laut.de-Kritik

Diese Klänge legen sich wie eine warme Decke über dich.

Review von

Was die Sache mit den Sänger angeht, haben TesseracT ja wirklich Scheiße am Huf. Seit aus dem ehemaligen Soloprojekt von Gitarrist Acley Kahney eine echte Band wurde, gehen die Herren Sangeskünstler mit schöner Regelmäßigkeit nach knapp zwei Jahren stiften. Elliot Colemen hat es zuletzt gerade mal ein Jahr hinterm Mikro ausgehalten.

Ashe O'Hara ist also der Fünfte, der versuchen muss, TesseracT ein eigenes Gesicht zu verpassen. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht, denn Ashe hat eine ausgesprochen schöne, warme und charakteristische Stimme. Man darf wohl davon ausgehen, dass der Mann auch screamen kann, doch auf "Altered State" hält er sich diesbezüglich schwer zurück.

Dabei lassen sich Annäherungen an Lajun Witherspoon genauso raushören wie an Arno Menses. Vor allem, wenn Ashe in die ganz hohen Bereiche vordringt. Das mag aber auch dem Material geschuldet sein, das zwar immer wieder mit dem typischen Djent-Riffs aufwartet, allgemein aber deutlich größeren Wert auf angenehm warme Klang- und Songstrukturen legt.

Dabei täuscht der Gesang auch ein ums andere Mal darüber weg, wie komplex die musikalische Struktur eben doch immer wieder ist. Man könnte von einer Mischung aus Anathema und Animals As Leaders sprechen.

Um den Vergleich mit Letzteren noch zu steigern, gibt es das Album auch als Ausgabe mit Instrumental-CD. Das wird mit Sicherheit ebenso seinen Reiz haben, aber ich möchte die Stimme von Ashe nicht wirklich missen. Zumal es immer wieder recht ausführliche Instrumentalpassagen gibt, die atmosphärisch ebenso was her machen.

Auch wenn die zehn Songs auf "Altered State" noch mal in vier Kapitel "Of Matter", "Of Mind", "Of Reality" und "Of Energy" unterteilt wurden, ist es beinahe überflüssig, auf einzelne Stücke einzugehen. Das komplette Album legt sich beim Hören wie eine warme Decke über dich und nimmt dich mit auf eine Reise durch Zeit und Raum.

Allein "Calabi-Yau" und den Rausschmeißer "Embers" möchte ich gesondert benennen, weil sich hier mal wieder zeigt, dass man mit einem Saxophon wirklich fantastische Sachen anstellen kann, wenn man nicht gerade versucht, so avantgardistisch schräg wie möglich zu klingen.

Trackliste

  1. 1. Of Matter - Proxy
  2. 2. Of Matter - Retrospect
  3. 3. Of Matter - Resist
  4. 4. Of Mind - Nocturne
  5. 5. Of Mind - Exile
  6. 6. Of Reality - Eclipse
  7. 7. Of Reality - Palingenesis
  8. 8. Of Reality - Calabi-Yau
  9. 9. Of Energy - Singularity
  10. 10. Of Energy - Embers

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT TesseracT

Comic-Fans wird der Begriff Tesseract schon das ein oder andere Mal untergekommen sein, denn dieser kosmische Würfel spielt in diversen Marvel-Comics …

3 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    danke für die review und dafür, dass diese großartige band hier berücksichtigung findet! tesseract müssen intensiv gehört werden, und das geht vor allem bei dieser band nur ohne druck und in der passenden emotionalen verfassung. daher find ichs einerseits echt klasse, dass sich eddie das album angehört hat und ne kritik geschrieben hat. andererseits ist es fraglich, ob man dieses album nach so kurzer hörzeit, unter druck und unter massiver death-thrash-whatsoever-befeuerung bewerten kann. das ist nicht zynisch genmeint. ich selbst will mich zu keinem vor-urteil hinreißen lassen, sondern nur erste eindrücke beschreiben: stimme des sängers ist ganz groß und lässt mich dan tompkins ernsthaft vergessen, obwohl ich dachte, dass ich mir tesseract ohne dan nie mehr anhören könnte. die einzelnen songs gehend fließend ineinander über und funktionieren wunderbar zusammen als gesamtkunstwerk, sind für mich allerdings (noch!) nicht als einzelne tracks mit alleinstellungsmerkmal erkennbar, was bei den tracks auf "one" der fall war. musikalisch geht es entweder deutlich weniger komplex als auf dem vorgänger zu, oder ashe o'hara's stimme hüllt alle songstrukturen so sehr ein, dass deren technische ausgefeiltheit erst nach mehrmaligem hören deutlich wird. die emotionale bandbreite der musik erscheint mir leider bislang geringer als bei "one", weil mir die screams von dan und die meshuggah-esken gitarrenbrechstangen fehlen. aber: das sind nur erste eindrücke und ich freue mich auf die erschließung des albums!

  • Vor 10 Jahren

    danke für die review und dafür, dass diese großartige band hier berücksichtigung findet! tesseract müssen intensiv gehört werden, und das geht vor allem bei dieser band nur ohne druck und in der passenden emotionalen verfassung. daher find ichs einerseits echt klasse, dass sich eddie das album angehört hat und ne kritik geschrieben hat. andererseits ist es fraglich, ob man dieses album nach so kurzer hörzeit, unter druck und unter massiver death-thrash-whatsoever-befeuerung bewerten kann. das ist nicht zynisch genmeint. ich selbst will mich zu keinem vor-urteil hinreißen lassen, sondern nur erste eindrücke beschreiben: stimme des sängers ist ganz groß und lässt mich dan tompkins ernsthaft vergessen, obwohl ich dachte, dass ich mir tesseract ohne dan nie mehr anhören könnte. die einzelnen songs gehend fließend ineinander über und funktionieren wunderbar zusammen als gesamtkunstwerk, sind für mich allerdings (noch!) nicht als einzelne tracks mit alleinstellungsmerkmal erkennbar, was bei den tracks auf "one" der fall war. musikalisch geht es entweder deutlich weniger komplex als auf dem vorgänger zu, oder ashe o'hara's stimme hüllt alle songstrukturen so sehr ein, dass deren technische ausgefeiltheit erst nach mehrmaligem hören deutlich wird. die emotionale bandbreite der musik erscheint mir leider bislang geringer als bei "one", weil mir die screams von dan und die meshuggah-esken gitarrenbrechstangen fehlen. aber: das sind nur erste eindrücke und ich freue mich auf die erschließung des albums!

  • Vor 10 Jahren

    Sehe ich genauso @ Post über mir.
    Wer rein hören will, das Album steht komplett auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=rmR0gkojHDs