laut.de-Kritik

Die Wegbereiter von Interpol in bestechender Form.

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Die australische Formation The Church feiert im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Und wäre da nicht eine Single aus dem Jahr 1987, die Geschichte von The Church würde wohl bis auf einige Insider niemanden interessieren.

"Under The Milky Way" hieß die Hitsingle, die The Church in die Spitzenregionen der Charts katapultierte. Jenseits der mit viel Pop aufgelandenen 80ies Hymne haben The Church in ihrer Musik stets auch die dunklen Seiten ihres Daseins zum Klingen gebracht. Das zeigt sich gerade bei "Untitled #23".

Gleich der Auftakt des insgesamt zehn Stücke umfassenden Albums gerät mit "Cobalt Blue" und "Deadman's Hand" alles andere als fröhlich. Der klagende Gesang von Steve Kilbey drückt den Songs ihren Stempel auf, schwer und drückend sind die Bassmelodien, beinahe schleppend die Drums.

Einzig die Gitarrensoli, unterstützt von dicken Streichersätzen, scheinen luftig über der melancholischen Grundstimmung von "Cobalt Blue" zu schweben. Die unüberhörbaren Psychedlic-Anleihen, die mit "Deadman's Hand" auf "Untitled #23" Einzug halten, tragen ebenfalls zum wenig fröhlichen Charakter bei.

Gesanglich erinnert Kilbey ein ums andere Mal an Bauhaus-Frontmann Peter Murphy, musikalisch sind die frühen Platten von David Bowie ein Referenzpunkt, den man setzen kann. Aus dieser Tradition kommend, zeigt "Untitled #23" gleichzeitig auch, wie wichtig Bands wie The Chameleons oder eben The Church für die Veröffentlichungen von Interpol waren. Ohne den Gitarrenwave, wie ihn diese beiden Bands prägten, ist deren Karriere nicht denkbar.

Der dunkle Eindruck von "Untitled #23" beginnt sich erst nach der Hälfte der Stücke mit "On Angel Street" langsam etwas aufzuhellen. Der Pop kehrt ganz vorsichtig zurück in die Musik. Beinahe schon pathetisch kann "Sunken Sun" im Anschluss allerdings nicht wirklich überzeugen. In der Folge bleiben die Moll-Akkorde dominant, was ganz entscheidenden Anteil am homogenen Eindruck hat, den der Longplayer hinterlässt.

Nervöse Tastendrücker seien an dieser Stelle vorgewarnt: Die neue Platte ist nichts für Zwischendurch. Wer von den Australiern etwas haben will, der sollte auch die nötige Zeit mitbringen, um nach Belieben in die melancholischen Sounds von The Church eintauchen zu können.

Trackliste

  1. 1. Cobalt Blue
  2. 2. Deadman's Hand
  3. 3. Pangaea
  4. 4. Happenstance
  5. 5. Space Saviour
  6. 6. On Angel Street
  7. 7. Sunken Sun
  8. 8. Anchorage
  9. 9. Lunar
  10. 10. Operetta

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