laut.de-Kritik

Es wird galoppiert, gewiehert und auf dicke Hose gemacht.

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Knapp zwei Wochen vor dem Weihnachtsfeste drängeln sich die letzten musikalischen Outputs in die überfüllten CD-Regale der Nation, um noch einen der begehrten Plätze unterm heimischen Tannenbaum zu ergattern. Auch The BossHoss wollen sich in diesem Jahr noch etwas Weihnachtsgeld dazuverdienen und so scheuchten Alec Völkel und Sascha Vollmer ihre Technik-Untertanen im Background so lange durchs Studio Boecker, damit der diesjährige Tournee-Höhepunkt (Berlin) auch ja pünktlich zur flächendeckenden Weihnachtszettel-Schreiberei fertig wird.

Nun liegen sich alle Beteiligten in den Armen, denn was vor gerade einmal sechs Wochen im Beisein von 10.000 Hauptstädtern live zelebriert wurde, kann man sich bereits jetzt - fernab von muffelndem Achselschweiß und fliegenden Ellbogen - in den trauten vier Wänden zu Gemüte führen.

Doch hat sich die Fast-Forward-Schufterei der letzten Wochen auch gelohnt? Für die eingefleischten Fans der Spree-Cowboys sicherlich, denn auf zwei CDs bekommt man einen zwanzig Songs starken Party-Rundumschlag vor den Latz geknallt. Es wird galoppiert, gewiehert und reichlich auf dicke Hose gemacht. So kennt man sie.

Doch während sich die Die Hard-Gefolgschaft mit ihren Dalton-Boots von H&M und peinlichen Kopfbedeckungen betäubt von simpel strukturierten Punkrock-goes-Hillbilly-Klängen ins Nashville-Nirwana verabschiedet, verschränken Nicht-Mitglieder eher kopfschüttelnd die Arme. Das liegt vor allem daran, dass die meisten BossHoss-Songs auch unter Live-Bedingungen nicht aus ihrer Haut können.

Zwar lassen zackige Dreiminüter wie "Bullpower" und "A Little Bit More More More" den einen oder anderen Punkrock-Fuß mitwippen, doch sorgt das restliche Mid-Tempo-Schaffen der Band lediglich für Hochstimmung innerhalb einer geschlossenen Gesellschaft. Ein bisschen Airplay-Foxtrott hier, eine Prise Seeed-Gebläse da, reichlich aufgesetzte Lagerfeuer-Romantik und obendrauf noch eine leichte Spur Distortion, damit auch der Truck Stop-Fan mit Rock'n'Roll-Wurzeln auf seine Kosten kommt. The BossHoss wollen eben alle mitnehmen.

Denn wer sich zwischen den Songs mit Ansagen zum Fremdschämen aus dem Englisch-Lexikon über Wasser halten muss und sich obendrein noch an plastischer Yo-Baby-Yo-Baby-Yo-Attitüde vergreift, dem sind die Wurzeln des Ganzen genauso wichtig, wie Öff Öff ein morgendlicher Duschgang.

Visuell ist das natürlich eine ganz andere Baustelle, wenn 10.000 Eingefleischte die Arme in die Luft strecken und die Max-Schmeling-Halle in einen farbenfrohen Hexenkessel verwandeln. Das hat schon was – und daher gibt's das Komplettpaket auch im High-Tech-Format fürs Homekino. So ganz ohne optischen Reiz schnürt man sich hier aber nicht freiwillig das Lasso um die Hüften.

Trackliste

  1. 1. God Loves Cowboys
  2. 2. Bullpower
  3. 3. Eager Beaver
  4. 4. I Keep On Dancing
  5. 5. Do It
  6. 6. Whatever
  7. 7. Polk Salad Annie
  8. 8. A Little Bit More More More
  9. 9. What If
  10. 10. I Say A Little Prayer
  11. 11. My Personal Song
  12. 12. Stallion Battalion
  13. 13. Backdoor Man
  14. 14. Last Day
  15. 15. Sx On Legs
  16. 16. Rodeo Radio
  17. 17. Don't Gimme That
  18. 18. Hey Ya
  19. 19. Marry Marry Me
  20. 20. Word Up

