laut.de-Kritik

Bohemia forever!

Review von

"Bohemia forever!", verabschiedet sich Stephen Duffy im Booklet zu diesem Album. Und fasst damit seine Lebenseinstellung zusammen: Was sind Hits oder Erfolg im Vergleich zu Integrität und künstlerischer Freiheit? Lieber lebt er abseits der Trends und tut, was er für richtig hält.

Zum Beispiel die Band wieder auf die Beine zu stellen, die er 1987 gegründet hat, und im stürmisch-romantischen Cornwall, dem südwestlichen Zipfel der britischen Insel, ein neues Album aufzunehmen, sein erstes seit acht Jahren. Dazu noch mit Menschen, die ihm nahe stehen, lässt er sich doch von Bruder Nick und Ehefrau Claire begleiten. Ein weiterer Duffy, Melvin, steuerte als Gast Pedal Steele-Töne bei, wobei er kein Verwandter ist.

Seinen Sinn für Hits hat Stephen Duffy unter anderem mit Robbie Williams bewiesen, dessen Album "Intensive Care" (2005) er mitschrieb und co-produzierte. Auch auf "No Sad Songs" sind die Gesanglinien melodisch ausgelegt und die Begleitung harmonisch, umso mehr, als dass sich Claire am Keyboard an Streichersounds austobt. Die immerhin nicht allzu synthetisch klingen.

Wie der Titel verrät, bläst Duffy diesmal weniger Trübsal als etwa auf "Keep Going" (2003). Doch natürlich ist auch in Cornwall nicht alles in Ordnung. "I wanted to freak out the squares / But the squares had many heirs" singt er zu Beginn von "Babylon Revisited", in dem er die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage anprangert. Allerdings begleitet von fröhlichem Karibik-Sound.

Hauptthema ist (natürlich) die Liebe. Allein in "The First Song Of Spring" kommt das Wort "Love"12mal vor. "Let's start a family", schlägt er in der ersten Zeile von "She Writes A Symphony" vor. Der Titelsong handelt von der Harmonie eines zweisamen Lebens, "The Western Greyhound" von der Reise eines Paares zu sich selbst.

Trotz der Streichereinlagen und der sanften Arrangements kommt keine schmalzige Stimmung auf, dafür klingt das Album zu melancholisch. Als wolle Duffy unterschwellig mitteilen, dass Liebe vielleicht doch nur Selbsttäuschung ist. Aber eine, die keinen Alternative kennt, denn was wäre das Leben ohne sie?

Musikalisch geben sich die Beteiligten abwechslungsreicher als zuvor. In "She Writes A Symphony" klingen sie zum Schluss wie Crosby, Stills and Nash, "Rag Tag + Bobtail" ist ein atmosphärisches Instrumental Nick Duffys. Akustikgitarren spielen nach wie vor eine wichtige Rolle, doch nicht mehr die zentrale.

In Bezug aufs Label hat es Duffy zu Tapete Records verschlagen, das eine Hand für eigenwillige Künstler hat. Unter ihnen befindet sich Lloyd Cole, der zwar aus New York stammt, musikalisch aber einen ähnlichen Werdegang hatte wie der Brite. In diesem Sinn: Bohemia forever!

Trackliste

  1. 1. The First Song Of Spring
  2. 2. She Writes A Symphony
  3. 3. The Wedding Song
  4. 4. Babylon Revisted
  5. 5. No Sad Songs
  6. 6. The Dream That Woke Me
  7. 7. Prussian Blue
  8. 8. The Western Greyhound
  9. 9. Rag Tag & Bobtail
  10. 10. A Cat On The Longwave

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