektisch gebrochenen Beats vielleicht wirklich dazu, vorschnell die Waffen zu strecken.

In der Lesart der Residents muss das heißen: die letzte Dekade der elektronischen Musik lässt gerade mal einen vorsichtigen Blick auf die Möglichkeiten der Klangkreation der Zukunft zu. Ungehörtes wird uns zu Ohren kommen, wenn die Augäpfel auch weiterhin ihr Unwesen treiben. Dieses Versprechen haben die letzten 25 Jahre Bandgeschichte mehr als einmal einzulösen gewusst.

Trackliste

  1. 1. Baby King
  2. 2. Viva Las Vegas
  3. 3. Jailhouse Rock
  4. 4. Surrender
  5. 5. Devil In Disguise
  6. 6. Heartbreak Hotel
  7. 7. Big Hunk'o Love
  8. 8. Little Sister
  9. 9. Stuck On You
  10. 10. Burning Love
  11. 11. All Shook Up
  12. 12. Don't Be Cruel
  13. 13. Don't
  14. 14. A Fool Such As I
  15. 15. Can't Help Falling In Love

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