laut.de-Kritik

Die Kirsche auf der Retorte.

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Als Ersatz für John Corabi (Ex-Mötley Crüe) und Marco Mendoza (Thin Lizzy) konnte Gitarrist und Firmenerbe David Lowy den singenden Bassisten Glenn Hughes für seine Dead Daisies verpflichten. Der ehemalige Deep Purple-Fronter steuert das Hardrock-Schiff auf "Holy Ground" in Richtung breitbeinigen Classic Rock.

Lowy erfüllt sich mit der All Star-Truppe ergänzt um Ex-Dio/Whitesnake-Gitarrist Doug Aldrich und Journey-Drummer Dean Castronovo einen Kindheitstraum. Nach dem kraftstrotzenden Opener "Holy Ground", zeigt Rock'N'Roll-Nomade Hughes auf dem augenzwinkernd betitelten "Like No Other (Bassline)" seine Fähigkeiten als Performer und Songwriter.

Auch wenn ernste Themen überwiegen, sendet die Band mit "Come Alive" einen Extreme-funkigen Lichtstreif am harten Horizont. Seine Fußstapfen hat Hughes auch bei Gary Moore und Black Sabbath hinterlassen. Jüngst hat er gemeinsam mit Jason Bonham und Joe Bonamassa mit Black Country Communion die Schlote Birminghams zum Qualmen gebracht.

Bei The Dead Daisies ist der 68-Jährige nun die Kirsche auf der Retorte. "Bustle And Flow" lehnt sich an Spätachtziger Megaseller "Permanent Vacation" und "Pump" von Aerosmith an. Ein wenig Entspannung für die strapazierten Stimmbänder bietet "My Fate", in dem das Quartett nach den schwerverdaulichen Brocken der Grunge-Ikonen Soundgarden oder Alice In Chains klingt.

"Chosen And Justified" atmet wieder Stadion Rock-Atmo, während der Midtempo-Brecher "Saving Grace" in kleinen Clubs den Schweiß von der Decke träufeln lässt. "30 Days in A Hole" dreht noch weiter an der Zeitschraube und wildert in den Siebzigern, während "Righteous Days" wie eine Mischung aus Guns N' Roses und AC/DC klingt.

Mit dem überlangen, balladesk angehauchte Epos "Far Away", das zum Ende hin eine furiose Wendung nimmt, gelingt der Gruppe eine echte Überraschung auf einer Platte, die ansonsten verlässliche und abgehangene Rock-Momente zu bieten hat.

Trackliste

  1. 1. Holy Ground (Shake The Memory)
  2. 2. Like No Other (Bassline)
  3. 3. Come Alive
  4. 4. Bustle And Flow
  5. 5. My Fate
  6. 6. Chosen And Justified
  7. 7. Saving Grace
  8. 8. Unspoken
  9. 9. 30 Days In The Hole
  10. 10. Righteous Days
  11. 11. Far Away

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3 Kommentare mit 15 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Dank eurer bescheuerten Morher's Cake 3 Sterne Wertung erwarte ich jetzt hinter jedem mittelmäßig beurteilten Rock-Album eine astreine Offenbarung. Danke dafür...

  • Vor 3 Jahren

    Jeder bescheuerte Rapper bekommt 5 Sterne und die Daisies nur 3? Klassischer Rock voll von vorne. Was eine Wohltat im Vocodebrei dieser Tage. 4 bis 5 Sterne von mir, aber nur, weil 5 Sterne eigentlich nur für die wirklichen Mega-Alben der Geschichte reserviert sein und nicht inflationär vergeben sein sollten.

    • Vor 3 Jahren

      "Was eine Wohltat im Vocodebrei dieser Tage."

      Gibt genreunabhängig genug Zeug, dass ohne Vocoder auskommt dieser Tage. Musst es halt auch hören.

    • Vor 3 Jahren

      Abgesehen vom üblichen Subjektivitätsblabla einer Rezension (das natürlich wahr ist) kann man laut.de in Sachen Wertung mittlerweile ziemlich in die Tonne kloppen. Bei den einen Genres sitzen eben wenig kritische Redakteure, bei den anderen die besonders kritischen. Um ungefähre Standards wurde sich schon länger nicht gekümmert, wenn überhaupt jemals.

    • Vor 3 Jahren

      Ja, stimme zu. Die Gölzifizierung hat der rezensionalen Qualität wirklich den Todesstoß verpasst.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      "Um ungefähre Standards wurde sich schon länger nicht gekümmert, wenn überhaupt jemals."

      Warum denn auch? Wer ernsthaft die Punktewertung am Ende der Rezi für besonders essenziell hat, zerdrückt zum Zeitvertreib wahrscheinlich auch Bierdosen mit der Stirn.

    • Vor 3 Jahren

      Naja, man hat keine Zeit in alles zu lesen oder überall reinzuhören und selektiert schon etwas nach Bewertungen. Vllt auch geprägt aus der Zeit, als man das hier noch fast blind konnte. Allgemein natürlich wahrer Kern. Ragisms Punkt stimmt aber auch, da ist schon eine große Diskrepanz, je nach Genre.

    • Vor 3 Jahren

      Was für Maßstäbe oder Richtlinien eine Redaktion für sinnvoll erachtet, ist allerdings etwas anderes als das Ernstnehmen der Leser. Pitchfork schafft es trotz vieler Redakteure ja auch ziemlich gut, ein gewisses Niveau und eine ungefähre Verlässlichkeit zu halten, woran sich Leser orientieren können.

    • Vor 3 Jahren

      "Warum denn auch?"

      Tja weil jedes ernst zu nehmende Käseblatt Standarts haben muss, um ernst genommen zu werden.

      Die Bild würde keiner lesen, da es Standart ist das Redakteure quasi im Knopfloch der Mächtigen sich eingerichtet haben. Das gilt auch für den Spiegel, Welt, Zeit usw.

      Zurück zum Nischenprodukt Musimag. Wenn Schreibkraft A nen E-Bass nicht von einer E-Gitarre unterscheiden kann und Schreibkraft B dir dafür auswendig ohne Recherche auf nem Grashalm irgendwas von Pink Floyd vorspielen kann, dann braucht es Standarts. Weil das von seinen Lesern zu verlangen, siehe oben, irgendwann lesen sie den Unsinn halt nicht mehr.

  • Vor 3 Jahren

    "krafttrotzenden"

    Fehlt da nicht das "s"? So ist es ein freudscher Versprecher, angesichts der Wertung. ;)