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13 Kommentare mit 24 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    :mad: alle umbringen. und nachher johnny cash, hank willliams, hankIII und evtl sogar den ski king hören

  • Vor 10 Jahren

    Jaja Laut wir habens kapiert, ihr könnt Boss Hoss nicht leiden. Was bei einer normalen Albumrezi ja noch ein Faktor wäre entwickelt sich bei einem Livealbum aber zur Farce. Was ist bei einem Livealbum wichtig? Der Sound, die Atmospähre und Stimmung. Und die sind laut eurer Aussage ja sehr gut. Und dass Leute, die keine Fans von Boss Hoss sind sich auch keine Livealben kaufen werden ist doch irgendwie logisch oder?
    Als Musikmagazin sollte man es besser wissen.

  • Vor 10 Jahren

    The Bosshoss sind unheimlich deutsch. Interessant wie ein paar Jungens von der Würstchenbude, versuchen sie sich an der Imitation von cooler Pomadenrockmusik, wie sie eigentlich nur wirklich charismatische Künstler verkörpern können.

  • Vor 9 Jahren

    Okay, "Best Live Performance international" klang halt so, als hätten sie dafür irgendeinen Award bekommen. Echo oder so, der ja aber bekanntlich keine deutsche Band mit einem internationalen Preis auszeichnen würde.

    Wer sind dann "sie alle", die sie zur besten Live Performance gekürt haben?

  • Vor 9 Jahren

    "Sie alle" sind die Leute, die im Internet für The BossHoss gestimmt haben. Und sie haben einen Award bekommen. Für "Best Live Performance international".

  • Vor 9 Jahren

    "Sie alle" stimmen auch für Bachelores, Topmodels, Raab-Spielchen, Frauen-/Bauern-/Herren-Tausch, Big Brother und wat weiß ich ab.. die Schnittmenge mit den BossHoss-Abstimmern schätze ich an die 100%. :)

    • Vor 9 Jahren

      Ist doch egal, für was "sie alle" noch abstimmen. Ihnen gefiel The BossHoss. Und meine Freundin hat auch für die gestimmt und für sonst nichts.

    • Vor 9 Jahren

      "sie alle" = die anderen, die im heim mit ihr auf einer etage wohnen.

    • Vor 9 Jahren

      Ich wohne mit niemanden zusammen. Geht also leider nicht. Und im Heim bin ich auch nicht, aber ich nehme mal an das sollte eine Beleidigung sein. Es hat mich zu tiefst getroffen. ;-)

    • Vor 9 Jahren

      lady, du kommst hier angeschneit und jammerst, dass die von dir präferierten bands keine, zumindest deiner meinung nach, würdigen kritiken bekommen.
      "die wurden aber von allen zum international liveact gewählt." ist halt keine wirklich gute begründung, mit der man nachhaltig punkten könnte. vom niveau her auf dem level von "die sind blöd, weil die "meine" musik nicht toll finden!".
      und wenn du die charmant findest, ist das schön für dich und sei dir auch zu gönnen. "charmant sein" ist aber irgendwie keine begründung dafür, dass auch deren musik gut wird.
      wenn du die gut findest, hör sie dir an und werde glücklich. lass aber denen, die sie musikalisch nicht so dicke finden auch ihre meinung.

    • Vor 9 Jahren

      Lass ich doch. Habe ich ganz am Anfang geschrieben. Ich meinte nur, dass niemand beleidigt werden muss. Das zeigt Schwäche. Ich denke, dass die Diskussion beendet ist. Ich habe niemals gesagt, dass jemand blöd ist, nur weil er BossHoss nicht mag.

    • Vor 9 Jahren

      Wenn jemand beleidigt wird, dann sollte das nämlich stilvoll geschehen, etwa in dieser Form: "Hihihi, der Rezensent hatte bestimmt Ohropax in den Ohren!"

      Denn Stil heißt, eine Meinung und Sprache zu pflegen, die jeder andere Mensch genauso vertreten kann, sodass man das Gesagte nur noch zu unterschreiben braucht.