laut.de-Kritik

Don't believe the hype (anymore)?

Review von

Für die Drums sollte es Schlag auf Schlag gehen: EP geil, massiver Hype, Debütalbum geil und sich dann mit dem Zweitling im Tagesgeschäft etablieren. Am besten innerhalb von zwei Jahren. Diese durchaus standardisierte Form nährt das Geschäft mit Indie-Kids. Wenig verwunderlich, dass die Qualität der Musik oftmals darunter leidet.

Kürzlich beschwerte sich Metronomy-Mastermind Joseph Mount im Interview mit laut.de, dass Hype-Bands oft nicht einmal zu einer kompletten LP kommen, bevor sie fallengelassen werden. Den Drums ging es zum Glück anders. Sie sprühten vor jugendlicher Melancholie und authentischer Coolness. Mit Surfer-Charme und starken Smiths-Referenzen spielte sich das damalige Quartett völlig zurecht in atemberaubender Schnelle in die Herzen der Hörer und Tastaturen der Kritiker.

Dass jedoch nur ein Jahr nach dem fulminanten Debüt die Nachfolgeplatte ansteht, darf skeptisch beäugt werden. Nach dem Ausscheiden von Gitarrist Adam Kessler und einer langen US-Tour mit Ersatzgitarristen müssen sich die Drums als Trio nicht nur inhaltlich neu ordnen. Drummer Connor Hartwick spielt nun Gitarre, während sich der zweite Gitarrist Jacob Graham dem Synthesizer widmet.

Eine derartige Umgestaltung birgt natürlich Chancen zur Weiterentwicklung des eigenen Sounds. Weg vom jugendlichen Slackertum, hin zu einem "erwachseneren" Zweitwerk. Ist das nicht durch die Bank die Rezeption eines typischen Pop-Zweitwerks?

"Portamento" nutzt diese Chancen nur sehr bedingt. Zu sehr schwelgen die Drums in ihrem eigenen Erfolgsrezept. Stakkatos aus dem Drumcomputer, Handclaps, Schellenkranz und ordentlich Reverb auf der Stimme lassen sich weiterhin auf fast jedem Track finden. Das Tempo ist auf Anschlag gedreht, was dazu führt, dass die erste Hälfte ungebremst in die Belanglosigkeit rauscht. Einzig "Days" nimmt sich etwas Zeit und überzeugt mit altem Charme und Simplizität. Dennoch scheint das Fußwippen nur noch alter Reflex zu sein.

Das Synthie-lastige Ende von "I Don't Know How To Love" führt dann jedoch in vielschichtigere Gefilde des Albums. Jacob Grahams Synthesizer bekommt insgesamt mehr Raum, was dem mitunter eintönigen Sound mehr Leben einhaucht. So enthält die zweite Hälfte mit "Searching For Heaven" und "If He Likes It Let Him Do It" die stärksten Tracks des Albums.

Die stärkere Rolle des Synthesizers mag der neuen Formierung geschuldet sein. "Portamento" ist ein deutlicher Qualitätsabfall zum Debüt, läutet aber letztendlich doch eine neue Phase ein, die nicht auf ewige Wiederholung setzt. Das Album fungiert eher als Duftmarke eines neuen Sounds, der jedoch (noch) nicht vollkommen überzeugt und an Eigenständigkeit vermissen lässt. Es ist Zeichen einer Entwicklung, die offensichtlich Zeit benötigt, weshalb man sich soweit möglich nicht den Produktionszwängen unterordnen sollte, auch nicht als Hype-Band.

Trackliste

  1. 1. Book of Revelation
  2. 2. Days
  3. 3. What You Were
  4. 4. Money
  5. 5. Hard to Love
  6. 6. I Don't Know How to Love
  7. 7. Searching for Heaven
  8. 8. Please Don't Leave
  9. 9. If He Likes It Let Him Do It
  10. 10. I Need a Doctor
  11. 11. In the Cold
  12. 12. How It Ended

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