laut.de-Kritik

Hörenswertes Storytelling mit vielfältigen Sound-Details.

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Sie haben in den Staaten seit 1997 bereits sechs Alben veröffentlicht, doch in der Rest-Welt gelten "The Bacon Brothers" noch immer als Geheimtipp. Mit "New Year's Day" erscheint nun auch hierzulande erstmals eine CD des prominent besetzten Doppels. Hollywood-Star Kevin Bacon ("Flatliners", "Apollo 13", "JFK - Tatort Dallas") beweist damit im Verbund mit Bruder Michael, dass ihre Band nicht etwa den überflüssigen Sidekick eines anerkannten Schauspielers darstellt.

Höchst gewinnend gestaltet sich der titelgebende Alben-Opener. Wähnt man sich während des grungigen E-Gitarren-Riffs zu Beginn in einem womöglich kräftig dampfenden Rock-Süppchen, verlegen Michael und Kevin ihr Augenmerk schon bald in poppige Gefilde, und das mit Pfiff und Klasse. Beach Boys-angehauchte Chöre begleiten den hier besungenen "Endless Summer" mitsamt Flower-Power-Glöckchen, Verweisen auf "Let's Go To San Francisco" sowie satt schwellender Orgel.

Doch bleibt "New Year's Day" als bewusst gewählter, in dieser Form eindeutiger Pop, die Ausnahme. In der Folge konzentrieren sich die Brüder auf unaufgeregtes, gediegenes Songwriting, dessen Wurzeln klar in den klassischen amerikanischen Traditionen aus Folk, Rock und Soul liegen. Überladener Mainstream-Rock ist nicht ihre Sache. Stattdessen legen Michael und Kevin ihr Augenmerk auf hörenswertes Storytelling mitsamt präzisen, abwechslungsreich eingestreuten Sound- Details.

Die ironisch mit "Go My Way (The Ipod Song)" betitelte nächste Nummer bietet keine neuzeitliche Klang-Zusammenstellung für den gemeinen, jugendlichen Knöpfchen-im-Ohr-Hörer. The Bacon Brothers spazieren weiter aufs Roots-Pfaden: dezent rumpelt mal hier ein Shuffle, und dort erklingt eine Mundharmonika ("Tell Me What I Have To Do"). Melodik und Eingängigkeit werden großgeschrieben, doch nicht auf Kosten von eigentlichem Nährwert. "Architeuthis" wiegt sich gar zu walzerseligen Akkordeon-Klängen.

Zur Klasse der 11 Songs trägt auch eine erlesene Gruppe von Gastmusikern bei. Unter anderem bereichern Gitarrist Ira Siegel (Steve Winwood), Keyboarder Charles Giordano (Bruce Springsteen) und Schlagzeuger Fank Vilardi (Suzanne Vega) den Sound der Bacon Brothers. Resultat: ein stets transparentes und mit vielerlei Attraktivitäten gespicktes Arrangement- und Produktionsbild.

"New Year's Day" bedeutet die kurzweilige und stimmige Werkschau hauptberuflich zwar völlig unterschiedliche Wege gehender Brüder, deren gemeinsame musikalische Arbeit dennoch saubere und stimmige Ergebnisse vorweist. Mehr noch: dank der bodenständigen Haftung geht er hier um die Essenz eines Songs, um die ernsthafte Umsetzung und Neuinterpretierung klassischer Song- und Sound-Strukturen.

Keine Spur von Star-Vehikel: The Bacon Brothers bieten eine rundum stimmige Kollektion fein geschriebener und ausgearbeiteter Nummern aus der traditionellen Singer/Songwriter-Werkstube.

Trackliste

  1. 1. New Year's Day
  2. 2. Go My Way (The iPod Song)
  3. 3. Almost Got Rich
  4. 4. Bunch Of Words
  5. 5. Bitter Man
  6. 6. Tell Me What I Have To Do
  7. 7. Architeuthis
  8. 8. Children
  9. 9. Eye Of The Storm
  10. 10. Wild Life
  11. 11. Kikko's Song

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