laut.de-Kritik

Die nächsten Paolo Nutinis stehen vor der Tür.

Review von

Der Pressetext verdirbt es einem fast, bevor man nur einen Ton gehört hat: "Nach den Lumineers und Mumford & Sons betritt die Band aus Leeds das wieder neu entdeckte Terrain zwischen Folk und Indierock". Denn eigentlich hängen einem Gruppen, die klingen wie die angeführten, langsam zum Hals raus.

Dass ein gewisser John Porter die jungen Briten produzierte, macht die Sache schon interessanter. Der ist eine Art Sandkastenfreund von Bryan Ferry, arbeitete deswegen an den Alben von Roxy Music, aber auch zum Beispiel mit den Smiths - und überhaupt heimste er bereits neun Grammys ein.

Dementsprechend hochwertig produziert belegt der Opener und Titeltrack "Follow The Road", dass die beiden Dunwell-Brüder samt Bandkollegen einen Song schreiben können, der "Ho Hey" von den Lumineers locker das Wasser reicht. Stampfen, dazu Gitarre plus kratzige Stimme mit dem eingängigen Mantra "Follow the road, my friend" im Refrain. Klar, das bleibt hängen.

Auch "Hand That Feeds" mixt Britrock mit Folk-Elementen. Nicht nur durch ihre fein geschliffenen Kompositionen hält die Band den Hörer bei der Stange. Die Lyrics mögen nicht besonders vielschichtig sein - dafür besitzen die Jungs ein Talent dafür, Texte zu schreiben, die jeder irgendwie auf sich beziehen kann: "I'm not afraid of falling / I just don't wanna hit the ground / I’m not afraid of lie / I just don't wanna tell the truth mo more". Und gerade recht strikt durchgezogene Refrain-Strophen-Wechsel lädt derlei leicht zum Mitgrölen ein.

Einen ziemlichen Tiefpunkt erreicht das Debüt - das schon 2012 in UK erschien – mit der Akustikversion von "Goodnight My City". Etwas Schwung in den Strophen rettet die Dunwells zwar vor dem Komplettausfall. Ansonsten erinnert der Titel an eine Schnulze der Kategorie von James Blunts "Goodbye My Lover".

Auf dem Rest der Platte dreht sich das Quintett in dem Kreis, den es mit den ersten drei Songs abgesteckt hat: trübsinnige Akustiksongs ("Saving Grace"), einprägsame, im Pop angesiedelte Hymnen ("So Beautiful") und reduzierter Folkrock ("Elizabeth"). Gemein haben alle ihre extreme Radiotauglichkeit dank eines nahezu omnipräsenten Mitsing-Faktors.

Landeten Mumford & Sons in ihrer Vorreiterrolle vielleicht eher zufällig im populären Radio, so scheint es bei den Dunwells das erklärte Ziel gewesen zu sein. Mit viel Chor- und Kanongesang sind sie auch auf dem besten Weg dorthin. Mit etwas Glück werden sie die nächsten Paolo Nutinis.

Trackliste

  1. 1. Follow The Road (Tim Palmer Mix)
  2. 2. Hand That Feeds (Jamie Candilorio Mix)
  3. 3. Goodnight My City (Acoustic Version)
  4. 4. Only Me
  5. 5. So Beautiful
  6. 6. I Could Be A King
  7. 7. Elizabeth
  8. 8. Oh Lord (Acoustic Version)
  9. 9. Saving Grace (Acoustic Version)
  10. 10. Blind Sighted Faith (Acoustic Version)
  11. 11. Perfect Timing

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